Giftgrün, gerade mal einen Meter hoch, knapp über 1000 Kilo schwer und ein Motor mit 7 Litern Hubraum – der Custom GT hat alle Zutaten, die die Herzen von Sportwagenfans höher schlagen lassen.
Der Enthusiast reibt sich dennoch verblüfft die Augen: EcoVision ist auf den Abdeckungen der Zylinderbänke des unmittelbar vor der Hinterachse verbauten Motors zu lesen. V8-Triebwerk, 7 Liter Hubraum – was bitte schön ist an diesem Brachialo-Rennwagen Eco, sprich Öko?
Egal auf welche Stelle der kühn geschwungenen Karosserie man schaut. Der Custom GT wirkt auf den ersten Blick nicht gerade wie ein Kostverächter. Mutig zitiert er klassische Langstreckenrennwagen der 60er-Jahre. Ein Schuss Ford GT40 kombiniert mit einem Hauch Chaparral 2D und einer Prise Porsche C6. Wer noch genauer hinschaut, erkennt die Karosserieform eines Kit-Car-Bausatzes des amerikanischen Herstellers Factory Five wieder.
Warum der Schriftzug dann doch gerechtfertigt ist, lesen Sie auf Seite 2.
Nicht nur außen grün
Erst bei genauerer Inspektion des Boliden zeigt sich – fast schon ein wenig versteckt – hinter dem Hinterrad ein kleiner Hinweis auf die grüne Seele der flachen Flunder. Hier ist ein zweiter Tankstutzen verbaut.
Autogas? Richtig geraten: Auf Wunsch lässt sich der Renner aus der Eifel mit Liquefied Petroleum Gas (kurz: LPG) bewegen. Damit wird der Besuch an der Tankstelle zu einem für Sportwagenverhältnisse freudigen Ereignis.
Aufgebaut ist der Renner auf einem Gitterrohrrahmen. Darauf haben die Macher um ccg-Firmenchef Tom Gerards nur die guten Zutaten aus den Regalen der großen Hersteller verbaut.
Ihr Rezept für feinen Fahrspaß, lesen Sie auf Seite 3.
Die Zutaten
Man nehme: Den Motorblock aus der Bauserie LS2 der Corvette, schraube den Ansaugtrakt aus dem Nachfolgemodell darauf, kombiniere das mit dem G50-Sechsgang Getriebe aus dem 993-Turbomodell des Elfers und der Kupplung aus der 997er Modellreihe, montiere das leistungsstarke Ergebnis auf dem Gitterrohrrahmen des Kit-Cars. Anschließend laminiere man dessen gerade mal 1,016 Meter hohe Karosserie aus Verbundfaserstoffen, verheirate beides, setze die Sitze aus der Lotus Elise MK 2 ein, fülle den Benzin- und die Autogas-Tanks und ballere los.
Custom GT-36
Grob zusammengefasst ist das die Entwicklungsgeschichte des Mittelmotorsportwagens aus der Eifel. Hergestellt wird der jüngste Supersportler aus deutschen Landen in Simmerath. Tom Gerards, Chef der Firma ccg automotive GmbH, sagt von sich, dass er schon immer ein eigenes Auto bauen wollte. Ein Eco-Konzept sei in der gegenwärtigen Zeit nur ein logischer Schritt gewesen.
Dank elfmonatiger Testphase hat der Custom GT eine Einzelabnahme samt 2011 Zulassung. Somit macht der Renner also nicht nur auf der nahe gelegenen Nordschleife sondern auch auf der Autobahn eine gute Figur.
Wie sich der Ökorenner fährt, lesen Sie auf Seite 4.
200 km/h in unter 10 Sekunden
Was bei gut einem Meter Gesamthöhe auf der Hand liegt, ist die abenteuerliche Knappheit des Cockpits. Schon der Weg dorthin ist für groß gewachsene Menschen eine Herausforderung. Sitzt man dann doch mehr oder minder wohlbehalten hinter dem knackigen Momo-Lenkrad, fällt der Blick auf das zentrale Kombiinstrument, das sich aus einem analogen Drehzahlmesser und einer digitalen Multifunktionsanzeige zusammensetzt. Hinter roten Abdeckkappen verbergen sich die Kippschalter für Benzinpumpe und Zündung. Der V8-Motor trohnt unmittelbar hinter den Sitzen. Wachgeküsst wird das Hubraummonster stilecht per Startknopf.
Die ersten Meter bedient sich die Maschine aus dem 68 Liter fassenden Benzintank mit feinem SuperPlus. Ist der Motor warm genug, kann wahlweise auf die beiden je 27 Liter fassenden LPG-Tanks umgeschaltet werden. Den Verbrauch gibt die Zeitung Sport-Auto in einem Fahrtest im Septemberheft mit rund 12 Litern SuperPlus beziehungsweise 14 Litern Autogas an. Für die Beschleunigungswerte gibt es nur ein Prädikat: atemberaubend. In unter zehn Sekunden steht bei forcierter Gangart Tempo 200 auf der Uhr.
Wem das noch nicht reicht, der sollte bis zum kommenden Frühjahr warten. Denn dann wollen die Macher hinter der giftgrünen Flunder eine deutlich näher zum Rennsport entwickelte Variante des GT auf die Räder stellen – den „Custom GT Competition“.
Custom GT-28
Zu haben ist der "zahme" Custom GT übrigens ab knappen 150.000 Euro. Viel Geld. Aber dafür stellt der Handwerksbetrieb aus der Eifel ein Auto weit abseits des automobilen Mainstreams auf die gewaltigen Reifen.
(ha)
Weitere Themen aus dem Bereich Technik, die Sie vielleicht auch interessieren könnten:
AMG Cigarette: Ein Flügeltürer fürs Wasser
TAG Heuer Monaco V4: Motorsport am Handgelenk
Lamborghini Sesto Elemento: Das Kohlefasergeschoss
