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Foto: handwerk.com

Haftungsrisiko bei Bauprodukmängeln

Unterstützer für Online-Petition gesucht

Die Initiative „Mit einer Stimme“ will durchsetzen, dass Handwerker bei Materialmängeln nicht länger auf den Aus- und Wiedereinbaukosten sitzen bleiben. Für ihre Petition braucht sie 50.000 Unterstützer.

„In Deutschland gilt derzeit eine handwerkerfeindliche, existenziell bedrohliche Regelung bei bereits eingebauten Produktmängeln“, heißt es in einer Pressemitteilung der Fairplay-Initiative „Mit einer Stimme“. Zu den Mitstreitern zählen bereits mehrere Zentralverbände des Handwerks, die unter anderem die Raumausstatter und Sattler, die Maler und die Tischler und Schreiner in Deutschland vertreten.

Gemeinsam wollen sie raus aus einer Haftungsfalle, die Handwerker in die Insolvenz zwingen kann: Laut einem BGH-Urteil von 2012 müssen Handwerker die Aus- und Wiedereinbaukosten für fehlerhaft geliefertes Material selbst tragen. Wenn der Hersteller Murks liefert, zahlt der Handwerker also drauf. Umgehen lässt sich diese Falle nur, wenn die Verbraucher das Material selbst kaufen und einen Handwerker mit dem Einbau beauftragen. In diesem Fall sind die Hersteller voll in der Haftung.

Damit solche Winkelzüge nicht länger nötig sind, will die Fairplay-Initiative im Frühjahr 2015 eine Online-Petition starten, damit sich der Deutsche Bundestag mit dem Thema beschäftigt und eine Gesetzesänderung vorantreibt. Voraussetzung ist, dass sich bis dahin mindestens 50.000 Unterstützer finden. Wer mitmachen will, kann sich auf der Website www.miteinerstimme.org registrieren. Bis Mitte Februar hatten sich dort rund 8630 Unterstützer eingetragen. Sie werden laufend per E-Mail-Newsletter über Neuigkeiten informiert. Zum Start der Online-Petition bekommt dann jeder eine gesonderte Benachrichtigung.

Lesen Sie auf Seite 2, warum Tischlermeister Jens Petersen die Petition voranbringen will.

Ärger und Mehrarbeit auf eigene Rechnung

Einer der Unterstützer ist Jens Petersen, Tischlermeister aus Ottersberg. Er unterstützt die Petition, weil er sich schon häufiger mit den Folgen von Materialmängeln herumschlagen musste. Einmal wollte er zum Beispiel einen Schrank weiß streichen. Damit die gefrästen Kanten nicht gelblich werden, hat er einen Isolierfüller verwendet, den er seit Jahren von einem Lieferanten bezieht. Auf einmal hatte er jedoch die umgekehrte Wirkung: Die Kanten wurden gelb, der Kunde war empört und Petersens Mitarbeiter mussten den Schrank wieder abschleifen – auf eigene Rechnung.

„Wenn der Betrieb nicht pleite geht, beiße ich in den sauren Apfel und lasse meine Jungs das fertigmachen“, sagt der Unternehmer. Letztlich müsse er die Kosten dann aber mit einpreisen, so dass der Kunde der Leidtragende ist.

Auf der Website und auch auf der Facebook-Seite der Initiative können Betroffene wie Jens Petersen ihren Fall schildern und so andere Handwerker für das Thema sensibilisieren. Die Initiative appelliert an „alle Handwerker, deren Familien und Freunde, dabei zu helfen, dass diese Gesetzeslücke endlich geschlossen wird“.

(afu)

Link zur Initiative: www.miteinerstimme.org

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