Auf einen Blick:
- Grundsätzlich ist das Abwerben von Mitarbeitern erlaubt.
- Wenn Ihr Mitarbeiter gehen will, nehmen Sie seinen Wunsch ernst und erfragen Sie in Ruhe die Gründe für seinen Wechselwillen.
- Machen Sie keine spontanen Angebote, sondern überlegen Sie in Ruhe, welche Perspektiven Sie bieten können.
- Lassen Sie die Tür für eine Rückkehr offen, falls der neue Arbeitsplatz nicht hält, was er versprochen hat.
Headhunter, Wechselprämie, Handgeld – Begriffe, die man eher mit Managern oder Fußballstars verbindet, sind mittlerweile auch im Handwerk geläufig. Doch wie reagieren Sie als Firmeninhaber am besten, wenn jemand Ihre Mitarbeiter abwerben will? Sibylle Stippler, Expertin im Kompetenzzentrum Fachkräftemangel beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, betont, dass grundsätzlich das Abwerben von Mitarbeitern erlaubt ist. „In Deutschland gilt die freie Wahl des Arbeitsplatzes. Wer wechseln will, darf wechseln.“
Allerdings sind Grenzen gesetzt. Jemanden, der Ihre Mitarbeiter an der Ladentheke anspricht, sollten Sie hinausbitten. „Machen Sie klar, dass Sie sich so etwas nicht bieten lassen“, empfiehlt Sibylle Stippler. Auch Anrufe während der Dienstzeit können selbst auf dem Privathandy unzulässig sein, urteilte jetzt das Oberlandesgericht Frankfurt.
Doch egal, wie die Abwerber vorgehen, mit diesen sieben Tipps kann es Ihnen gelingen, Ihre Mitarbeiter zu halten.
Tipp #1: Nehmen Sie den Wechselwunsch ernst
Ihr Mitarbeiter kommt und berichtet von dem Abwerbeversuch eines anderen Unternehmens. Er will wechseln. „Nehmen Sie Ihren Mitarbeiter ernst und bieten Sie ihm ein Gespräch über seine Gründe an“, rät Sibylle Stippler. In diesem Gespräch sollten Sie herausfinden, warum Ihr Mitarbeiter zu einem anderen Betrieb wechseln will. Bekommt er mehr Geld? Gibt es mehr Urlaub, flexiblere Arbeitszeiten oder mehr Verantwortung? Lassen Sie sich berichten, was Ihrem Mitarbeiter bei Ihnen fehlt.
Tipp #2: Handeln Sie nicht unüberlegt
Oft ist der Grund für einen Wechsel, dass Ihr Mitarbeiter beim neuen Arbeitgeber mehr Geld in Aussicht hat. Hier sollten Sie nicht sofort in einen Gehaltspoker einsteigen, rät Sibylle Stippler: „Argumentieren Sie nicht sofort, machen Sie keine spontanen Zusagen, sondern signalisieren Sie, dass die Botschaft bei Ihnen angekommen ist.“ Auch wenn der Wechselwunsch nicht am Geld, sondern anderen Dingen liegt, sollten Sie nicht sofort in die Diskussion einsteigen. Überlegen Sie sich in Ruhe, was Sie Ihrem Mitarbeiter bieten können.
Tipp #3: Bieten Sie Perspektiven
Wenn Sie wissen, warum jemand kündigen will, sind Sie schon einen wichtigen Schritt weiter. Nun liegt der Ball bei Ihnen. Können Sie auf die Gründe eingehen? „Suchen Sie erneut das Gespräch und bieten Sie Perspektiven“, sagt Sibylle Stippler. Zeigen Sie Ihrem Mitarbeiter, warum es sich lohnen kann, zu bleiben. Vielleicht möchte er mehr Verantwortung übernehmen oder sich weiterbilden? Auch Flexibilität der Arbeitszeiten oder die Urlaubsplanung können Themen sein.
Achtung: Versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können oder unfair gegenüber dem Rest des Teams ist. Sonst holen Sie sich den nächsten Konflikt in den Betrieb.
Tipp #4: Erklären Sie, wie Headhunter arbeiten
„Viele Menschen im Handwerk sind noch nie mit Headhuntern in Berührung gekommen und wissen nicht, wie sie arbeiten“, erklärt Sibylle Stippler. „Klären Sie Ihren Mitarbeiter sachlich und ruhig darüber auf, dass Headhunter kurzfristig arbeiten und Prämien bekommen.“ Und je häufiger gewechselt wird, desto mehr verdient der Vermittler.
Tipp #5: Fragen Sie nach dem neuen Betrieb
Ihr Mitarbeiter wurde direkt vom neuen Betrieb angesprochen? Dann fragen Sie – ohne Emotionen! – danach, wieviel er schon über den zukünftigen Arbeitgeber weiß. Auch anderswo ist nicht alles Zucker! Aber vermeiden Sie es, den neuen Betrieb schlechtzureden, es würde auf taube Ohren stoßen.
„Empfehlen Sie Ihrem wechselwilligen Mitarbeiter eine Bedenkzeit, nachdem Sie mit ihm gesprochen haben“, rät Sibylle Stippler.
Tipp #6: Reden Sie über Geld
Sie haben intensiv mit Ihrem Mitarbeiter gesprochen und ihm Möglichkeiten aufgezeigt, wenn er bleibt? „In einem dritten Gespräch ist der Moment gekommen, über Geld zu sprechen“, sagt Sibylle Stippler. Können Sie mehr Gehalt bieten? Oder eine Gewinnbeteiligung? Doch auch hier müssen Sie aufpassen, dass es nicht unfair gegenüber anderen im Team wird. Eine Gehaltserhöhung sollten Sie begründen können, ohne auf den Wechselwunsch einzugehen. Sonst machen Sie sich erpressbar.
Tipp #7: Halten Sie die Tür für eine Rückkehr offen
Ihre Bleibeverhandlungen sind erfolglos geblieben? Dann halten Sie die Tür für eine mögliche Rückkehr offen. „In einem Austrittsgespräch können Sie betonen, dass der Mitarbeiter zurückkommen kann, falls es im neuen Betrieb nicht so läuft wie gedacht“, meint die Expertin.
Haben Sie auch schon Erfahrungen mit dreisten Abwerbeversuchen gemacht? Dann kommentieren Sie auf unserer Seite oder schreiben Sie uns an wolf@handwerk.com
Auch interessant: