"Ich würde Arbeitslose zur Kontrolleuren ausbilden und sie sofort los schicken", schreibt ein Maler- und Lackierermeister aus Norddeutschland, der lieber anonym bleiben möchte. Was den Chef von vier Mitarbeitern und einem Azubi zur Weißglut treibt: "Der eigene Mitarbeiter, für den man Tag täglich um Aufträge und den Erhalt seines Arbeitsplatzes kämpft, geht Freitagnachmittag auf Schwarzarbeit."
Ein weiteres Problem seien die vielen "Hausmeisterservices", die den ehrlichen Betrieben immer stärker Konkurrenz machen. "Und die werden sogar staatlich gefördert", schmipft der Malermeister. "Schließlich freut sich doch jeder Arbeitsvermittler, wenn er wieder einmal einen aus der Arbeitslosenstatistik herausbekommt und ihn in ein handwerksähnliches Gewerk vermittelt."
Eine Ursache für die derzeitige Entwicklung sieht er im Lohngefälle, "das in der Praxis noch viel schlimmer ist, als Sie schreiben". "Als Handwerksmeister bin ich an den Tariflohn gebunden. Personalvermittler brauchen dagegen nur den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn zahlen. Dazu kommt eine Gesetzeslücke, durch die unter bestimmten Voraussetzungen Haustarife angewendet werden dürfen", schreibt der Unternehmer weiter.
Hinzu komme, dass diese Firmen kein Pflichtmitglied in der Bau BG sondern in der rund 60 Prozent günstigeren BG für Verwaltung seien. "Die Probleme sind bekannt, nur keiner kümmert sich wirklich darum", lautet das ernüchternde Fazit des Handwerksmeisters.
"Zuständige Behörden kümmern sich nicht"
Oft laufen Initiativen gegen die Schattenwirtschaft auch wegen Kompetenzgerangels ins Leere, bedauert Karl W. Schnars. Der Obermeister der Kfz-Innung Bremerhaven/Wesermünde lobt das Engagement der Initiative "Schwarzarbeit-hinterlässt-Spuren.de". In anderen Teilen des Landes handeln die zuständigen Stellen nach seiner Beobachtung nach dem Motto: lieber kein Stress, lassen wir doch alles so wie es ist. Schnars verweist auf den Landkreis Cuxhaven, der nach seinen Worten den Schwarzarbeitsermittler unter dem Verweis auf die Kosten gestrichen hat.
"Dabei haben sich unsere gewählten Abgeordneten nicht die Mühe gemacht, den Ausgaben die Einnahmen oder sogar den Nutzen gegenüber zu stellen", ärgert er sich und ergänzt "schön zu lesen, dass es auch anders geht".
"Kontrollen sind unzureichend"
Dass die öffentliche Hand "viel zu wenig" gegen die Schattenwirtschaft tut, kritisiert auch Thomas Echterhoff. Der Geschäftsführer der gleichnamigen Unternehmensgruppe arbeitet viel für die öffentliche Hand. "Der Zoll kontrolliert doch in der Praxis viel zu wenig", weiß der Chef von gut 400 Mitarbeitern aus Erfahrung. Klassische Tricks der Billigheimer, wie das längere Arbeiten ohne entsprechende Vergütung, die Bezahlung unterhalb des Mindestlohnes oder der Einsatz illegaler Arbeitskräfte, bleibe so meist unentdeckt, moniert er.
"Entweder offiziell oder gar nicht"
Konsequent "nein" zu Schwarzarbeit sagt ein Handwerksmeister, der auch anonym bleiben möchte. "Das ist eine Straftat", betont der Unternehmer. Außerdem rechne sich Schwarzarbeit bestenfalls für Angestellte, nicht aber für Meister. "Schließlich bleiben meine Kosten für Krankenversicherung, Altersvorsorge, Kfz und Co. die gleichen. Und dann will der Kunde auch noch auf Schwarzarbeit Gewähr. Ohne mich! Entweder offiziell oder gar nicht. Das sage ich auch meinen Kunden, und die meisten lassen sich dann darauf ein", schreibt der SHK-Fachmann weiter.
Wie finden Sie die Idee: Arbeitslose als Kontrolleure? Wie gehen Sie gegen Kollgen vor, die Schwarzarbeit ausüben? Schreiben Sie uns!
(ha)