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Foto: handwerk.com

Videos als Marketinginstrument

Praxisbeispiel: Handwerk goes Youtube

Handwerker-Videos bei Youtube: Davon gibt es noch viel zu wenig, sind sich ein Malermeister und Youtube-Experten einig. Wie auch Sie im Internet mit Videos punkten können, lesen Sie hier.

Von Katharina Kötter

Pleiten Pech und Pannen, das ist das, was bei Youtube auftaucht, wenn Sie nach "Handwerk“ suchen. Oder das ebenso professionelle wie witzige Video aus der aktuellen Image-Kampagne des Handwerks. Dazwischen kommt lange nichts - mit Ausnahme einiger Handwerksbetriebe, die Youtube seit Jahren erfolgreich als Marketing-Werkzeug nutzen. Zu denen, die es geschickt vorgemacht haben, gehören einige Tischler, Goldschmiede und Dietmar Ahle aus Paderborn.

Der Malermeister mit ausgeprägtem Interesse an neuen Medien freut sich über seine Vorreiterrolle und ist sicher, "dass keiner so schnell aufholen kann, was wir in all den Jahren aufgebaut haben mit unserer Website, auf Facebook, Twitter und Youtube“. Auch die Videos auf dem offiziellen Youtube-Kanal der Malermeister Ahle GmbH hätten dafür gesorgt, dass der Betrieb inzwischen viel breiter aufgestellt ist als früher.

"85 Prozent unserer Neukunden werden über das Netz auf uns aufmerksam", sagt Dietmar Ahle. Dort findet ein potentieller Kunde den Betrieb zum Beispiel, wenn er bei Google nach "bester Malermeister" sucht. Die Aufträge, die sich daraus ergeben, kommen aus ganz Deutschland. Häufig wenden sich diese Kunden mit ausgefallenen Wünschen an Ahle. Zum Beispiel, wenn es um kunstvolle Fassaden geht. Auch Medienunternehmen fragen immer wieder in Paderborn an, wenn sie einen Maler als Kooperationspartner suchen.

Videos von konservativ bis kreativ
Einen Überblick über die Bandbreite der Arbeiten haben Interessenten sich längst verschafft, wenn sie persönlich Kontakt aufnehmen. Dietmar Ahle präsentiert seine Firma in insgesamt 20 Youtube Videos von ihrer kreativen Seite. In einem der Kurzfilme geht es um eine preisgekrönte Fassadengestaltung, die in Zusammenarbeit mit dem Berliner Grafitti-Künstler Oliver Kray entstanden ist. Ein anderes zeigt eine Modenschau, bei der Tänzer die Ideen und Farben von Malermeister Ahle direkt auf der Haut tragen. Es gibt aber auch ein Video, in dem der Chef persönlich seinen Werdegang schildert und die Produktpalette vorstellt. Dass Kunden sich auf diese Weise ein Bild davon machen, wer künftig ihr Wohn- und Geschäftsräume betritt, schafft Vertrauen.

Dabei muss Marketing via Youtube nicht unbedingt teuer sein. Bei dem Video "Rot, rot, rot sind alle meine Wände...", mit mehr als 20.000 Clicks hat Ahle lediglich den Abspann mit seinen Kontaktdaten bezahlt. Das Image-Video wurde allen Fachbetrieben der Maler- und Stuckateurinnung gratis zur Verfügung gestellt. Darin genießt ein Familienvater schon das frisch gestrichene Badezimmer in grün aus der Badewanne heraus, während seine Frau in der gelben Küche den pinselnden Maler anschmachtet. Auf den 40 Sekunden langen Film folgten zahlreiche positive Kommentare.

Wer schummelt, schießt Eigentore
Allerdings sollte sich jeder Unternehmer bewusst machen, dass er auch etwas riskiert, wenn er den eigenen Betrieb offensiv bei Youtube bewirbt. Sven Laumer von der Universität Bamberg sieht durchaus Möglichkeiten, dabei Eigentore zu schießen. Potentielle Kunden könnten schlecht gemachte und zu lange Videos als unprofessionell verbuchen. Unter den tausenden Youtube-Videos Marke Eigenbau sind auch viele unfreiwillig komische. Andererseits bürgen auch glanzvolle Videos nicht für Erfolg. "Wer bei Youtube schönt, wenn die Realität gar nicht so rosig ist, fällt sofort auf", sagt Laumer. Immerhin kann man sich verunglimpfende Kommentare von Youtube-Nutzern einhandeln – etwa von unzufriedenen Kunden.

In Ahles Betrieb wendet ein Mitarbeiter täglich ein bis zwei Stunden auf, damit der Internetauftritt stets aktuell bleibt und die Kunden via facebook, twitter und Youtube auf dem Laufenden bleiben. Der Künstler Oliver Kray berät Ahle bei der professionellen Umsetzung von Video-Ideen. Dabei wirkt sich die umfassende Social Media Strategie auch intern aus, betont Ahle: "Die Begeisterung springt auf alle Mitarbeiter über." Bewerbermangel ist bei Malermeister Ahle kein Problem. Allein online gehen jedes Jahr 40-50 Bewerbungen ein.

