Holger Eschen ist Überzeugungstäter: Seit zwölf Jahren nimmt der Metallbaumeister immer wieder Azubis in die Lehre, die als Problemfälle gelten. „Ich habe ein ganz großes Herz für solche Jugendlichen“, sagt der 44-Jährige. „Ich bin davon überzeugt, dass schlechte Schüler zu guten Gesellen werden können.“
Bei aller Überzeugung: Blind stürzt sich Eschen nicht in das Abenteuer Ausbildung. Seine „Problemfälle“ sind handverlesen – von den Experten eines Patennetzwerks.
Coaching schon während der Schulzeit
Ehrenamtliche Patennetzwerke schießen bundesweit überall aus dem Boden. Ihr Ziel: Sie unterstützen Jugendliche mit Problemen beim Wechsel in die Arbeitswelt.
Die Netzwerke stellen ihnen einen Paten zur Seite. Die Paten coachen die Jugendlichen schon während der Schulzeit, aber auch während der Ausbildung.
Das Netzwerk in Leer und Aurich ist ein Projekt des Vereins Verbundausbildung Ostfriesland e.V. Der Verein hat nach eigenen Angaben seit 2005 mehr als 400 Jugendliche in eine Ausbildungsstelle vermittelt.
Das Erfolgsrezept des Patennetzwerks: „Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit beiden Seiten, mit den Jugendlichen und den Betrieben und suchen immer nach der passenden Kombination“, sagt Koordinator Hans-Jürgen Sträter.
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So funktioniert das Patennetzwerk
Wie das Patennetzwerk Aurich arbeitet, erläutert Koordinator Hans-Jürgen Sträter:
Wer sind die Paten?
Unterstützt werden die Jugendlichen von ehrenamtlichen Paten. Als Paten engagieren sich zum Beispiel Unternehmer, Lehrer, Handwerker, Landfrauen, Hausfrauen … Entscheidend bei der Auswahl der Paten sind Lebenserfahrung, Erfahrung mit Jugendlichen, die Bereitschaft zum langfristigen Engagement und ein polizeiliches Führungszeugnis. Die Paten werden vom Netzwerk in ihrer Arbeit unterstützt und selbst gecoacht
Welche Jugendlichen kommen infrage?
Die Paten unterstützen Jugendliche mit Problemen in Schule oder privatem Umfeld. Einzige Voraussetzung: Der Jugendliche muss selbst etwas ändern wollen. Nur dann kann die Hilfe funktionieren.
Wie werden die Jugendlichen gecoacht?
Das Patennetzwerk übernimmt die Aufgabe, für einen Jugendlichen den passenden Paten zu finden. Denn damit ein Pate erfolgreich arbeiten kann, muss eine Vertrauensbasis entstehen. Nur dann wird der Jugendliche den Paten akzeptieren und seinen Rat annehmen. Der Pate unterstützt seinen Jugendlichen in allen Problemfeldern. Wichtigste Aufgabe dabei ist nach Sträters Erfahrung häufig das Schaffen von klaren Strukturen und Regeln, zum Beispiel Pünktlichkeit, Sauberkeit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit. „Oft kennen die Jugendlichen das aus ihrem Elternhaus gar nicht.“ Aber auch ganz konkrete Hilfe mit dem Lernstoff der Schule oder Aufgaben des Alltags sind Teil des Coachings. Ebenso wichtig ist die Funktion als Ratgeber, egal ob es um die Kleidungswahl für das Vorstellungsgespräch geht oder um Probleme mit Lehrern, Eltern oder Freunden.
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So profitieren die Betriebe vom Azubi-Coaching!
Wie funktioniert der Übergang zu Ausbildung?
Auch bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsbetrieb helfen der Pate und das Patennetzwerk. Dabei haben sie nicht nur die Interessen des Jugendlichen im Blick, sondern ebenso die Interessen der Betriebe. Denn dadurch unterscheidet sich ein Patennetzwerk von der Arbeitsagentur: Als Erfolg gilt nicht schon die Vermittlung, sondern der Abschluss der Berufsausbildung. Die Ergebnisse sind beachtlich: „Die Erfolgsquote liegt bei 90 Prozent abgeschlossene Ausbildungen“, berichtet Sträter.
Wie lange dauert das Coaching?
Das Coaching beginnt meist schon während der Schulzeit. Doch auch während der Ausbildung stehen Paten ihren Jugendlichen weiter beratend und vermittelnd zur Seite. Ebenso vermitteln die Netzwerke Paten für Jugendliche, die die Schulzeit schon hinter sich haben und erst während der Ausbildung Probleme bekommen.
Wo finden Sie ein Patennetzwerk in Ihrer Nähe?
Patennetzwerke finden Sie im Internet unter www.aktion-zusammen-wachsen.de. Oder Sie wenden sich direkt an Hans-Jürgen Sträter vom Patennetzwerk Aurich, der gerne den Kontakt zu einem Netzwerk in Ihrer Nähe herstellt. Wenden Sie sich auch an Ihre Handwerkskammer: Viele Kammern bieten Hilfe und Coaching, um einen drohenden Ausbildungsabbruch zu verhindern.