Auf einen Blick:
- Mehr Liquidität für Krisenzeiten: In den meisten Betrieben steckt Kapital, das Sie mit einfachen Mitteln nutzbar machen können.
- Tischlermeister und Unternehmensberater Peter Gillhaus verrät 5 Tipps, mit denen Sie liquider werden, ohne gleich Ihren Betrieb auf den Kopf stellen zu müssen.
- Gillhaus rät unter anderem: Zahlen Sie Investitionen nicht aus der Betriebskasse, gehen Sie nicht mehr in Vorleistung und stellen Sie Ihre Rechnungen immer pünktlich.
Die Corona-Pandemie hat vielen Unternehmern vor Augen geführt, wie kurz der Weg aus der wirtschaftlichen Komfortzone in die Notlage sein kann. Unternehmensberater Peter Gillhaus weiß, das auch gut ausgelastete Unternehmen schnell in eine Liquiditätsfalle laufen können.
Die gute Nachricht: In den meisten Unternehmen schlummert Kapital, das sich mit einfachen Mitteln nutzbar machen lässt. So lassen sich Rücklagen bilden, die Ihnen in Krisenzeiten Handlungsspielräume verschaffen. Gillhaus weiß: „Kleine und mittlere Betriebe haben es schwerer Rücklagen zu bilden. Trotzdem wäre es gut, wenn man wenigstens für ein bis drei Monate Geld für Löhne, Sozialversicherungsbeiträge und Darlehen übrig hat.“
Mit diesen 5 Tipps hat der Unternehmensberater und Tischlermeister bereits vielen Handwerkskunden zu mehr Liquidität verholfen.
Investitionen: Vergessen Sie die Barzahlung!
„Viele Betriebe, die ich besuche, zahlen Investitionen aus der Betriebskasse: Eine Maschine für 10.000 Euro muss her? Die wird bar bezahlt, dann ist die Sache erledigt“, schildert Gillhaus. Doch diese Einstellung schade der Liquidität des Betriebs. Um die Liquiditätslage zu entspannen, sei es wesentlich besser Leasing oder Finanzierungen zu nutzen. „Ihre Maschinen verdienen doch Geld. Über Leasing amortisieren sie sich selbst, ohne Ihre Liquidität zu belasten.“
So verblieben Rücklagen im Unternehmen, die die Liquidität stärken. Und das verschafft Unternehmen Vorteile, wenn sie in Krisensituationen versuchen zusätzlich benötigte liquide Mittel von ihrer Hausbank zu bekommen.
Tipp im Umgang mit Banken: Gillhaus rät Unternehmern vor einem Bankgespräch zu überprüfen, ob das ursprünglich eingezahlte Stammkapital in ihrer Bilanz noch vorhanden ist und nicht bereits durch Verluste zum Teil oder ganz aufgezehrt wurde. Grund: „Banken sind bei der Betrachtung der Eigenkapitalsituation von Unternehmen, speziell bei Kapitalgesellschaften in den letzten Jahren stringenter geworden“, erklärt der Unternehmensberater.
Gehen Sie nicht mehr in Vorleistung!
‚Ich habe erst Anspruch auf Vergütung, wenn mein Werk erstellt ist.‘ Diese Einstellung sei im Handwerk weit verbreitet, sagt Peter Gillhaus. Das Problem: „Sie funktioniert nicht mehr.“ Der Unternehmensberater rät Betrieben: „Vereinbaren Sie Anzahlungen und Teilzahlungen mit Ihren Kunden: Für die ersten 40 Prozent der Auftragssumme kaufen Sie das Material, die zweiten 40 Prozent werden fällig, wenn Sie die Arbeit aufnehmen und die letzten 20 Prozent bei Fertigstellung.“
Aber spielen Auftraggeber da überhaupt mit? „Seitdem Kunden keine Zinsen mehr auf ihr Sparguthaben bekommen, ist es viel einfacher geworden solche Vorauszahlungen zu vereinbaren“, erklärt der Handwerksberater. Gleichzeitig können Sie Ihren Kunden finanzielle Sicherheit bieten. Gillhaus empfiehlt: „Geben Sie Ihren Kunden auf Wunsch eine Bürgschaft.“ Eine Kautionsversicherung, die sich bei namhaften Versicherungsanbietern abschließen lasse, schützt die Investition des Kunden, sollte der Handwerksbetriebs zahlungsunfähig werden.
