Unbezahlte Mehrarbeit ist nach Ansicht des
Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Ludwig
Georg Braun, der richtige Weg zur Schaffung von Arbeitsplätzen. "Nur
Arbeit schafft Arbeit, Nicht-Arbeit schafft keine Arbeit", sagte der
Chef des Medizintechnik-Herstellers B. Braun Melsungen. In den vergangenen 20 Jahren habe die Tarifpolitik nur
diejenigen begünstigt, die bereits Arbeit hatten. Jetzt müssten die
Belegschaften Opfer zu Gunsten der Jugend bringen, verlangte Braun.
Der DIHT-Präsident verwies auf das Beispiel seines Unternehmens.
Die Belegschaft der B. Braun Melsungen AG habe sich zu unbezahlter
Mehrarbeit verpflichtet, um die Mehrkosten für einen Werksneubau am
Firmensitz in nordhessischen Melsungen gegenüber dem
Alternativstandort im spanischen Barcelona auszugleichen. Die Produktivität steigere sich, so dass über die
unbezahlte Mehrarbeit hinaus weitere bezahlte Arbeit entstehen könne.
In Tuttlingen (Baden-Württemberg) habe das Unternehmen nach einer
ähnlichen Vereinbarung fast 200 zusätzliche Stellen geschaffen.
Die 4000 Arbeitnehmer der B. Braun AG in Melsungen wollen in den
kommenden fünf Jahren insgesamt 520 Stunden Mehrarbeit im Wert von
100 Millionen Mark (51 Mio Euro) leisten. Damit tragen sie ein
Drittel der Kosten für das neue Werk. Im Gegenzug sichert das
Unternehmen den Mitarbeitern Weiterbildungsmaßnahmen und eine
Beschäftigungsgarantie zu. Außerdem sollen die Beschäftigten nach
Fertigstellung des neuen Werks am erwarteten höheren Ertrag beteiligt
werden.