Wie geht es weiter? Steigt die Zahl der Auszubildenden mit Abitur? Oder geht der Trend noch stärker Richtung Hochschulstudium? Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen: Der Anteil der Jugendlichen, die nach dem Gymnasium eine duale Ausbildung beginnen, nimmt seit Jahren leicht zu. 2011 betrug der Anteil der Abiturienten 23, 1 Prozent. Vier Jahre zuvor lag der Wert bei 20,7 Prozent.
Für eine Ausbildung im Handwerk allerdings erwärmt sich nur ein kleiner Teil, ein sehr kleiner. 2008 hatten 6,1 Prozent der neuen Lehrlinge die Hochschulreife, 2011 waren es 8,1 Prozent. Weitaus größer ist das Interesse solcher Jugendlicher an einer dualen Ausbildung in Industrie und Handel (2011: 29,3 %), in freien Berufen (25,7 %) und im Öffentlichen Dienst (46,8 %).
"Blaumann-Berufe sind bei Abiturienten nicht beliebt", betont BIBB-Sprecher Andreas Pieper. Vor allem Bank-, Versicherungswirtschaft und die Medienbranche entfalteten Anziehungskraft. Geringer als im Handwerk ist der Anteil der Abiturienten nur in hauswirtschaftlichen Berufen.
Unklar ist, was ausschlaggebend ist für die steigenden Zahlen in den vergangenen Jahren. Eine Ursache könnten die doppelten Abiturjahrgänge sein, sagt Pieper. In Nordrhein-Westfalen, wo es dieses Jahr zum ersten Mal einen doppelten Jahrgang gegeben hat, sei der Wettbewerb um Lehrstellen gestiegen. Problem: "Abiturienten verdrängen andere Bewerber", erklärt Pieper. Er hält es für gut möglich, dass sich der Trend umkehrt, sobald die doppelten Jahrgänge durch sind.
Einen anhaltenden Trend sehen die Experten dagegen in der wachsenden Nachfrage nach Ausbildungsberufen, an die sich ein Studium anschließen lässt. Handwerksbetriebe sollten Jugendlichen die Ausbildung als Einstieg die Karriere darstellen, sagt Pieper. Ob Meisterbrief oder Studium, ob Produktionsleitung oder Chefsessel, wichtig ist: "Begabten jungen Leuten müssen Perspektiven aufgezeigt werden."
(mfi)
Handwerk fehlt junge Elite
Berufswahl: Blaumann? Bloß nicht!
Die gute Nachricht: Fast ein Viertel aller Jugendlichen mit Hochschulreife entscheidet sich für eine Lehre. Die schlechte: Fast keine Branche ist bei Abiturienten so unbeliebt wie das Handwerk.