Auf einen Blick:
- Building Information Modeling ist eine kooperative Arbeitsmethode. Basis ist ein 3D-Modell, in dem jede Menge Daten zu einem Bauprojekt gesammelt werden.
- Wie der Einsatz von BIM für Handwerker in der Praxis funktioniert, erklärt ein BIT-Berater Schritt für Schritt anhand eines Beispiels.
- Die kooperative Arbeitsmethode birgt für Betriebe Vorteile. So wird dadurch zum Beispiel die digitale Planung vereinfacht. Außerdem kann der Zeitaufwand bei künftigen Reparaturen durch BIM minimiert werden.
- BIM wird bislang vor allem bei der Bauplanung und Bauausführung genutzt. Im Handwerk ist die Arbeitsmethode noch nicht stark verbreitet. Aber es gibt gute Gründe, warum sich das nach und nach ändern sollte.
Geht es um das Thema Digitalisierung im Baugewerbe, fallen schnell drei Buchstaben: BIM. Die Abkürzung steht für Building Information Modeling. Doch was ist das genau und für welche Betriebe ist das Thema interessant? Antworten kennt der Raumausstatter und Bauingenieur für Architektur Matthias Steinicke, der bei der Handwerkskammer Cottbus Beauftragter für Innovation und Technologie (BIT-Berater) ist.
#1: Was ist Building Information Modeling (BIM)?
Ob Architekten, Planer, Bauingenieure und Handwerker der verschiedensten Gewerke – an Bauprojekten sind in der Regel viele verschiedene Akteure beteiligt. Während des Bauprozesses werden daher meist Unmengen an Informationen ausgetauscht. „Oft sind bei den direkten Gesprächen nur wenige Personen anwesend, obwohl die Informationen auch für andere wichtig sind“, sagt Steinicke. In der Praxis sorge das oft für Probleme.
Genau hier setzt Building Information Modeling an: „BIM ist eine kooperative Arbeitsmethode“, sagt der BIT-Berater. „Sie sorgt dafür, dass Transparenz für alle am Bau Beteiligten hergestellt wird und Prozesse am Bau ineinandergreifen können.” Und zwar, indem bei einem Bauprojekt von Beginn an alle Daten in einem 3D-Modell und den verbundenen Datenbanken gesammelt werden, auf das alle am Bau Beteiligten zugreifen können.
Doch um welche Daten geht es konkret? Dem BIT-Berater zufolge hängt das von den Vorgaben des Auftraggebers ab. Im 3D-Modell könnten beispielsweise Angaben zur Wandfarbe in den einzelnen Räumen hinterlegt werden, aber auch das Modell der Haustür oder die geforderten Terminvorgaben des Bauablaufplanes für die Fenster.
#2: Wie funktioniert BIM für Handwerker in der Praxis?
Unternehmer, die sich um einen Auftrag bewerben wollen, bekommen in der Regel Pläne, Detailzeichnungen und eine Leistungsbeschreibung zur Verfügung gestellt. Auf dieser Grundlage können sie laut Steinicke ihr Angebot abgeben. Anders ist das bei Bauprojekten, bei denen BIM zum Einsatz kommt: „Dabei bekommen Handwerker Zugang zum BIM-Modell, aus dem sie alle nötigen Infos und Vorgaben entnehmen können“, sagt er.
Was das bedeutet, erläutert Steinicke am Beispiel eines Fensterbauers:
- Im BIM-Modell finden Handwerker alle Infos zu den einzubauenden Fenstern – etwa Vorgaben zu den Eigenschaften des Fensters, Terminverknüpfungen aber auch die konkrete Einbausituation auf der Baustelle.
- Auf Grundlage dieser Infos kann der Fensterbauer sein Angebot erstellen. Dabei kann er etwa berücksichtigen, dass sich die Fenster wegen der baulichen Situation in die oberen Geschosse nur mit einem Kran transportieren lassen.
- Das Dokument mit dem fertigen Angebot kann der Handwerker über entsprechende Vergabeplattformen online hochladen.
- Erhält er den Zuschlag, kann er den Bauablauf im gemeinsamen 3D-Modell mitverfolgen. So lässt sich daraus etwa ablesen, ob alles nach Plan läuft oder ob es Verzögerungen gibt.
- Nach der Leistungserbringung werden alle Dokumentationsdaten dem BIM-Koordinator zur Verfügung gestellt – zum Beispiel Angaben zu Kippweise oder Beschlägen. Diese Daten werden dann vom BIM-Koordinator im sogenannten As-build-Modell* an die einzelnen Bauteile angehängt und stehen dann auch nach Abschluss der Bauarbeiten zur Verfügung.
* As-built ist Englisch und bedeutet "wie gebaut".
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