Wie Sie Youtube als Marketinginstrument nutzen, lesen Sie auf Seite 2.

Youtube als Marketinginstrument richtig nutzen

Deutsche Universitäten haben Youtube schon lange auf dem Schirm. Sven Laumer und Florian Mayer von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg geben Tipps, wie Handwerker Youtube als Marketinginstrument nutzen können:

  • Die Videos sollten kurz sein, höchstens drei Minuten lang. Je höher der Unterhaltungswert, desto öfter wird ein Video auch gesehen und weiterempfohlen. Dabei muss es nicht aufwändig produziert sein.
  • Nutzen sie Youtube unbedingt zusammen mit anderen Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter. Ein gutes Video verweist auf andere Visitenkarten im Netz und natürlich auf Ihre Firmen-Website. Je besser Sie vernetzt sind, desto häufiger wird auch Ihr Video angeklickt.
  • Marketing über Youtube steht und fällt mit dem, der dahintersteht. Wer versucht, sich hier besser zu präsentieren als er ist, fällt negativ auf.
  • Bleiben Sie am Ball. Wer als Betrieb Nutzer an sich binden will, sollte schnell auf Kommentare reagieren und sich öfter etwas Neues einfallen lassen.
  • Wer mehrere Videos einstellt, sollte dies über einen eigenen Youtube-Channel machen. Damit lassen sich verschiedene Videos übersichtlich verwalten.
Was Youtube zu Meistern im Video sagt, lesen Sie auf Seite 3.

Handwerk bei Youtube - Tipps vom Youtube-Pressesprecher

Handwerksprofis bei Youtube? Nur zu, sagt Google-Pressesprecher Stefan Keuchel im Interview

Handwerk.com: Ist Youtube das passende Medium für Handwerksbetriebe, die auf sich aufmerksam machen wollen?

Stefan Keuchel: Aus unserer Sicht natürlich. Youtube bietet die tolle Möglichkeit, Menschen zu erreichen, die man auf normalem Wege nicht erreichen würde. Die Zielgruppe ist etwas jünger und technikaffin. Um Menschen über Youtube zur erreichen ist nicht einmal großes Hintergrundwissen erforderlich. Ich kann Handwerksbetriebe dazu nur ermutigen.

Was sollten Handwerksbetriebe rechtlich unbedingt beachten, wenn sie Videos produzieren und über einen eigenen Kanal einstellen?

Sie müssen vor allem die Urheberrechte und die AGBs von Youtube beachten. Einfach kopierte Fernsehvideos einzustellen und für sich zu nutzen, das läuft nicht. Das gleiche gilt, wenn sie ihr Video mit urheberrechtlich geschützter Musik unterlegen wollen. Hier bietet Youtube aber auch frei verfügbare Musik als Service an, wenn Sie ein Video hochladen. Jeder, der Videos einstellt, muss allerdings selber darauf achten, keine Rechte zu verletzen. Pro Minute werden mehr als 35 Stunden neues Videomaterial hochgeladen. Als Betreiber der Seite kann Youtube da nicht jedes Video einzeln überprüfen.

Bisher halten sich Handwerksbetriebe bei Youtube eher noch zurück. Womit könnten sie aus Ihrer Sicht punkten?

So genannte Tutorial-Videos sind sehr populär geworden. Da geht es zum Beispiel um die Frage, wie binde ich mir eine Krawatte passend um oder wie schlage ich einen Nagel in die Wand, ohne dass er sich verbiegt. Hier gibt es unzählige Fragestellungen und da bieten sich Tipps von Profis doch an. Dass das Feld hier zum Teil noch recht unbestellt ist, oder von Laien dominiert wird, sehe ich eher als Chance für Handwerksbetriebe.

Was für Tipps geben Sie Handwerksbetrieben noch für die Produktion von erfolgreichen Videos, die nicht im Netz versauern sollen?

Mit platter Werbung bei Youtube ist ein Handwerksbetrieb eher schlecht beraten. Die Macher der Videos sollten sich in die Schuhe der Nutzer stellen. Die Videos werden meistens so zwischendurch konsumiert. Darum sollten sie kurzweilig sein, in der Sprache der Zielgruppe, nicht zu formal und nicht unbedingt länger als drei Minuten. Testen Sie Ihr Video an Ihrer Frau, Ihren Kollegen und Freunden. Wenn sie die Infos wertvoll finden, stehen die Chancen gut, dass auch Nutzer das so sehen und ihr Video bei facebook posten, darüber twittern, es verlinken. So kann ein viraler Effekt entstehen, das Video erreicht viele. Mit dem Verlinken können die Betriebe übrigens selbst anfangen. Zum Beispiel indem sie die Youtube -Videos über den Youtube-Player in ihre Firmen-Homepage einbinden.

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