Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Pflicht oder Kür?

Meister sind im Vorteil

Wozu ein Meistertitel in einem zulassungsfreien Gewerk? Zwei Studien belegen: Der Meister lohnt sich. Und ist gut für das Ansehen.

Startet die Meisterschule aus Überzeugung:

Lukas Hoek, Fliesenleger, Meisterprüfung

Seit mehr als zehn Jahren ist die Meisterpflicht in vielen Gewerken abgeschafft. Einige Handwerker lieben ihre neue Freiheit. Andere warnen vor Qualitäts- und Preisverfall. Welche Bedeutung der Meistertitel noch heute hat, haben Forscher in zwei Studien beschrieben: Eine beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Marktöffnung auf die Wirtschaft, die andere mit dem Online-Vertrieb handwerklicher Dienstleistungen auf der Plattform MyHammer. Beide Studien wurden vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk (ifh) an der Universität Göttingen herausgegeben.

Hier einige Ergebnisse:

  • Meisterbetriebe können sich länger am Markt behaupten.
  • Sie bekommen mehr Aufträge.
  • Ihre Arbeit wird besser bewertet und ihre Kunden sind zufriedener.

Lukas Hoek ist Fliesenleger und arbeitet im elterlichen Betrieb in Südergellersen nahe Lüneburg. Das Gewerk ist seit 2004 zulassungsfrei. Trotzdem geht er ab November auf die Meisterschule. Später will er den Betrieb übernehmen. Geht das nicht ohne den Titel? „Für mich ist der Meister seit meiner Kindheit ein Traum“, sagt Lukas Hoek. Mein Großvater und mein Vater haben es mir vorgelebt, ich bin in den Betrieb hineingewachsen.“ Für ihn zähle die Qualifikation – wie für viele Kunden übrigens auch.



Weiterbilden will sich der 23-Jährige – aber nicht, weil seine Eltern es von ihm verlangen. Drei Jahre habe er als Geselle Erfahrungen gesammelt und sei nun bereit, den nächsten Schritt zu gehen. „Es gibt viele spannende Techniken, die ich in der täglichen Arbeit noch nicht nutze“, betont Hoek. Er freue sich auf den Austausch mit den anderen Kollegen. Und auf Themen wie Betriebsführung, Rechnungswesen, den Ausbilderschein – damit hat er bisher noch nichts zu tun gehabt.



ifh-Geschäftsführer Klaus Müller empfiehlt Handwerkern in zulassungsfreien Gewerken immer, freiwillig den Meister zu machen. Und nicht nur, weil Meisterbetriebe eine größere Überlebenswahrscheinlichkeit haben. Hinzu komme der tiefgreifende technische Wandel, die Digitalisierung gehe weiter. „Wer sich entsprechend qualifiziert, ist für die Zukunft besser gerüstet“, ist Müller sich sicher. Zudem trage die Qualifizierung zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Und: „Ein Meister genießt in der Gesellschaft und bei seinen Kunden ein hohes Ansehen“, betont der Wissenschaftler. Die Arbeit von Handwerksmeistern werde mit Qualität in Verbindung gebracht. Das diene der langfristigen Existenz des Betriebs.



Deshalb rät Müller, mit dem Meisterbrief offensiv umzugehen. „Es nützt nichts, wenn er eingerahmt im Büro hängt und niemand davon weiß“, sagt er. Auf der Website, dem Briefpapier und auf der Visitenkarte sollten Meister mit der Qualifikation werben. „Die Kunden nehmen das wahr und kommen möglicherweise eher auf Meisterbetriebe zu“, weiß Müller.



Um die Qualität in den zulassungsfreien Gewerken weiterhin sicherzustellen, plädiert Müller für mehr Förderung der Meister-Qualifikation. Wenn junge Handwerker mehr Anreize bekommen, sich weiterzubilden, sei ein großer Schritt in die richtige Richtung getan.



Auch wenn Lukas Hoek kommendes Jahr seinen Meisterbrief in der Tasche hat: Einige Jahre möchte er seinem Vater auch als Meister noch über die Schulter schauen. „Aber die Nachfolge wird sicher mal ein Thema. Und dann bin ich gut ausgerüstet“, sagt der Fliesenleger.




(ja)


Weitere Themen, die Sie interessieren könnten:

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk: Darüber hat Ofen- und Luftheizungsbaumeister Frank Döring mit seinem neuen Azubi schon vor Ausbildungsstart gesprochen.

Personal

Azubi mit Abitur: „Das hat einen großen Vorteil“

Frank Döring bildet zum ersten Mal aus: Im Kurzinterview verrät der Meister wie es ihm gelungen ist, einen Gymnasiasten für sein Gewerk zu begeistern.

    • Personal, Personalentwicklung, Personalbeschaffung
Malermeisterin Maren Kogge will Handwerkerinnen und Handwerker für das Thema Diversität sensibilisieren.

Diversität

Vielfalt als Chance: Diese Meisterin macht das Handwerk bunt

Wenn mehr Betriebe offen für Vielfalt sind, lässt sich der Fachkräftemangel leichter besiegen. Meisterin Maren Kogge will mit der Initiative „Buntes Handwerk“ zum Umdenken anregen.

    • Politik und Gesellschaft
Projekt und Fachgespräch gehören zusammen – das hat das Sächsische Oberverwaltungsgericht im Fall eines Malers entschieden.

Urteil

Meisterprüfung: Wiederholung nur als komplette Prüfung erlaubt

Teil I der Meisterprüfung umfasst Meisterprojekt und Fachgespräch. Ein Gericht musste jetzt entscheiden, unter welchen Bedingungen die Prüfung wiederholt werden kann.

    • Recht
Welches Fachwissen ist nötig, um eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach zu bringen? Es gehe um die Statik des Dachstuhls und den Zustand der Dachabdeckung, sagt Dachdeckermeister Jan Voges. Wer das nicht beachtet, müsse mit Problemen rechnen. 

Energiekosten

Solarteure: Schulung macht noch keinen Meister

Photovoltaikanlagen boomen, doch nicht jedes Angebot ist verlässlich – und ein Gewerk muss es ausbügeln. Woran liegt das?

    • Energiekosten, Politik und Gesellschaft