Gesprächsprotokolle mit dem Chatbot. Wie schlägt sich ChatGPT in Unternehmensfragen? 
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Gesprächsprotokolle mit dem Chatbot. Wie schlägt sich ChatGPT in Unternehmensfragen? 

ChatGPT

Prüfstand: 5 Musterformulierungen vom Chatbot

Eine Social-Media-Stellenanzeige, eine Terminabsage, ein Werbeslogan und mehr. Wo ist ChatGPT im handwerk.com-Test stark – und wo nicht? Alle Ergebnisse und Tipps!

Auf einen Blick

  • Was taugt ChatGPT bei Fragen rund um den Handwerksbetrieb? Wir haben die KI in fünf Themenbereichen getestet.
  • Bei Fragen, deren Beantwortung vor allem kreativen Gestaltungsspielraum bietet, liefert die KI durchaus nutzbare Ergebnisse.
  • Bei rechtlich heiklen Fragen, wie einer Musterformulierung für eine Preisgleiklausel, würden wir uns lieber nicht auf Vorschläge von ChatGPT verlassen.
  • Erfahren Sie außerdem, wie sie sich kostenlos für ChatGPT anmelden.

Handwerker-Slogans von der KI

Sie wissen was Sie auszeichnet, aber noch nicht, wie Sie das in einem Slogan auf den Punkt bringen? ChatGPT kann Ihnen Vorschläge unterbreiten und vielleicht einen wertvollen Denkanstoß liefern, der Sie schneller zum perfekten Handwerks-Slogan bringt.

Wir haben die KI mit ein paar Eigenschaften eines fiktiven Handwerksbetriebs gefüttert: sauber, pünktlich, zuverlässig soll er sein und jeden Kundenwunsch erfüllen. Welchen Slogan macht ChatGPT daraus?

„Mit uns wird jeder Auftrag zur reinen Freude: sauber, pünktlich, zuverlässig und individuell.“ Das kann sich schon sehen lassen, auch wenn der zweite Teil des generierten Slogans keiner kreativen Explosion gleicht, sondern im Wesentlichen die vorgegebenen Eigenschaften wiederholt.

Umso interessanter ist der erste Teil. Zumal der Ausdruck „Mit uns wird jeder Auftrag zur reinen Freude“ sogar recht einzigartig im deutschen Sprachraum sein könnte: Google spuckt für diesen Satz in einer Stichprobe keinen einzigen Suchtreffer aus.

Wem das eine Ergebnis noch nicht genügt, der kann direkt mehrere Vorschläge anfordern oder einfach eine Folgefrage stellen. Auf die Frage „Hast du noch weitere Vorschläge?“ liefert die KI fünf weitere Ideen zu unserer ursprünglichen Fragestellung.

Interessant ist, wie die KI die Eigenschaft „erfüllen jeden Kundenwunsch“ verarbeitet. Mal wird daraus „individuell“, mal „wir machen Ihre Wünsche wahr“ – oder unser Favorit:

Wir setzen Ihre Visionen um – schnell, sauber und zuverlässig.“

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Wie wir professionell einen Termin verschieben

Wer kennt das nicht, der Terminkalender ist proppenvoll und jetzt kommen noch ungebetene Umstände hinzu. Es nutzt nichts. Ein Termin muss verschoben werden. Aber wie formulieren wir diese unangenehme E-Mail an den Kunden, damit er möglichst verständnisvoll reagiert?

Das wollten wir von ChatGPT wissen und die KI antwortete gleich in mehreren Stufen. Zunächst gab sie eine ideale Kommunikationsstruktur vor. In aller Kürze:

1.       Entschuldigen

2.       Grund erklären

3.       Neuen Termin vorschlagen

4.       Unterstützung anbieten

5.       Freundlich enden

Einen Beispiel-Text, der den Theorieteil direkt anwendet, liefert ChatGPT ohne weitere Aufforderung hinterher. Dass die Antwort sprachlich nicht hundertprozentig auf den Punkt ist, sollte man im Auge behalten. Das gilt insbesondere dann, wenn man damit liebäugelt einen KI-Text ungeprüft zu kopieren und zu verschicken.

