Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Kundengewinnung

Das Ehrenamt als "Kontaktbörse"?

Gute Kontakte, heiße Infos und neue Aufträge - das erhoffen sich vor allem Existenzgründer vom Ehrenamt. Doch viele vergeuden dabei ihre Zeit. Weil sie sich zu viel versprechen oder es nicht richtig anpacken. 9 Tipps für Ehrenamtliche!

Viele Handwerker kommen irgendwann zu einer ernüchternden Erkenntnis: Ehrenamtlicher Einsatz kostet unheimlich viel Zeit, und im Rampenlicht stehen regelmäßig andere.

Dabei ist das Ehrenamt durchaus ein nützliches Marketinginstrument – wenn man es richtig angeht.

1. Ehrenamt ist nicht nur Mittel zu Zweck!
Eins gleich vorweg: Wir sind keineswegs der Ansicht, dass ein Ehrenamt reines Mittel zum Zweck ist oder sein sollte. Wer sich zum Beispiel ehrenamtlich in der Handwerkskammer um die Ausbildung bemüht, im Sportverein, bei den Tafeln, in der Lokalpolitik oder in einem anderen Zusammenhang aktiv ist, der leistet einen wertvollen Beitrag zum Gemeinwohl. Das verdient Anerkennung, Respekt und Dank!

Doch warum sollte man als Handwerker nicht das Sinnvolle mit dem Nützlichen verbinden?

2. Ehrenamt: Erst kommt das Image - und dann die Aufträge
Als Marketinginstrument bieten Ehrenämter vier Ansatzpunkte:

  • den persönlichen Kontakt zu Mitgliedern und Nutznießern Ihres Engagements,
  • die vereinsinterne Mundpropaganda: Auch ohne persönlichen Kontakt kennen Mitglieder irgendwann Ihren Namen,
  • die externe PR-Wirkung - falls Sie ständig in der Zeitung stehen,
  • den kleinen Wettbewerbsvorsprung, weil Sie vielleicht frühzeitig durch Ihr Ehrenamt von Veränderungen wissen, die neue Aufträge mit sich bringen könnten.

Als Marketinginstrument dient das Ehrenamt zunächst Ihrem Image. Durch gute Arbeit und Vernetzung werden die Aufträge dann folgen.

Nächste Seite: So wählen Sie das passende Ehrenamt - mit kleinem Aufwand und großer Wirkung!

Ehrenamt: Welche Strategie lohnt sich?

3. Große Ziele fordern hohen Einsatz
Ihr Ziel muss es sein, möglichst schnell möglichst bekannt in Ihrem Verein zu werden. Das ist in größeren Vereinen schwerer als in kleinen.

Grundsätzlich gilt: Sie profitieren als Unternehmer um so mehr vom Ehrenamt:

  • je größer der Verein / die Partei / die Gruppierung ist, in der Sie sich engagieren,
  • je stärker Sie sich engagieren,
  • je häufiger in den Medien positiv über Ihre Aktivitäten berichtet wird,
  • je höher Ihre "Position" in Verein oder Partei ist,

Auf der anderen Seite bedeutet jeder dieser Punkte mehr Aufwand für Sie. Vorsitzender eines großen Vereins oder einer großen Ratspartei zu werden und zu bleiben, ist wesentlich aufwendiger, als in einer kleinen Gruppe die Führung zu übernehmen.

4. Präsenz zeigen in der zweiten Reihe
Daher kann es manchmal die bessere Wahl sein, sich nicht zu sehr zu engagieren und nicht gleich ein Spitzenamt anzustreben. Das ist sinnvoll

  • wenn Ihnen die Zeit für so viel Engagement fehlt
  • und/oder wenn Sie eigentlich die Öffentlichkeit scheuen und es Ihnen mehr auf überschaubare, begrenzte Kontakte ankommt.

