Gut ausgelastet:
ERP-Laser-03
Zielstrebig fährt der Schneidkopf seinen vorprogrammierten Weg auf der tonnenschweren Edelstahlplatte entlang. Ein gleichmäßiger Funkenstrahl begleitet seine Arbeit. Dann verstummen die Funken. Bauteil ausgeschnitten, Job erledigt, der nächste kann starten.
JS Lasertechnik hat sich auf die Bearbeitung von Platten und Rohren mit hochenergetischem Licht spezialisiert. Seit seiner Gründung 2007 expandiert das Unternehmen in einem umkämpften Markt. Zum Erfolgsrezept der Stendaler gehört ein moderner Maschinenpark, der es erlaubt, selbst komplizierte Sonderwünsche umzusetzen. Dabei bedienen sie Privatkunden, Kleingewerbe und Großindustrie: vom einzelnen Zaunpfosten bis zur kompletten Blechverkleidung ganzer Rangierloks – inklusive Bohr- und Schweißarbeiten. Um dieses breite Angebot zu leisten, hat der 60 Mitarbeiter starke Betrieb seine internen Prozesse klar strukturiert. Hunderte Bauteile durchlaufen jede Woche die Fertigung. Ein ERP-System sorgt dabei für den nötigen Überblick. Es vernetzt alle Computer und Maschinen und verfolgt jeden Auftrag bis zur Lieferung.
Das höchste Gut heißt Zuverlässigkeit
Der Aufwand dient vor allem einem Zweck: Termintreue. „Wir können unsere Kapazitäten solide planen und dadurch zuverlässig liefern“, sagt Geschäftsführer Jens Schumacher. Der Unternehmer hat das erreicht, indem er jeden Arbeitsschritt im Betrieb transparent gemacht hat. „Wenn ein Kunde anruft und nach dem Bearbeitungsstatus seines Auftrags fragt, können wir ihm sofort sagen, wie weit der Auftrag ist und ob der Liefertermin eingehalten wird“, erklärt Schumacher.
Damit das funktioniert, muss das ERP-System stets wissen, was gerade in den Fertigungshallen vor sich geht. Die Laserspezialisten erreichen das mit: Licht. Jede Arbeitsstation in den Produktionshallen ist mit einem Handscanner ausgestattet, der mit dem internen Netzwerk verbunden ist. Die Handscanner dienen als Kommunikationsmittel. Sie geben dem ERP-System Rückmeldung, welcher Auftrag gerade an welcher Station bearbeitet wird.
Klar definierte Abläufe
Das System mit dem Scanner arbeitet nur so gut wie die Prozessstruktur, in die er eingebettet ist. Wie die funktioniert, weiß Ronald Fricke, bei JS Lasertechnik zuständig für die Arbeitsvorbereitung. Bei ihm kommen die Aufträge rein. „Ruft ein neuer Kunde an, legen wir ihn und den dazugehörigen Auftrag zunächst im System an“, sagt Fricke. Aus Auftragsbestand, Personalkapazitäten und anderen Faktoren ermittelt das ERP-System automatisch den Auslastungsgrad des Betriebs und damit den voraussichtlichen Liefertermin. Im Mai war das Auftragsvolumen besonders hoch, die Arbeitsleistung wurde auf drei Tagesschichten erhöht, so lag die Lieferzeit bei neun Tagen.
„Wir sehen im System auch sofort, ob das benötigte Material im Lager vorhanden ist“, sagt Fricke. Was fehlt, wird bestellt – erhöht das die Bearbeitungszeit, passt sie das System automatisch an. Sind alle Auftragsdaten hinterlegt, generiert die Software eine Auftragsbestätigung mit dem voraussichtlichen Lieferdatum und schickt sie per Mail an den Kunden. Elektronisch wandert der Auftrag in den Bearbeitungspool der Programmierer.
Zudem erstellt die Software einen Laufzettel für die interne Bearbeitung. Der enthält Auftragsnummer, Materialliste und die geplanten Bearbeitungsschritte sowie einen Barcode. Als Ausdruck geht der Laufzettel in die Fertigung. Hier kommen die Barcode-Scanner ins Spiel. Ein Mitarbeiter zum Beispiel am Schneidlaser scannt den Barcode und der Scanner gibt dem System Rückmeldung, wo der Auftrag nun bearbeitet wird. Die Barcodes finden sich auch im Lager. Jeder Materialtyp hat seinen individuellen Code. Jede Entnahme wird mit dem Handscanner dokumentiert. So weiß das System in Echtzeit, wie viel Material noch vorhanden ist.
„Da der Weg durch die Fertigung mitunter viele Stationen beinhalten kann, wandert der Laufzettel zusammen mit den Materialien von Station zu Station“, sagt Fricke. Vor Beginn und nach Fertigstellung jedes Jobs wird er gescannt. Fertig zum Versand wird mit dem letzten Scan ein Lieferschein gedruckt, ein zweiter als elektronische Kopie für die Dokumentation generiert und alle Kostenstellen geschlossen.
System wächst mit
Für Geschäftsführer Jens Schumacher bedeutet das System volle Kontrolle über die Abläufe in seinem Unternehmen. Natürlich könne dennoch eine Verzögerung auftreten – etwa durch Krankheit. Doch damit geht das Unternehmen professionell um. Das Schlimmste sei laut Schumacher, wenn ein Kunde sich selbst nach dem Verbleib seiner Bestellung erkundigen müsste. „Wir werden aktiv und informieren den Kunden frühzeitig über einen Engpass.“
Schumacher setzt sein ERP-System bereits seit der Gründung des Betriebs ein. Anfangs nur mit wenigen Modulen, denn zur Gründungszeit hatte JS Lasertechnik nur drei Mitarbeiter. „So lange man alles selbst macht, behält man auch den Überblick“, sagt Schumacher, „je größer wir wurden, desto mehr Aufgaben haben wir auf unser ERP-System übertragen.“
Die Software ist mit dem Betrieb mitgewachsen – für diese Zwecke wurde sie modular entwickelt. „Heute kann ich mir jeden Tag die Betriebszahlen auf den Schirm holen, sehe unsere Kapazitäten, Krankenstand, die Auftragspipeline und Geschäftszahlen“, sagt Schumacher. Künftig will er noch mehr Bereiche an das ERP-System anschließen. „Wir arbeiten gerade daran, allgemeine Verbrauchsgüter mit aufzunehmen“, sagt der Firmenchef. Das ERP-System soll auch diese Bestände überwachen. „So können Engpässe bei Handschuhen, Bohrern und anderen Betriebsmitteln gar nicht erst entstehen.“
(deg)
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