Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Soziales Engagement

Ansteckende Hilfsbereitschaft

Sie möchten sich sozial engagieren? Vor Ort, in Ihrer Region? Eine Netzwerkerin und ein Unternehmer erzählen, wo Sie ansetzen können und wie Ihre Einsatzfreude belohnt wird.

Soziales Engagement

Ein Tischler baut mit Obdachlosen Möbel, ein Geigenbauer spendet einer Schule mehrere Instrumente und ein Bäcker liefert Backwaren an eine gemeinnützige Tafel. „Viele Handwerksbetriebe sind gesellschaftlich engagiert, reden aber nicht unbedingt darüber“, sagt Tina Weber. Sie leitet die Berliner Geschäftsstelle des Netzwerks „Unternehmen für die Region“. Ziel des Vereins ist es, dieses Engagement sichtbar zu machen und so auch anderen Betrieben Impulse zu geben. Für Handwerksunternehmen hat die Beraterin und Netzwerkerin folgende Tipps parat:

Vor Ort nach passenden Projekten suchen
Tina Weber rät Mittelständlern dazu, sich vor allem auf lokaler und regionaler Ebene einzubringen. Durch den direkten Kontakt zu Menschen und Organisationen vor Ort sei relativ schnell klar, wo es etwas zu tun gibt. Malermeister Dirk Borsch aus Alfter zum Beispiel wurde von der Leiterin eines Kindergartens angesprochen, als er gerade nebenan auf einer Baustelle zu tun hatte. „Die Gruppenräume sahen schlimm aus, dreckige Wände und Löcher in den Tapeten“, erzählt er. Und die Stadt sei nicht aktiv geworden

Borsch fackelte nicht lange: Er verschönerte die Wände, ohne dafür Geld zu nehmen. Seither seien er und seine Leute drei- bis fünfmal pro Jahr unentgeltlich im Renovierungseinsatz, sagt der Unternehmer. Neben Kindergärten haben davon unter anderem auch Schulen und Seniorenwohnheime profitiert. Die meisten Kontakte hat er über den Marktplatz „Gute Geschäfte in Bonn/Rhein-Sieg“ geknüpft. Das Prinzip ist einfach: Gemeinnützige Organisationen treffen mit engagierten Unternehmen aus der Region zusammen und schließen mit ihnen Kooperationsverträge.

Kleine Projekte mit großer Wirkung: Stellen Sie selbst etwas auf die Beine! Mehr dazu auf Seite 2.

Die eigenen Kernkompetenzen einbringen

Dirk Borsch macht es vor: Wer helfen möchte, kann das auch direkt tun, statt Geld für eine gemeinnützige Organisation zu spenden. „ Zeit und Know-how sind mindestens genauso wichtig“, sagt Tina Weber vom Netzwerk Unternehmen für die Region. Entscheidend sei, dass die Aktivitäten zur Firma passen: Wie lässt sich das in die eigene Betriebstätigkeit integrieren? Was sind meine Kernkompetenzen? Was kann ich leisten? Diese Fragen sollten ihr zufolge am Anfang stehen.

Wer wie Dirk Borsch selbst tätig wird, sieht auch gleich die Wirkung ­- die Freude der Kinder und Betreuer zum Beispiel. Anfang Dezember hat er mit zwei Mitarbeitern die Turnhalle der Kita Wolke 7 in Bonn neu gestrichen. Drei Tage Arbeit seien das gewesen. Zum Dank hätten die Kinder ihm 150 Weihnachtskarten gebastelt. Die werde er in diesem Jahr an seine Kunden verschicken.

Über die sozialen Projekte reden
„Von uns werden Sie keine Werbegeschenke erhalten“, teilt Dirk Borsch den Besuchern seiner Website mit. Er wolle nämlich keine Werbefirmen unterstützen, sondern direkt vor Ort helfen, „damit das Geld wirklich sinnvoll eingesetzt wird“. Ein Unternehmer wie Borsch wird durch solche Aktivitäten bekannter, und die Besucher des Cafés oder Kindergartens können sich von der Qualität seiner Arbeit überzeugen. Er legt dort auch Prospekte und Visitenkarten aus, um neue Auftraggeber zu gewinnen.

