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EU-Osterweiterung

Billig-Lohn im Badezimmer

Osteuropäische Bauarbeiter werden auf deutschen Baustellen brutal ausgenutzt. EU-Richtlinien ermöglichen die Situation.

Osteuropäische Bauarbeiter werden auf deutschen Baustellen brutal ausgenutzt. EU-Richtlinien ermöglichen die Situation

Einen erschreckend schlechten Zustand vermutet die Süddeutsche Zeitung, das Magazin Der Spiegel befürchtet gar eine katastrophale Verfassung. Wovon die Rede ist? Von Deutschlands Badezimmern. Der Anlass für die ironischen Kommentare ist eine unglaubliche Statistik: Innhalb des vergangenen Jahres ist die Zahl der selbstständigen Fliesenleger bundesweit um 106 Prozent gestiegen. Und auch andere vom Meisterzwang befreite Gewerke melden Extrem-Zuwächse. Beispiel Gebäudereiniger: 91,2 Prozent.

Da die Auftragslage konstant mäßig geblieben ist, drängt sich die Frage auf: Was machen all die Unternehmer? Hier wird bisherige Schwarzarbeit legalisiert, sagt der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler. Anders ausgedrückt: Vor allem die Ost-Europäer unter den Nachwuchsunternehmern werden als Billig-Arbeiter eingesetzt ganz legal über den Umweg der Existenzgründung. Die politischen Eckpfeiler der EU-Osterweiterung halten dem Arbeitstourismus nicht stand. Handwerker aus Polen oder Litauen dürfen in den nächsten sieben Jahren nicht als reguläre Arbeitnehmer in den Westen kommen, als selbstständige Unternehmer schon.

Groteske Szenen

Vor den Handwerkskammern spielen sich seit Monaten groteske Szenen ab. Berichte über ganze Busladungen polnischer Fliesenleger, die sich in die Handwerksrolle eintragen wollen, häufen sich. Bei Baustellen-Kontrollen können die Bauhandwerker dann lässig einen Gewerbeschein zücken und sind aus dem Schneider.

Dass unterirdisch niedrige Löhne jenseits aller Tarife selbst auf Baustellen der öffentlichen Hand zum Alltag gehören, sagt Hans-Otto Rohde, Maurerpolier und Arbeitnehmer-Vizepräsident der Handwerkskammer Oldenburg. Wie der Lohnbetrug abläuft, umreißt er an einem aktuellen Beispiel. Beim Bau eines Spaßbades in Oldenburg habe ein Subunternehmer die übliche Tariftreue-Erklärung bei der Stadt unterschrieben und 25 Fliesenleger beschäftigt. Was die Stadt nicht kontrolliert habe: Die Jungs mussten für ihr Geld nicht 40, sondern 80 Stunden in der Woche arbeiten. Die gehen doch kaputt . Ein seriöser Fliesenleger könne bei dieser Billig-Konkurrenz gleich einpacken.

Warum drücken öffentliche Auftraggeber vor solchen Zuständen die Augen zu? Aus Bequemlichkeit, antwortet Ronald Schminke, Geschäftsführer der IG-Bau Niedersachsen Süd. Was auf Baustellen abläuft, sei Menschenhandel. Schminke: Sie fallen vom Glauben ab, wenn sie sehen würden, wie Arbeitnehmer dort leben müssen. Und in ihren Heimatländern zahlen sie auch noch 400 Euro an Schlepper, um überhaupt in den ,Genuss zu kommen, bei uns arbeiten zu dürfen.

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