Für das Handwerk hat eine Ausbildungsplatzabgabe eigentlich nur Vorteile, sagt der
SPD-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Bezirksschornsteinfegermeister Uwe Göllner im
Gespräch mit handwerk.com. Für die meisten Betriebe würde sich die umstrittene Regelung
auszahlen.
Schließlich würde das Gros der Handwerksbetriebe gar nicht in die Verlegenheit kommen, eine
Abgabe bezahlen zu müssen, sagt Göllner. Seine Begründung: Die meisten Betriebe bilden doch
ohnehin aus, das Handwerk ist und bleibt der Ausbildungsmotor in Deutschland.
Das Schornsteinfegerhandwerk spielt nach Göllners Darstellung eine Vorreiterrolle, denn die
Branche praktiziere die Ausbildungsplatzabgabe bereits seit 30 Jahren: In den Jahren, in
denen ich nicht ausgebildet habe, musste ich in einen Topf einzahlen. Wenn ich in anderen
Jahren Lehrlinge eingestellt habe, wurde ich aus dem selben Topf unterstützt das System
hat sich bewährt.
Obwohl Handwerksunternehmer Bernd Pusch zwei Lehrlinge ausbildet, ist er
gegen die Zwangsabgabe". Der Buxtehuder Inhaber einer Druckerei plädiert
für eine Förderung ausbildungsbereiter Betriebe. Wer ausbildet,
soll vorrangig bei der Vergabe öffentlicher Aufträge berücksichtigt werden",
lautet sein Vorschlag. Das eigentliche Problem sei die
Auftragsmisere und die könne mit der Ausbildungsplatzabgabe nicht gelöst
werden.
Dass auch Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement die Abgabe ablehnt, sorgt bei Schornsteinfeger Göllner für
Unverständnis: Es kann nicht angehen, dass der Bundeswirtschaftsminister durch die Lande
reist und um Ausbildungsplätze bettelt. Das ist nicht seine Aufgabe. Hintergrund: Clement
hatte in den zurückliegenden Wochen eine Lehrstellen-Tour durch verschiedene Bundesländer
gestartet.
Uwe Göllner, der im Bundestag unter anderem im Haushaltsausschuss aktiv ist, schlägt vor,
dass die Abwicklung einer Ausbildungsplatzabgabe den Industrie- und Handelskammern und
Handwerkskammern zufallen sollte: Das wäre die einfachste und unbürokratischste Lösung.