Grammatikalisch lag ChatGPT mit „3. Vorschlagen Sie einen neuen Termin“ etwas daneben. Inhaltlich seltsam klang der Tipp „4. Bieten Sie Unterstützung an“. Die „Unterstützung“ scheint sich nur darauf zu beziehen, dass man bereit ist abweichend vom vorgeschlagenen Ausweichtermin einen anderen Termin zu vereinbaren.

Trotz dieser kleinen Schwächen kam uns die schnelle und ausführliche Antwort hilfreich und nützlich vor.

ChatGPT im Handwerker-Check: Nie mehr Texte selber schreiben?

Ein Chatbot als Helfer im Handwerksbüro: Dieses Video zeigt, wie ChatGPT Ihre Kunden über Preiserhöhungen informiert und Kündigungen schreibt.
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Social Media Stellenanzeige

Vorschlag eines Social-Media-Posts von der KI. Wenn der erste Versuch noch nicht gefiel, ist ChatGPT auch in der Lage nachzulegen.
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Vorschlag eines Social-Media-Posts von der KI. Wenn der erste Versuch noch nicht gefiel, ist ChatGPT auch in der Lage nachzulegen.

Als nächstes wollen wir eine Stellenanzeige auf Facebook schalten. ChatGPT bekommt dafür die wichtigsten Vorgaben. Gesucht werden Azubis. Geboten werden ein familiäres Umfeld, Spaß am Handwerk, tarifliche Bezahlung, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und gemeinsame Freizeitaktionen.

Das lieferte ChatGPT:

"Suchen motivierte Azubis für unser [sic!] Handwerksbetrieb. Familiäres Umfeld, Spaß am Handwerk, tarifliche Bezahlung und Weiterentwicklungsmöglichkeiten garantiert. Gemeinsame Freizeitaktivitäten inklusive. Jetzt bewerben!"

Dieser erste Vorschlag kam uns noch etwas lahm vor. (Auch beachtenswert: Der Grammatikfehler „für unser Betrieb“). Also hakten wir nach. Eine „knackigere Version“ wollten wir haben.

Antwort: "Wir bieten Azubis ein familiäres Arbeitsumfeld, Spaß am Handwerk & tarifliche Bezahlung. Mit uns kannst du dich weiterentwickeln & gemeinsam Zeit außerhalb der Arbeit verbringen. Bereit für eine Zukunft im Handwerk? Bewirb dich jetzt!"

Das klingt doch schon besser. Jetzt noch ein „Azubi gesucht!“ in die Überschrift und der Post kann raus.

Tipp: Wir forderten von der KI explizit einen Vorschlag mit maximal 300 Zeichen, weil sie bei unserem ersten Versuch – „schlage uns eine Social Media Stellenanzeige vor“ – einen sehr viel längeren Text ausspuckte. An die neue Einschränkung hielt sich ChatGPT: Die beiden Posts landeten bei weniger als 250 Zeichen.

ChatGPT als Markenberater

Als KI, die über die gesammelten Weisheiten des Internets verfügt, dürfte ChatGPT doch auch Basis-Input für meine Unternehmensentwicklung geben, oder? Wir haben den Chatbot dahingehend ganz allgemein getestet, mit der Anfrage: „Wie kann ich meine Arbeitgebermarke bei Kunden stärken.“

Dass die Formulierung etwas daneben war, weil man bei Kunden in erster Linie nicht seine Marke als Arbeitgeber sondern als Unternehmen stärkt, hat ChatGPT zum Glück ignoriert. Als Antwort lieferte die KI sechs Tugenden von Kundenzufriedenheit bis Bewertungen, die gut aufgestellte Unternehmen im Blick haben sollten.

Ganz unbekannt dürften die aufgezählten Punkte den meisten Betrieben nicht sein. Doch vielleicht entdeckt man im einen oder anderen Punkt noch Ausbaupotenzial für sich – jetzt, wo man von der KI direkt mit der Nase darauf gestoßen wurde. Punkt 4 beispielsweise: „Stelle deine Mitarbeiter ins Rampenlicht“ sehen wir auf vielen Handwerker-Websites noch nicht. Auf vielen Seiten bleibt selbst der Chef ohne Foto praktisch unsichtbar.