Drei Beispiele:

  • Trainer statt Vorsitz: Über den Jugendtrainer der E2 wird die Presse vermutlich nie berichten. Doch wenn dieser Trainer Einsatz zeigt, und vereinsintern gut vernetzt ist, werden ihn sehr schnell mehr Mitglieder und Eltern kennen und schätzen als den Zweiten Vorsitzenden.
  • Beisitzer statt Bürgermeister: Um Interna aus dem Bauausschuss zu erfahren, muss man nicht Ratsmitglied werden. Parteien können ehrenamtliche Beisitzer ohne Stimmrecht benennen. Oft ist in den Ausschüssen handwerklicher Sachverstand besonders gefragt. Manchmal geht es sogar ohne Parteibuch. So sind Sie trotzdem ständig mit den Entscheidern in Kontakt, bekommen die relevanten Unterlagen …
  • Klein, aber fein: Attraktiv kann auch das Engagement in einem kleinen, aber exklusiven Verein sein. Wenn Ihre bevorzugte Zielgruppe wohlhabende Menschen im Alter 50 plus sind, dann könnten Sie bei den Rotariern oder im Golfklub schon durch Ihre regelmäßige Präsenz und Mitarbeit einiges erreichen – ohne Posten und die damit verbundenen Aufgaben.

Nächste Seite: Vermeiden Sie die größten Fehler!

Ehrenamt: Diese Fehler sollten Sie vermeiden!

5. Setzen Sie nicht auf das falsche Pferd!
Ob kleines Amt oder große Aufgabe - wie viele Menschen als potenzielle Kunden von Ihrem Engagement erfahren, hängt von drei Faktoren ab: der Mitgliederzahl, der internen Kommunikation und der Präsenz in den Medien.

Damit Sie nicht auf das falsche Pferd setzen, sollten Sie prüfen:

  • Wie viele Mitglieder hat der Verein, in dem Sie sich engagieren wollen?
  • Wie aktiv ist der Verein in der internen Kommunikation? Gibt es regelmäßig Treffen, Rundschreiben, Mitgliederzeitschriften usw.? Denn so können Sie sich als Ehrenamtlicher mit Ihren Aktivitäten den Mitgliedern präsentieren.
  • Wie präsent ist der Verein / die Partei / die Gruppe in den Medien? Berichten die lokalen Zeitungen regelmäßig über die Aktivitäten? Nur dann haben Sie eine Chance, durch Ihr Engagement auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu werden.

Die Größe spielt nicht immer eine Rolle:

Allerdings können auch kleine Gruppierungen durchaus eine große Rolle in der Öffentlichkeit spielen. Selbst wenn der Kulturverein Ihrer Kommune nur 30 Mitglieder hat: Falls der Verein maßgeblich dafür sorgt, dass regelmäßig Konzerte, Theateraufführungen usw. stattfinden, und einen guten Draht zur Presse hat, dann kann das ein lohnendes Betätigungsfeld sein.

6. Vorsicht bei schnellen Posten!
Nirgendwo fallen einem schneller Ämter in den Schoss als in kleinen, maroden Gruppierungen, die ums Überleben kämpfen. Dort kann man relativ schnell an Posten kommen:

  • Entweder haben alle anderen für diese Aufgabe infrage kommenden Mitglieder längst das sinkende Schiff verlassen.
  • Oder es handelt sich um eine unbeliebte, zeitintensive und völlig bedeutungslose Aufgabe (zum Beispiel Schriftführer in einem politisch zerstrittenen Ortsverein einer Partei).

Auch daraus kann man etwas machen: Einem Verein neues Leben einhauchen, tolle Aktionen planen und umsetzen, neue Mitglieder gewinnen und begeistern. Das ist unter Marketingaspekten lohnend – doch es ist auch ungeheuer aufwendig!

7. Fangen Sie klein an!
Versuchen Sie nicht gleich den großen Wurf. Bevor Sie nach Amt und Würden streben, sollten Sie sich wie jeder gute Netzwerker erst einmal mit den Strukturen, den Mitgliedern und den ungeschriebenen Verhaltensregeln vertraut machen. Das fällt als einfaches aktives Mitglied viel leichter, als wenn Sie in einer hervorgehobenen Position gleich mit tausend Wünschen und Anforderungen konfrontiert werden.

Selbst wenn gerade der Vereinsvorsitz vakant ist und man Sie händeringend darum bittet: Bleiben Sie standhaft! Bieten Sie lieber an, sich mit in den Vorstand wählen zu lassen und den neuen Vorsitzenden zu unterstützen. Aus dieser Position heraus können Sie sich entspannt selbst "aufbauen".

Nächste Seite: Schützen Sie Ihren Betrieb vor dem Ehrenamt!

Warnung: Schützen Sie Ihren Betrieb!

