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Zielsichere Ästhetik

Büchsenmacher trifft ins Schwarze

Mit Liebe zum Detail: In aufwendiger Handarbeit fertigt Mark Ganske in der Lüneburger Heide Jagdwaffen. Damit trifft der Büchsenmacher auch bei passionierten Jägern ins Schwarze.

von Anneke Fröhlich
Ungeduldige müssen tapfer sein: Ungefähr ein Jahr dauert es vom ersten Gespräch bis zum fertigen Ergebnis.

Ein Jahr, in dem Mark Ganske sich in unzähligen einzelnen Arbeitsschritten immer wieder mit der Waffe beschäftigt. Sie wird, wenn sie fertig ist, so individuell wie ein Maßanzug auf den Kunden zugeschnitten sein.

„Als Jäger ist es unsere Pflicht, gut zu treffen, und dafür brauchen wir Waffen, die exakt zu uns passen“, erklärt der Büchsenmacher. Vier- bis fünfmal im Laufe des Entstehungsjahres kommt der Kunde zu ihm, damit geprüft werden kann, ob die Schaftlänge tatsächlich perfekt mit der Armlänge harmoniert, ob die Hand sich schon wie von selbst an den Griff schmiegen kann und ob die Waffe in bester Balance liegt.

Eine Treffgarantie gibt es auch mit den Produkten aus Ganskes „Waffenschmiede“ nicht. Doch er schaffe die besten Voraussetzungen, und den Rest könne man lernen, sagt der 38-Jährige. „Die große Kunst besteht darin, zu vermitteln, wie das Schießen funktioniert. Nur wer dies versteht, kann es auch umsetzen und zum Beispiel unnötige Bewegungsabläufe minimieren.“

Was der Büchsenmacher auf dem Schießstand macht? Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite.

Waffen im Wert eines Mittelklasse-Wagens

Neben seiner Arbeit in der Werkstatt zieht es Ganske regelmäßig auf den Schießstand, wo er nicht nur selbst immer wieder übt, sondern auch als Trainer tätig ist. Er weist außerdem seine Kunden in die Handhabung ihres neuen Werkzeugs ein oder hilft beim Umgang mit der überarbeiteten Waffe. So manches Familienerbstück hat die Werkstatt inmitten der Lüneburger Heide von Grund auf restauriert verlassen.

Die neuen Büchsen und Flinten fertigen Ganske und sein Mitarbeiter Sven Cubasch ganz und gar selbst, oder sie arbeiten mit Rohlingen, die je nach Kundenanspruch modifiziert werden und somit ebenfalls allesamt Unikate sind. Letztlich mitentscheidend ist der Geldbeutel, denn die Variante in kompletter Handarbeit entspricht schon mal dem Wert eines Mittelklassewagens.

„Jagd ist Passion und etwas sehr Ästhetisches“, sagt Ganske. „Die Erlebnisse teile ich mit meiner Waffe, und wenn ich stundenlang auf dem Hochsitz verbringe, ist es doch schön, wenn ich mich auch am Aussehen und an der Haptik der Waffe erfreuen kann.“ Seine Kunden sehen dies genauso. Manch einer erfüllt sich mit einem Erzeugnis aus der „Waffenschmiede“ einen Lebenstraum.

Wie Ganske Waffenschmied wurde? Lesen Sie auch die letzte Seite.

"Ich wollte eine schöne Waffe und wusste, ich kann sie mir nicht leisten."


Mark Ganske selbst hatte schon als junger Jagdscheininhaber ein Auge auf besonders schöne Waffen geworfen. „Ich wusste, so eine möchte ich auch mal haben. Ich wusste aber auch, dass ich sie mir nie leisten könnte, und da dachte ich mir, dass ich sie selbst bauen muss.“

Gesagt, getan. Nach seiner Metallbauer-Ausbildung fragte Ganske bei der Hamburger Büchsenmacherei Hartmann amp; Weiss nach einem Praktikumsplatz – mit Erfolg. Bald darauf bekam er eine Lehrstelle und sammelte anschließend in dem renommierten Betrieb noch einige Jahre Berufserfahrung. „Irgendwann dachte ich mir, ich könnte ja auch mein eigener Chef sein“, erinnert sich Ganske. In einer Remise auf dem elterlichen Hof nahe Amelinghausen hat er den perfekten Arbeitsort gefunden. „Hier ist Ruhe, und die brauchen wir bei unserer Handarbeit.“

In der Jägerschaft aus ganz Deutschland hat es sich herumgesprochen, dass die Anreise zu dem jungen Büchsenmacher sich lohnt. Wenn im Mai die Bockjagd beginnt, steht sein Telefon nicht mehr still. Aber auch sonst hat Ganske inzwischen rund ums Jahr mehr als gut zu tun.

„Wenn wir die Waffen zur Wartung bekommen, freuen wir uns immer über viele Gebrauchsspuren“, berichtet Ganske. So edel die Produkte aus seiner Werkstatt auch aussehen – in erster Linie sind sie für den Gebrauch gemacht. Und so sei es jedes Mal ein besonders schönes Gefühl, wenn jemand begeistert von seinen Erlebnissen mit dem neuen jagdlichen Begleiter berichtet.

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