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fünf mal daumen hoch

Inhaltsverzeichnis

Keine Chance gegen die Großen?

5 Argumente: So überzeugen kleine Betriebe Fachkräfte

Arbeitnehmer zieht es zu Konzernen, weil dort die Arbeitsbedingungen besser sind? Mit diesen 5 Argumenten können Sie als kleines Unternehmen punkten.

Auf einen Blick:

  • Kleine Unternehmen sehen sich im Wettbewerb um Fachkräfte und Auszubildende oft im Hintertreffen.
  • Familiäre Stimmung, flache Hierarchien und ein gutes Betriebsklima sind nur einige Argumente, mit denen Handwerksbetriebe punkten können.
  • Viele Betriebe aber sehen ihre Stärken als selbstverständlich an und reden nicht darüber.
  • Machen Sie sich also ihre Stärken bewusst und zeigen Sie sie auf einer guten Website und einem attraktiven Social-Media-Account.

Es sind nicht nur die kleinen Betriebe, die Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen. Aber im großen Werbekonzert der Arbeitgeber bleiben sie oft ungehört. Die Stimmung bei den „Kleinen“ ist deshalb häufig pessimistisch. Zu Unrecht, meinen Coach Andrea Eigel und Ausbildungsberaterin Sabine Bleumortier. Sie nennen fünf Argumente, mit denen kleine Arbeitgeber punkten können. Das Problem liege eher darin, dass kleine Betriebe diese Vorteile kaum bekannt machten.

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1. Familiäre Führungskultur

In einem großen Unternehmen kennt man vielleicht die Kollegen aus der eigenen Abteilung – und das war’s dann oft schon. In kleinen Handwerksbetrieben kennt jeder jeden. Das macht oft eine besonders familiäre Führungskultur aus. „Wenn jemand ein paar Tage frei braucht, um sich um die Familie zu kümmern, oder ein Werkzeug über das Wochenende ausleihen will, ist das in kleinen Handwerksbetrieben oft kein Problem“, sagt Andrea Eigel. Chefs kümmern sich um ihre Mitarbeiter und helfen bei Schwierigkeiten – vom Steuerformular bis zum Nachhilfeunterricht für die Berufsschule.

2. Flache Hierarchien

Teamleiter, Abteilungsleiter, Bereichsleiter, Geschäftsführer: In großen Unternehmen gibt es oft viele Hierarchiestufen. Bis es dann eine gute Idee in die Umsetzung geschafft hat, kann viel Zeit vergehen. Kleine Betriebe brauchen keine ausgefeilten Hierarchieebenen und fein abgestimmten Entscheidungsprozesse, sondern in der Regel kann der Chef schnell und unbürokratisch entscheiden. Gute Vorschläge von Mitarbeitern können so viel schneller umgesetzt werden.

Das könne auch Azubis begeistern, meint Sabine Bleumortier: „Die flachen Hierarchien führen dazu, dass Auszubildende mehr mitentscheiden können. Das Stichwort der ,Mitmachausbildung‘ ist hier keine Worthülse.“

3. Gutes Betriebsklima

Freitags grillen, eine Weihnachtsfeier mit Partner, vielleicht sogar gemeinsame Aktivitäten im Sportverein: Was bei großen Unternehmen als „Teambildung“ mühsam organisiert werden muss, ist in vielen Handwerksbetrieben ganz normal. „Der persönliche Austausch wird gepflegt und das kommt der Stimmung zu Gute“, sagt Andrea Eigel. „Ob bei Hitze Eis mitgebracht wird oder das Werkzeug immer auf dem neuesten Stand ist – viele Gesten drücken Wertschätzung für die Mitarbeiter aus.“ Und das fördert nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern auch den Zusammenhalt im Team.

