Eine Welle an Ratschlägen schwappt derzeit über die arbeitende Bevölkerung. Denn in der Regel sind die Anti-Stress-Tipps für Arbeitnehmer gedacht. Doch warum sprechen Unternehmer eigentlich so selten Unternehmer über "Burn-out"? Weil sie ihre eigenen Zeitmanager sind? Oder weil sie besser mit Druck umgehen können?
Wir haben einige Tipps, die bild.de nach dem Rangnick-Rücktritt veröffentlicht hat, dem Kölner Elektrotechnikmeister Dirk Meyer vorgelegt. In seinen Kommentaren dürften Sie sich wiederfinden:
Tipp 1: Keine Akten mit nach Hause nehmen. Nach Feierabend keine dienstlichen E-Mails! Schaffen Sie die Arbeit tagsüber nicht, ist sie falsch organisiert.
Dirk Meyer: "Nachvollziehbar. Sobald ich Arbeit mit nach Hause nehme, ist der Feierabend vorbei."
Tipp 2: Abends und an Wochenenden nicht ständig erreichbar sein.
Meyer: „Einverstanden. Das ist die einzige Überlebenschance. Natürlich gibt es Anfragen am Wochenende – aber die Kollegen, die sich darauf einlassen, brennen tatsächlich schnell aus.“
Tipp 3: Prüfen Sie, ob Ihnen die Arbeit (Inhalt, Zeit- und Kraftaufwand) liegt.
Meyer: "Keine Chance. Ich muss Aufträge erledigen, die extrem schwierig und anspruchsvoll sind. Dazu gehören auch Aufgaben, die als unlösbar gelten. Wenn wir das Gegenteil bewiesen haben, ist die innere Befriedigung enorm. Das ist ein doch ein Heidenspaß – je schwieriger, desto besser."
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Tipp 4: Beschäftigen Sie sich auch mit Ihren dunklen Seiten: Wut, Enttäuschung, Trauer … nicht "runterschlucken".
Meyer: "Gute Sache. Ich regele das, wenn ich alleine im Auto sitze, dann brülle ich richtig rum. Ein Beispiel: Die meisten Kundengespräche verlaufen positiv. Ich bekomme den Auftrag oder ich löse ein Problem. Aber das gelingt ja nicht immer. Dann schreie ich, im Auto – und komme entspannt ins Büro. Ich will den Mist nicht auf meine Mitarbeiter abwälzen. Es gab schon Leute, die neben mir an der Ampel standen und spontan 110 wählen wollten."
Tipp 5: Reduzieren Sie Ihren Lebensstil so, dass Sie keine Extra-Arbeit brauchen, um Ihre Ausgaben zu decken.
Meyer: "Quatsch. Ich arbeite lieber extra, um vernünftig zu leben."
Tipp 6: Überlegen Sie bei allen Käufen, ob Kosten und Folgeaufwand (Wartung, Reparaturen, Zubehör) am Ende nicht mehr Last als Freude sind.
Meyer: "Nicht mein Stil. Sonst hätte ich nicht so viel Krempel und weniger Hobbys – die mich ja letztlich entspannen."
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Tipp 7: Auf anstrengende, teure Fernreisen verzichten. Ein Wochenendausflug mit der S-Bahn an den Stadtrand lässt allen mehr Zeit und Ruhe.
Meyer: "Na ja, den S-Bahnausflug machen wir tatsächlich ab und zu, dann nehmen wir die Fahrräder mit. Und Fernflüge entfallen bei uns, weil meine Frau Flugangst hat. Aber wenn ich 16 Stunden mit dem Auto an die Côte d'Azur fahre, freue ich mich doch, wenn ich am Strand spazieren kann."
Tipp 8: Auf eine Stunde Fernsehen oder Computer sollte eine Stunde aktives Erleben (Sport, Spazierengehen in der Natur) folgen.
Meyer: "Im Prinzip stimmt das – ich kenne nur niemanden, der das immer schafft."
Tipp 9: An einem festen Abend pro Woche gar nichts machen. Einfach nur Musik hören, lesen, sich auf dem Sofa lümmeln.
Meyer: "Geht gar nicht. Die Zeit ist mir viel zu schade. Rumlümmeln kommt nur infrage, wenn ich krank bin."
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Tipp 10: Verzichten Sie auf Leistungssport (z. B. Marathon). Er belastet Sie seelisch und körperlich durch den Wettbewerbsdruck zu sehr.
Meyer: "Quatsch, ich laufe zwar keinen Marathon, sondern nur bei Volksläufen mit. Aber generell ist Leistungsdruck eher ein Ansporn."
Tipp 11: Weniger Zigaretten, Alkohol und Koffein (Kaffee, Cola). Keine Drogen oder Aufputschmittel!
Meyer: "Ich trinke tagsüber drei Tassen Kaffee – und abends auch mal ein Glas Rotwein. Aber das ist ja noch im Rahmen, denke ich. Rauchen, Medikamente, irgendwelche Mittelchen und Alkohol oberhalb 30 Prozent – davon lasse ich die Finger."
Tipp 12: Gemeinsam essen, am besten auch morgens! Nur im Ausnahmefall geschäftliche Abendessen zusagen (besser auf mittags verschieben).
Meyer: "Ja, ich habe zwei Kinder und eine tolle Ehefrau. Und auch dann, wenn ich später am Abend einen Kunden beraten muss, fahre ich zwischendurch nach Hause, damit ich mit der Familie essen kann. Rede ein paar Worte, bringe die Kinder ins Bett, gucke vielleicht kurz nach den Hausaufgaben. Dabei kann ich auch abschalten."
(sfk)