8. Lassen Sie sich nicht ausnutzen!
Spenden und ehrenamtlicher Einsatz bei handwerklichen Aktivitäten werden von Handwerkern automatisch erwartet. In einem überschaubaren Rahmen ist das akzeptabel. Helfen Sie mit, wenn Sie die Zeit dafür haben. Aber bleiben Sie standhaft, wenn Ihr Verein mehr von Ihnen erwartet als einige Stunden kostenlosen Rat oder Mitarbeit.

Sie sollten Ihre Arbeitsleistung nicht verschenken! Wenn es um eine Tätigkeit genau aus Ihrem Gewerk geht, könnten Sie Arbeit in einem vertretbaren Rahmen zum "Selbstkostenpreis" anbieten - aber nie kostenlos!

9. Der Betrieb geht vor!
Natürlich müssen Unternehmer im Blick behalten, dass bei der ehrenamtlichen Arbeit der Betrieb nicht zu kurz kommt.

Immer wieder fahren ehrenamtlich besonders engagierte Handwerksmeister ihren Betrieb vor die Wand. Nicht, weil sie schlechte Handwerker oder Kaufleute wären. Sondern weil sie sich zu sehr haben in Anspruch nehmen lassen. Dafür gibt es viele „Gründe“:

  • Steigende Anforderungen: Es gibt immer mehr Aufgaben als Freiwillige. Daher versuchen alte Hasen im Verein oder in der Partei gerne, den Neuen nach und nach möglichst viel aufzudrücken.
  • Irrglauben: Ehrenamtliche erliegen oft dem Eindruck, wie wichtig und unverzichtbar ihr Einsatz ist. Wenn sie sich nicht kümmern und nicht noch ein Amt oder eine Aufgabe übernehmen würden, käme ja alles zum Stillstand.
  • Verlockungen: Nicht zuletzt sind da die Lockmittel des Ehrenamtes. Der Honig, dem einem plötzlich Vertreter aus Kommunalpolitik oder Medien ums Maul schmieren. Das eigene Bild in der Zeitung. Besondere Kontakte und Kenntnisse über Interna, die man sonst vielleicht nicht hätte ...

Darum: Vorsicht! Bevor die Zeit für den Betrieb knapp wird, machen Sie sich Folgendes klar:

  • Falls Ihr Betrieb in Schieflage gerät, haben Sie überhaupt keine Zeit mehr fürs Ehrenamt.
  • Und wenn Ihre Firma pleite ist, wird so mancher „gute Freund“ aus Verein, Partei, Politik oder Medien plötzlich nichts mehr von Ihnen wissen wollen.

(jw)

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Gabi und Thilo Diedrich sind „Die Gesundhausbauer“ und richten ihre Zimmerei konsequent in Richtung Nachhaltigkeit aus.

Aus der Praxis

Zukunftsfaktor Nachhaltigkeit: Dieser Betrieb setzt Maßstäbe

In der Zimmerei Diedrich ist Nachhaltigkeit keine leere Versprechung. Der Betrieb nutzt ökologisches Bauen gezielt als Wettbewerbsvorteil.

    • Strategie
Suchen und Finden: Unternehmer können sich an die Handwerkskammern und Nachfolgebörsen wenden, wenn sie ihren Betrieb übergeben wollen.

Unterstützung für Betriebe

Nachfolgersuche: Die die wichtigsten Anlaufstellen im Handwerk

Sie suchen einen Nachfolger, wollen Ihren Betrieb verkaufen oder einen bestehenden Betrieb übernehmen? Diese Kontakte helfen Handwerkern bei ihrer Recherche.

    • Strategie
Immer zu spät dran? Eine Grundstruktur Ihrer Arbeitszeit kann Sie wirksam entlasten.

Nie wieder Zeitstress

5 Tipps, wie Sie Ihr Zeitmanagement in den Griff bekommen

Zu viele Aufgaben, zu wenig Zeit: Zeitmanagement kann dieses Problem lösen, wenn die Methode zu Ihnen passt. 5 praktische Tipps, wie Sie dabei vorgehen.

    • Work-Life-Balance, Strategie, Ablauforganisation
Gemeindemitarbeiter bei der Betriebsprüfung? Ist der geprüfte Betrieb Auftragnehmer der Kommune, gelten für die Prüfung besondere Regeln.

Steuern

Wenn der Auftraggeber an der Betriebsprüfung teilnimmt

Heikle Doppelrolle: Gemeinden vergeben Aufträge – und können Auftragnehmer zusammen mit dem Finanzamt prüfen. Wie sicher sind Betriebs- und Steuergeheimnisse?

    • Steuern