4. Breitere und individuellere Ausbildung

„Auszubildende lernen bei kleinen und mittleren Unternehmen mehr Tätigkeiten kennen, weil die Mitarbeiter selbst auch viel breiter aufgestellt sind“, nennt Ausbildungscoach Sabine Bleumortier ein Argument, das vor allem Azubis überzeugen kann. „In Großunternehmen kann es passieren, dass Auszubildende nur einen Bereich der Arbeit kennenlernen.“ Hier könne der Mittelstand – eine gute Ausbildungsdurchlaufplanung vorausgesetzt – breiter ausbilden. „Die Tätigkeiten können daher abwechslungsreicher und herausfordernder sein.“

Außerdem sei der Stellenwert der Ausbildung an sich in inhabergeführten Betrieben oft sehr hoch. „Dort wird für den eigenen Bedarf ausgebildet und die Übernahmechancen sind groß“, so Bleumortier.

5. Individuelle Entwicklungsmöglichkeiten

„Viele Arbeitnehmer glauben, dass Personalentwicklung eine Sache von großen Unternehmen ist“, sagt Andrea Eigel. Kleine Unternehmen seien aber genauso in der Lage, ihre Mitarbeiter zu fördern. „Dadurch, dass der Chef in den kleinen Betrieben so dicht an seinen Mitarbeitern ist, ist es viel leichter, Weiterbildungen individuell auf den Einzelnen abzustimmen“, nennt sie einen Vorteil. Außerdem seien in den kleinen Betrieben Mitarbeiter oft schneller gefordert, Verantwortung zu übernehmen, als das in Konzernen der Fall sei.

Das gilt auch für die Ausbildung, meint Sabine Bleumortier: „Im Mittelstand können die Ausbilder oft viel individueller auf ihre Auszubildenden eingehen.“ Die Betreuung sei persönlicher und unterschiedliche Fördermaßnahmen für Auszubildende können eher umgesetzt werden. „Manches ist einfach flexibler.“

Und was ist mit dem Geld?

„Da muss man ganz ehrlich sagen: In der Industrie verdient man mehr“, sagt Andrea Eigel. Mitarbeiter, denen Geld besonders wichtig ist, könne man daher nur schwer gewinnen oder halten. „Oft ist es aber so, dass Geld in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich wichtig ist“, so Eigel. Direkt nach der Ausbildung oder in der Familiengründungsphase spiele Geld oft eine übergeordnete Rolle. Auch für Mitarbeiter mit Migrationshintergrund ist Geld häufig bedeutsam, wenn sie eine Familie in der Heimat unterstützen.

Umso wichtiger sei es, die eigenen Vorteile zu betonen, um die oft niedrigere Bezahlung auszugleichen, so Eigel. Oder auch, die Tür offenzuhalten, wenn ein Mitarbeiter wegen des höheren Gehaltes in der Industrie kündigt – die Einstellung zu Geld mag sich ändern.

Konsequenz: Zeigen Sie Ihre Vorteile als Arbeitgeber

„Es gibt viele Dinge, die in kleinen Betrieben gut laufen, nur leider zeigen sie es nicht nach außen“, bedauert Andrea Eigel. Wer aber als Arbeitgeber mit den großen Unternehmen mithalten wolle, müsse auf sich aufmerksam machen.

„Die meisten Menschen sind heute im Netz unterwegs – und dort können sich auch kleine Betriebe gut positionieren“, sagt Eigel. Eine Website mit authentischen Fotos aus dem Unternehmen, ein Instagram-oder Facebook-Account, über den potenzielle Mitarbeiter den Betrieb schon einmal kennenlernen können, sind relativ leicht umsetzbar. Zeigen Sie Ihre Morgenbesprechung, das freitägliche Grillen oder Bilder von anderen Aktivitäten. Und lassen Sie Ihre Mitarbeiter und Azubis zu Wort kommen: Warum arbeiten sie bei Ihnen?

„Große Unternehmen machen um Dinge einen großen Wirbel, die in kleinen Handwerksbetrieben selbstverständlich sind. Nur müssen die Handwerker das auch zeigen“, so Eigel.

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