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Realsatire

Auftragsvermittler: Ein Dialog für die Ewigkeit

Ein Handwerksmeister hat den Spieß umgedreht: Er hat bei Frankfurter Auftragsvermittlern angerufen und deren Akquisiteur in ein Gespräch verwickelt. Schöne Idee! Das Protokoll des Telefonats geht klar ins Komödiantische – unsere Empfehlung des Tages.

Kleines Ratespiel, wir nennen einen Firmennamen und Sie tippen, in welcher Branche das Unternehmen aktiv ist. Also: The Real Estate Company. Na? Richtig, Auftragsvermittler. Zur Vereinfachung nennen wir das Planungsbüro in der Folge TREC. Was Sie wissen sollten: TREC firmiert unter derselben Adresse wie eine ältere Bekannte der Szene: P.R.O. in der Eschersheimer Landstraße 55 in Frankfurt am Main. Und auch die Internet-Auftritte ähneln sich ungemein.

Die Firma unseres Mannes, ein Tischlermeister aus der Region Bonn, war Anfang März von einem TREC-Akquisiteur kontaktiert worden. Man hatte ihm gleich via Fax ein Meeting angeboten. Mit dem Vermerk: "Sollten Ihrerseits noch Fragen bestehen, zögern Sie bitte nicht, mich zu kontaktieren."

Gesagt, getan. Erster Eindruck der Gesprächsnotiz des Tischlermeisters: Zwei Menschen, die sich auskennen im Bauhandwerk, führen ein ganz normales Fachgespräch. Nach einigen Fragen zum Warmwerden geht‘s ans Eingemachte, hier ein Auszug:

Tischler: "Ihre Firma, was ist das für eine Gesellschaftsform?"
TREC-Akquisiteur: "Gesellschaftsform?"

Tischler: "Ja, ist das eine GmbH?"
TREC-Akquisiteur: "Nein, wir sind hauptsächlich ein Planungsbüro, haben auch eigene Bauvorhaben. Aber meistens läuft das über die Architektenschiene, wo wir seit Jahren mit den gleichen zusammenarbeiten."

Tischler: "Eschersheimer Landstraße … Sie haben nicht zufällig etwas mit dem Unternehmen P.R.O. zu tun?"
TREC-Akquisiteur: "Die waren glaube ich mal irgendwo hier, mir sagt das was vom Namen her."

Es kommt noch besser – lesen Sie Seite 2.

"Quasi bis nach Eschersheim"

Tischler: "Aber die [P.R.O.] kennen Sie so nicht?"
TREC-Akquisiteur: "Nicht persönlich, aber gut, Frankfurt ist groß. Und die Eschersheimer Landstraße ist ewig lang, quasi von der Zeil bis nach Eschersheim."

Tischler: "Kennen Sie einen Herrn Mike M.?"
TREC-Akquisiteur: "Wen?"

Tischler: "Mike M."
TREC-Akquisiteur: "Warum?"

Tischler: "Weil der auch an dieser Adresse mal war, Eschersheimer Landstraße 55."
TREC-Akquisiteur: "Ich kenne den Mann nicht. Was macht der?"

Tischler: "Der versucht, Aufträge an Handwerker zu vermitteln. Ich dachte, Sie wollten mir auch Aufträge vermitteln."
TREC-Akquisiteur: "Vermitteln?"

Tischler: "Ja."
TREC-Akquisiteur: "Also, ich möchte mich jetzt eigentlich ungern in diese Schublade stecken lassen."

Konzernzentrale? Wo ist denn die Konzernzentrale? Lesen Sie Seite 3.

TREC-Mitarbeiter informiert "Konzernzentrale"

Die handwerk.com-Redaktion hat The Real Estate Company eine Presseanfrage zu dem Dialog geschickt. Frist für die Antwort: der 15. März 2012, 13 Uhr. Am 13. März hat uns die Mail eines TREC-Mitarbeiters erreicht: "Zur Beantwortung haben wir diese [Anfrage] an unsere Konzernzentrale weitergeleitet, von wo aus Sie in den nächsten 14 Tagen Antwort erhalten werden. Insofern bitten wir um Geduld."

Unsere Rückantwort: "Erhellende Antworten, die Sie uns nachträglich schicken, lassen wir natürlich auch gerne nachträglich in die Veröffentlichung einfließen. Aber bei der Gelegenheit: Wo ist denn Ihre Konzernzentrale? Zumindest das können Sie uns doch sicherlich schon vorab mitteilen."

Denn diese Frage ist wirklich interessant, eine Anfrage bei Creditreform zu TREC blieb nämlich ohne Ergebnis: kein Eintrag.

Hier noch zwei weitere Punkte aus unserer Fax-Anfrage:

1.            Ihr [Mitarbeiter] hat […] am Telefon gesagt (Gedächtnisprotokoll): "Es geht um die Region Bonn, Troisdorf, Königswinter, Bad Honnef – das sind alles Gemeinden, wo wir in der Vergangenheit mehrfach Bauprojekte hatten." Unsere Fragen: a. Können Sie uns Beispiele für solche Bauprojekte nennen? b. Ist Ihr Unternehmen nicht erst seit Kurzem am Markt? Seit wann genau? Wieviele Bauprojekte "hatten" Sie in dieser Zeit in der Region Bonn, Troisdorf, Königswinter, Bad Honnef.

2.            Frage aus dem Gedächtnisprotokoll an [Ihren Mitarbeiter]: "Wie sind Sie auf mich gekommen?" Antwort […] (Gedächtnisprotokoll): "[…] wahrscheinlich über unsere Datenbank. Wir arbeiten bundesweit. Da wir regional nicht überall präsent sein können, arbeiten wir mit Architekturbüros und Fachplanern, haben eine gemeinsame Datenbank."
Wir würden gerne mit Fachplanern und Architekturbüros über deren Erfahrungen mit The Real Estate Company sprechen. Können Sie uns die Kontakte herstellen?

Auf die Antworten von The Real Estate Company sind wir gespannt!

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(sfk)

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