Auch zu Fragen danach, was sich Kunden und Fachkräfte wünschen, hat die Software eine klare Meinung (siehe Galerie oben). Die Ergebnisse sind nicht mit Quellen untermauert; andererseits sind sie einleuchtend und überraschen nicht wirklich. So können sie immerhin geeignet sein, den eigenen Betrieb hinsichtlich der genannten Punkte einmal abzuklopfen.

Was kann ChatGPT nicht und wo ist Vorsicht geboten?

Bei einigen Vorschlägen warnt die KI selbst, dass ihr Output mit Vorsicht zu genießen ist. Wie hier bei der Preisgleitklausel.
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Bei einigen Vorschlägen warnt die KI selbst, dass ihr Output mit Vorsicht zu genießen ist. Wie hier bei der Preisgleitklausel.

Das Wissen von ChatGPT ist begrenzt. Das merkt man im Umgang mit dem Chatbot. Aber auch seine Schöpfer weisen darauf hin: Die KI sei zwar mit Daten aus dem Internet gefüttert worden, sie sei aber nicht mit dem Internet verbunden. Ihr Wissen beschränke sich auf den Zeitraum bis zum Jahr 2021 – Dinge, die sich seitdem änderten, kennt sie nicht. Die Macher von ChatGPT raten, die Antworten zu prüfen und gegebenenfalls auch Rückmeldung über die Feedbackfunktion (Daumen hoch, Daumen runter und darauffolgende Kommentarmöglichkeiten) zu geben. 

Insbesondere bei rechtlich heiklen Fragen, sollten sich Betriebe lieber nicht auf den Output der KI verlassen. Eine beliebte Suchanfrage zu einem rechtlich heiklen Thema ist im Handwerk beispielsweise die Preisgleitklausel. Die Frage „Hast du eine Musterformulierung für eine Preisgleitklausel für mich“, beantwortet die KI auch mit einem Vorschlag (siehe Screenshot oben). Dabei weist sie selbst daraufhin, dass die Formulierung gegebenenfalls angepasst werden muss und empfiehlt einen Juristen zu kontaktieren. Ein Blick auf den handwerk.com-Text Preisgleitklausel: Grenzen und Möglichkeiten bei Privatverträgen zeigt, dass das Thema sehr komplex ist, womit der Vorschlag von ChatGPT zu kurz greifen dürfte.

Daher lässt sich die KI besser bei Themen einsetzen, wo sie dem Benutzer ein Stück kreativen Input geben soll. Rechtlich heikle Themen sollte man lieber gewissenhafter angehen und nicht an die KI delegieren.

Wie kann ich ChatGPT nutzen?

Über openai.com -> ChatGPT -> Try ChatGPT kann man den Chatbot theoretisch kostenlos testen. Wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass man ohne vorherige Anmeldung meist eine Fehlermeldung erhält: ChatGPT is at capacity right now (ChatGPT ist gerade voll ausgelastet).

Update vom 10.02.: Inzwischen wird man über den genannten Weg automatisch dazu aufgefordert, sich entweder einzuloggen oder für die Nutzung zu registrieren. Nach der Registrierung sollte der Nutzung damit nichts mehr im Weg stehen. Der im kommenden Absatz genannte Workaround dürfte damit nicht mehr sinnvoll sein. 

Unser Workaround (wir können nicht garantieren, dass das immer funktioniert): Bei openai.com auf die Bilder-KI „Dall-E 2“ klicken. Dann auf „Sign Up“ gehen und kostenlos mit Namen, E-Mail-Adresse und Telefonnummer anmelden. Dann sollte es als angemeldeter User von Openai auch mit der Nutzung von ChatGPT klappen.

Haben Sie die KI schon ausprobiert und wollen Ihre Erfahrung mit anderen Handwerkern teilen? Schreiben Sie uns an redaktion@handwerk.com

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