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Foto: Babian Nockel / Central Studios
Mit Miniaturen die Fantasie füttern: Michael Zanzinger überzeugt Kunden mit Modellen aus dem 3D-Drucker. Auch Ersatz- und Sonderteile druckt er aus.

Inhaltsverzeichnis

Holzhelden

3D-Druck im Betrieb macht Beratung greifbar

Was nutzt ein 3D-Drucker in der Schreinerei? Michael Zanzinger kennt die Antwort. Er setzt digitale Helfer bei Kundenberatung und Auftragsbearbeitung gewinnbringend ein.

  • Was tun, wenn die Vorstellungskraft ihre Grenzen erreicht? Komplexe Entwürfe macht Michael Zanziger erlebbar.
  • 3D-Skizzen und Fotomontagen des Projektentwurfs sind der erste Schritt. Bei Bedarf druckt der Tischler sogar 3D-Modelle, um der Vorstellungskraft der Interessenten auf die Sprünge zu helfen.
  • Zum Einsatz kommt der 3D-Drucker aber auch bei anderer Gelegenheit: bei der Fertigung von Sonder- und Ersatzteilen.

Wie vermittelt man einen komplexen Entwurf so, dass er den Kunden überzeugt? Michael Zanzinger hat darauf eine ganze Reihe moderner Antworten gefunden, die viel Beratung und manches digitale Hilfsmittel beinhalten. Je nach individuellem Bedürfnis bietet er Kunden die passende Lösung an, um ihr Vorstellungsvermögen zu unterstützen. Und das rechnet sich: „Wir hatten im letzten Jahr so viel zu tun, dass wir es kaum bewältigen konnten“, erklärt der Schreinermeister.

Haupteinsatzgebiet der Zanzinger GmbH ist der Außenbereich des Eigenheims von Privatkunden: Die Schreiner haben sich auf Wintergärten, Terrassendächer, Lamellendächer und Sonnenschutz spezialisiert. „Wir verstehen uns bei Kundenanfragen aber als Ansprechpartner für alles und installieren auch Fenster, Haustüren und Zimmertüren“, erklärt der Unternehmer. Der 10-köpfige Betrieb aus dem baden-württembergischen Crailsheim fährt eine Mischstrategie aus eigener Fertigung und dem Einsatz von Kommissionsware. „Unsere Wintergärten produzieren wir komplett selbst und die Terrassendächer zum Teil auch“, betont der Handwerker.

Vorstellungskraft unterstützen

Insbesondere bei baulich komplexen Erweiterungen wie Wintergärten und Terrassendächern erreicht die Vorstellungskraft eines Kunden leicht ihre Grenzen. Wirkt das Bauwerk zu groß für Haus und Grundstück? Passt der Stil zum Gebäude? Michael Zanzinger unterstützt seine Kunden in mehreren Schritten, damit sie die für sich optimale Lösung finden. „Wir erarbeiten das passende Design gemeinsam mit den Kunden. In der Beratungsphase ist es besonders wichtig, Zeit in die Planung zu investieren“, erklärt der Unternehmer.

Nach einem telefonischen Erstgespräch fährt Michael Zanzinger gewöhnlich zum Interessenten für eine Vor-Ort-Beratung. Nachdem der potenzielle Kunde sein Angebot erhalten hat, kommt er meist für eine zweite Beratung zum Unternehmensstandort: In seiner Ausstellung zeigt der Betrieb Bauwerke vom Wintergarten bis zum Carport in Lebensgröße. „Hier machen wir unseren Kunden ihr persönliches Angebot anhand von Mustern greifbarer“, berichtet Zanzinger.

3D-Druck dient mehreren Zwecken

Braucht die Fantasie des Auftraggebers noch mehr Futter, greift der Unternehmer tiefer in die digitale Trickkiste. Kunden erhalten nicht nur eine 3D-Skizze ihres Projektentwurfs, sie können auf Wunsch auch eine Fotomontage des gerenderten Wintergartens auf ihrem realen Grundstück bekommen. „So sehen sie, wie das neue Bauwerk sich in die gesamte Wohnumgebung einfügt“, erklärt der Schreinermeister. Und das Unternehmen geht noch einen Schritt weiter: Mit dem 2019 angeschafften 3D-Drucker erstellt der Betrieb auch 3D-Modelle von seinen Entwürfen. „Das half schon der Vorstellungskraft von manchem Kunden“, betont Zanzinger.

Besonders häufig kämen die kleinen 3D-Modelle bei Ausstellungen zum Einsatz, damit Interessenten aus beliebigen Blickwinkeln einen Eindruck verschiedener Bauweisen gewinnen können. Auch einen ganz praktischen Nutzen habe der 3D-Drucker: „Einige funktionale Sonderteile oder Ersatzteile wie einen Ablauf oder einen Deckel haben wir damit auch schon herstellen können“, berichtet Zanzinger.

Genaue Messung spart Montagezeit

Hat Michael Zanzinger den Auftrag für einen Wintergarten erhalten, vermisst er den Projektstandort detailliert mit einem 3D-Lasermessgerät. „Die Messpunkte, die das Gerät erfasst, importiere ich in mein Zeichenprogramm. So kann ich den Rohkörper erstellen und einen genauen 3D-Entwurf zeichnen“, erklärt der Schreiner. Die Methode sei um einiges aufwändiger als eine herkömmliche Vermessung, doch sie biete einen entscheidenden Vorteil: „Ich sehe ganz genau, wenn am Haus des Kunden etwas nicht ganz gerade ist oder Elemente nicht rechtwinklig zueinander stehen.“ So könne der Betrieb konstruktive Unregelmäßigkeiten beim Kunden bereits in der Fertigung ausgleichen, anstatt das mühsam auf der Baustelle zu erledigen. Der Mehraufwand des lasergestützten 3D-Aufmaßes mache sich daher bei der Montage bezahlt.

Während das Unternehmen in Kundenberatung, Konstruktion und Organisation stark auf Digitalisierung und Innovation setzt, ist es in der Fertigung eher handwerklich traditionell aufgestellt.

Zum Bau seiner Wintergärten – meist fertigt der Betrieb sie aus Holz-Aluminium-Elementen – verarbeitet das Unternehmen viel Leimholz. Es wird mit der beidseitigen Gehrungssäge zugeschnitten, mit der Winkelanlage bearbeitet und mit weiteren Fräsungen versehen, ehe es geschliffen wird und eine Oberflächenbehandlung bekommt. Diese Art der Fertigung ohne kostspielige CNC-Technik passt zur Kostenstruktur der Produkte des Unternehmens. „Unsere Maschinen laufen nicht den vollen Tag, weil ein großer Teil der Arbeitszeit auf die Montage beim Kunden entfällt“, erklärt Zanzinger.

Bei Planung und Dokumentation setzt das Unternehmen dagegen voll auf Digitalisierung. Schon 2013 haben die Schreiner ein Dokumentenmanagementsystem eingeführt. Alle Vorgänge eines Auftrags sowie die Arbeitszeit werden für jeden Kunden unter einer zentralen ID gespeichert. Künftig will Zanzinger die Prozesse seiner Schreinerei noch weiter verbessern. Digitales Optimierungspotenzial sieht er etwa in der Konstruktion, wo mehr Bauteile vom System abgebildet und beispielsweise für das automatische Bestellwesen ausgegeben werden könnten. „Wir wollen nicht unbedingt weiter wachsen oder mehr Umsatz machen. Aber wir wollen den Ertrag weiter steigern“, sagt Zanzinger.

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