Auf seiner Facebook-Seite hat der Malermeister zum Beispiel gepostet, dass er noch ein weiteres Klassenzimmer einer Schule streicht, wenn er dafür 500 „Gefällt mir“-Angaben zusammenbekommt. Die „Likes“ waren schnell da, und das Klassenzimmer erstrahlte daraufhin in frischen Farben.

Vielleicht steigert Borsch auf diese Weise auch seine Attraktivität als Arbeitgeber. Weil die Mitarbeiter gut finden, was das Unternehmen so alles bewegt. Und weil sie aktiv daran mitwirken können. „Soziales Engagement kann sich also auch wirtschaftlich lohnen, und das ist durchaus legitim“, sagt dazu Tina Weber.

Lesen Sie auf Seite 3, wie Sie Partner für soziale Projekte finden können.

Mit anderen Betrieben kooperieren

Gemeinsam können Unternehmen noch größere Projekte stemmen. Wer nach Kooperationspartnern und Vorbildern sucht, kann sich an Tina Weber und die anderen Ansprechpartner des Netzwerks Unternehmen für die Region wenden. Sie vermitteln die entsprechenden Kontakte.

Auf der Website des Netzwerks gibt es eine „Landkarte des Engagements“, in die sich Betriebe mit ihren sozialen Projekten eintragen können. Dort findet sich zum Beispiel ein Steinmetz aus Wetter. Er verwendet keine Steine mehr, für die Kinder in Steinbrüchen und weiterverarbeitenden Betrieben schuften mussten. Über das Netzwerk sucht er jetzt nach Gleichgesinnten, die ebenfalls gegen Kinderarbeit vorgehen wollen.

Die Weihnachtszeit ist aus Sicht von Tina Weber ein „großartiger Anlass“, um mit dem Engagement zu beginnen oder fortzufahren und sich von der allgemeinen Hilfsbereitschaft anstecken zu lassen. Weihnachten sei traditionell mit dem Gedanken der Nächstenliebe verbunden. „Die Spendenbereitschaft ist daher groß, und es ist eine gute Zeit, um Kontakte zu knüpfen.“

(afu)

Diese Themen könnten Sie ebenfalls interessieren:

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Betriebe sollten sensibel mit Daten von Kunden umgehen. In sozialen Netzwerken der Mitarbeitenden haben sie nichts zu suchen.

DSGVO-Urteil

Gefährlich: Kundenkontakt über private Social-Media-Kanäle

Eine Kundin wird auf sozialen Netzwerken von Mitarbeitenden eines Unternehmens kontaktiert und zieht vor Gericht. Das gibt ihr Recht – aus einem bestimmten Grund.

    • Recht
Ganz junge User suchen Sie bei Facebook meist vergebens. Besonders aktiv sind Menschen zwischen 30 und 60.

Social Media

Wer ist eigentlich noch bei Facebook?

Von wegen überholt: Facebook ist in Deutschland das soziale Netzwerk mit den meisten Nutzern. Fragt sich nur, welche Zielgruppe Sie dort finden.

    • Marketing und Werbung, Online Marketing, Strategie, Marketing, Kommunikation
Thorsten Heitmüller und seine Frau Kirsten. Sie sagen: „Nur miteinander ist das Handwerk stark.“ 

Kurzinterviews

Serie: Gut gemacht! Handwerker verraten ihre Erfolgsrezepte

Viele Wege führen zum Erfolg. Aber welche? In der Fortsetzung der Kurzinterview-Reihe erzählen Selbstständige, was ihren Betrieb ausmacht. Teil 17: Im Gespräch bleiben und Lösungen finden.

    • Strategie
Kontingent verdoppelt: Mit der Westbalkan-Regelung können künftig bis zu 50.000 Arbeitskräfte pro Jahr nach Deutschland kommen.

Politik und Gesellschaft

Das ändert sich bei der Westbalkan-Regelung

Das Baugewerbe atmet auf: Die Einsatzmöglichkeit für Arbeitskräfte aus dem Westbalkan wird unbefristet verlängert. Damit geht noch eine andere Erleichterung einher.

    • Politik und Gesellschaft, Recht, Arbeitsrecht