Geklaut wird derzeit überall. Und nicht Metalle stehen auf der "Einkaufsliste" der Täter. Begehrt sind auch Werkzeuge und Maschinen. Dass sich das durchaus lohnen kann, zeigt der Fall von Tischlermeister Klaus-Dieter Ring aus Gundersheim. Als er vor morgens um halb acht in seine Werkstatt kam, fehlte fast alles, was er für die tägliche Arbeit benötigt: "Mehr als 50 Maschinen waren weg, von der Bohrmaschine bis zur Oberfräse." Auch den gut bestückten Laster hatten die Täter abgeräumt - der Wagen selbst blieb stehen.
Selbst im Sarglager der Firma sahen sich die Täter um, aus dem Büro nahmen sie das Wechselgeld mit, nur den Computer ließen sie stehen. "Ich schätze den Schaden auf rund 30.000 Euro", sagt Ring. Dabei müssen die Einbrecher in dem abgelegenen Gewerbegebiet in aller Ruhe vorgegangen sein. Das schließt Ring aus dem Stapel leerer Verpackungen, die er am Morgen nach der Tat in der Werkstatt fand: "In den Kartons haben wir die Maschinen verstaut, die gerade nicht gebraucht werden. Die haben sie weggeworfen, weil darauf ja mein Name stand."
In 60 Sekunden im Betrieb
Auch wenn Werkzeuge und Maschinen für Einbrecher und Diebe ein lohendes Ziel sind: So richtig viel Zeit für einen Einbruchdiebstahl benötigen Diebe meist nicht, berichtet Paulus Vorderwülbecke, Sicherheitsexperte von der VdS Schadenverhütung GmbH in Köln: "Oft wissen die Täter schon im Vorfeld genau, was sie mitnehmen wollen. Dann kann alles sehr schnell und professionell zugehen. Oft sind die in weniger als 60 Sekunden im Betrieb, und nach ein paar Minuten ist alles vorbei."
Zutritt finden Einbrecher nach Vorderwülbeckes Erfahrung in vielen Fällen außerordentlich leicht:"Eine normale, ungesicherte Tür hat ein Profi in 30 bis 60 Sekunden offen, ein normales, nicht gegen Einbruch geschütztes Fenster knackt der Täter in der gleichen Zeit ." Auch durch dünne Außenwände in Holz-, Blech, oder Gipskartonbauweise - oder sogar durch das Dach - können Diebe ohne weiteres einsteigen. "Solche Fälle werden aber selten bekannt."Vorderwülbecke empfiehlt daher, Türen und Fenster ausreichend zu sichern (siehe unten).
Alleine auf eine Alarmanlage sollte sich jedenfalls niemand verlassen. "Wer in einer halben Minute im Gebäude ist und nach fünf Minuten bereits flüchtet, den beeindruckt der Krach einer Sirene oft nicht." Solche Anlagen seien nur sinnvoll, wenn Türen und Fenster ausreichenden mechanischen Schutz bieten und nicht sofort zu knacken seien. Außerdem sollten alle mechanischen Sicherungen und Alarmanlagen VdS-zertifiziert sein, um eine hohe Betriebssicherheit zu gewährleisten. "Und die Alarmanlage sollte mit einem Wachdienst mit VdS-Anerkennung verbunden sein. Der Wachdienst fährt im Ernstfall sofort zum Objekt informiert die Polizei", rät der Fachmann. Denn bis ein Nachbar oder Passant auf einen Alarm reagiert, sei meist alles zu spät.
So sichern Sie sich ab
Nachrüsten oder Fenster und Türen auswechseln? Das ist bei der Einbruchsicherung von Fenstern und Türen immer auch eine finanzielle Frage. Nachrüsten komme meist billiger und reiche oft aus, um Einbrecher ernsthaft zu stören, weiß Sicherheitsexperte Paulus Vorderwülbecke.
Türen: Wenn die vorhanden Türen über stabile Türblätter verfügen, kann durch die Nachrüstung hochwertiger Schlösser, Schließbleche und Bänder der Sicherheitswert der Tür deutlich erhöht werden. Die Türblätter sollten keinesfalls in Röhrenspanbauweise gearbeitet sein, da "die Nachrüstsicherungen bei der ersten ernsthaften Belastung sonst ausreißen ", sagt Vorderwülbecke. Guten Schutz bei Türen bieten sogenannt Querriegelschlösser, die die Tür an beiden Seiten verriegeln und gleichzeitig das Türblatt abstützen. Instabile Türen sollten allerdings komplett ausgetauscht werden.
Fenster: Für Fenster gibt es zwei Varianten der Nachrüstung: Die technisch aufwändigere Lösung sei es, die vorhandenen Beschläge gegen einbruchhemmende Beschläge auszutauschen. Die einfachere und schneller umsetzbare Lösung ist die Montage von Aufsatzschlössern. Auch hier sei auf die VdS-Anerkennung zu achten. Nachrüstprodukte oder einbruchhemmende Beschläge verlängern die Arbeitszeit der Täter deutlich und können so das Aufhebeln der Fenster verhindern.
"Die Täter nehmen sich keine drei oder vier Minuten Zeit, um ein Fenster zu öffnen, wenn sie normalerweise 90 Sekunden brauchen." Anders sieht es aus, wenn der Einbrecher "auf Bestellung" stiehlt, etwa wenn er es auf die neue CNC-Fräse oder andere teure Maschinen abgesehen hat. "Solche Werte setzen eine höhere kriminelle Energie voraus. Wer sich gegen Auftragseinbrecher schützen muss, kommt um einbruchhemmende Türen und Fenster wohl nicht herum", berichtet der Experte.
Listen von VdS-anerkannten Produkten und Errichtern finden Sie unter www.vds.de Listen von Errichterfirmen sowie technische Beratungen stellen vielerorts auch die Polizei zur Verfügung.
(jw)