Auf einen Blick:
- Ein eigenes Leistungszentrum für Azubis baut der Malerbetrieb Schreiber Stück für Stück auf: Räume, in denen sie nacharbeiten und dazulernen können.
- Auch Gesellen bilden sich dort weiter und unterstützen den handwerklichen Nachwuchs – fachlich und menschlich soll das „Pinsuleum“ eine Bereicherung für das Team sein.
- Der Handwerksmeister sieht es als eine Investition in die Zukunft und einen Wettbewerbsvorsprung bei der Gewinnung neuer Teammitglieder.
Noch ist es nicht ganz fertig, das „Pinsuleum“ in Bad Gandersheim. Aber genutzt werden die besonderen Räumlichkeiten schon seit einigen Monaten. Als „Azubi-Leistungszentrum“ beschreibt Malermeister Michael Schreiber das Pinsuleum auf seiner Website. „Im Prinzip sind es Schulungsräume, in denen die Auszubildenden alte und neue Techniken üben können, sich auf Prüfungen vorbereiten oder einfach mit Materialresten experimentieren“, sagt er.
In handwerklichen Nachwuchs investieren
Die Idee für diese Übungsräume hatte der Chef von drei Gesellen und zwei Auszubildenden im Urlaub. „Ich habe das Nachwuchszentrum des Fußballvereins FC Barcelona kennengelernt und mich gefragt, warum es eine Art Leistungszentrum nicht auch im Handwerk geben kann“, berichtet Schreiber.
Schließlich begannen er und sein Team im Sommer 2022 eine Wohnung nahe des Firmensitzes in Bad Gandersheim als Übungszentrum umzugestalten. „Das geht neben dem Arbeitsalltag natürlich nicht alles auf einmal. Wann immer die Gesellen oder Azubis freie Kapazitäten haben, arbeiten sie an der Vollendung“, sagt der 40-Jährige.
„Wir Betriebe müssen uns bei den Fachkräften von morgen bewerben. Mit dem Übungszentrum investiere ich in die Zukunft“, sagt Schreiber, der den Betrieb in dritter Generation führt. In Bewerbungsgesprächen erwähne er bewusst den Mehrwert, den die Jugendlichen in der Ausbildung erhalten. Die fachliche Weiterentwicklung seines Teams ist ihm wichtig.
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Materialien testen, Kreativität fördern
Trainiert wird im Pinsuleum in Kojen. Das sind kleine Nischen mit je drei Wänden zum Gestalten. „In der Ausbildung wird nicht alles vermittelt, was wir im Portfolio haben“, sagt Schreiber. Deshalb nutzten die Azubis das Pinsuleum zum Nacharbeiten von Gelerntem, oder zum Vorbereiten von speziellen Aufträgen. „Wir arbeiten mit Techniken, die nicht so verbreitet sind. Darauf möchte ich meine Azubis vorbereiten“, betont der Unternehmer.
Nicht immer sei im Alltag die Zeit da, beispielsweise Spachteltechniken nebenbei zu erlernen. Zudem stärke fachliches Wissen das selbstbewusste Auftreten beim Kunden. Aber nicht nur Handwerkliches wird im Pinsuleum geübt, auch „Rollenspiele“ stehen auf dem Programm: Die Mitarbeitenden präsentieren sich gegenseitig fertige Arbeiten, beantworten Nachfragen und trainieren das freie Sprechen. „Kommunikation wird in unserem Beruf immer wichtiger. Wer frei sprechen kann, kommt bei Kunden gut an“, ist Schreiber überzeugt.
Das Pinsuleum sei auch ein Ort, an dem jeder Fehler machen und aus ihnen lernen kann. Neue Materialien testen dort auch die erfahrenen Mitarbeiter. Es sei ein Raum zum Experimentieren und Probieren: So haben Azubis und Gesellen im Dezember Baumwollputz angebracht. „So bekommt jeder ein Gefühl für das Material, das bei unseren Kunden häufig nachgefragt wird“, sagt Schreiber. Und sie haben die Verlegung von Bodenplatten geübt. Das schaffe Mehrwert für das Team und die Kunden - und jeder trage ein Stück zum Gelingen bei.
Pläne für 2023: Akademie auch für Kunden öffnen
Die Räume des Pinsuleums will Schreiber ab 2023 auch für andere Projekte nutzen: So plant der Handwerker Workshops für Kunden, die „Spaß am Selbermachen“ haben. „Wir wollen neue Produkte vorstellen und eine Einführung geben, wie bestimmte Techniken zuhause umgesetzt werden können.“
Was der Handwerker damit erreichen will? „Sichtbarer werden und die Kundenbindung stärken“, sagt er. Und der Malermeister will mehr in Richtung Nachhaltigkeit gehen. Dafür plant er eine Art „Labor“, in dem das Team noch intensiver mit Materialien experimentieren kann. Schon jetzt stellt der Betrieb aus Abfällen wie Tapetenresten, Pappen oder Spachtelmasse eigene Paneele für die Wandsanierung her. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.
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