„Was Sie durch die Vorauszahlung an Liquidität gewinnen, übertrifft die Kosten so einer Versicherung um ein Vielfaches“, erklärt der Unternehmensberater. Nur einen Punkt sollten Sie beim Abschluss beachten: Manche Hausbank biete laut Gillhaus ähnliche Angebote wie eine Kautionsversicherung. „Im Gegensatz zur Versicherung belastet der Bankenservice aber häufig Ihre Kreditlinie. Damit verfällt der Vorteil, dass die Vorauszahlung Ihnen zusätzliche Liquidität verschafft.“
Diversifizieren Sie Ihre Lieferanten
Corona hat manchem Unternehmen gezeigt: Wer wichtiges Material nur von einem Lieferanten aus einer einzigen Region bezieht, kann leichter Probleme mit Lieferengpässen bekommen. Aber nicht nur für solche Spezialfälle sollten Sie auf eine vielfältigere Lieferantenstruktur setzen.
Aus Erfahrung weiß Peter Gillhaus: „Viele Handwerker neigen dazu, alles bei einem Lieferanten zu bestellen.“ Ist das bei einem seiner Handwerkskunden der Fall, findet der Unternehmensberater darin meist auch die Ursache für die zu hohen Warenausgaben des Betriebs.
Der Unternehmensberater erklärt: „Es gibt bundesweit tätige Händler, die sind wirklich gut darin, herauszufinden wie ihre Käufer ticken. Die merken, ob Sie Gegenangebote einholen oder nicht und werden die Preise auf Ihre Zahlungsbereitschaft zuschneiden.“ Wer nicht aufpasse, zahle für manchen Artikel schnell den Listenpreis oder bekommt zusätzliche Rechnungsposten wie Frachtkostenpauschalen aufgedrückt.
Gillhaus rät: „Wenn Sie langfristig gute Preise bekommen wollen, sollten Sie hin und wieder den Händler für eine Bestellung wechseln.“
Verkleinern Sie Ihr Lager
Große Warenlager haben auch einen großen Nachteil: Sie binden Liquidität. Praktische Vorteile sieht Peter Gillhaus in ihnen nicht. Ein großes Lager möge psychologische Sicherheit geben: Es gibt einem das Gefühl, man könne bei Lieferengpässen Aufträge aus dem Bestand bedienen. Die Praxis aber lehre etwas anderes: „Ausgerechnet das, was Sie gerade brauchen, haben Sie dann doch nicht vorrätig“, sagt Peter Gillhaus.
Er empfiehlt Handwerksbetrieben ihren Warenbestand zu optimieren. „Erhöhen Sie die Zahl der Lieferungen und halten Sie weniger Material vor“, rät der Unternehmensberater. Der Mindestbestand sollte so kalkuliert sein, dass man durcharbeiten kann und keine Lieferengpässe habe. „Mit dieser Strategie können Betriebe ihr Warenlager innerhalb von zwei Jahren deutlich reduzieren, vielleicht sogar halbieren.“
Vorteil in dieser Zeit: Beim Abverkauf ohne Nachbestellung fließt Liquidität in Ihr Unternehmen zurück.
Schreiben Sie Ihre Schlussrechnungen pünktlich
„Was wir immer wieder sehen und ein großes Problem ist: Die Aufträge werden nicht zu Ende gebracht“, erklärt Handwerksberater Peter Gillhaus. Alle Arbeiten werden ausgeführt, Abschläge kassiert, „aber die Schlussrechnung zu schreiben – die den Gewinn bringt –, da tun sich viele schwer.“
Nicht selten bleibe sie bis zur Verjährung liegen. „In einer Krisensituation kann mir das das Genick brechen“, urteilt Peter Gillhaus. Sein Rat: „Planen Sie den Auftrag bis zum Ende durch und tragen Sie sich ein festes Datum für die Schlussrechnung ein!“ Blocken Sie dafür am besten den Tag der Fertigstellung im Kalender.
„In dem Moment, wo der Kunde die Leistung bekommen hat, ist er am ehesten bereit das Geld zu bezahlen“, sagt Gillhaus. So wirke sich eine schnelle Rechnung auch positiv auf die Zahlungsmoral aus. „Wer seine Rechnung nach 1,5 Jahren bekommt, fängt eher mal an zu streiten“, gibt der Berater zu bedenken.
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