Das Bundesausschreibungsblatt, der Submissionsanzeiger, das Amtsblatt der EU #8211; für viele Handwerksunternehmer gehören sie zur Zeit noch zur Pflichtlektüre, doch die Tage dieser Printorgane sind gezählt. Im Internet gibt es nämlich mittlerweile eine Reihe von Ausschreibungsdatenbanken, auf die bequem vom PC im Büro aus zugegriffen werden kann. "Die Betriebe können darin sehr viel einfacher und schneller die für sie relevanten Ausschreibungen ausfindig machen", meint Dr. Edmund Eggenberger, der im Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) den Unterausschuß für Auftragswesen leitet.
Schnell und komfortabel ist die Datenbankrecherche vor allem deshalb, weil sich die Suche durch verschiedene Auswahlkriterien wie Gewerk, Marktsegment oder Ort der Vergabestelle weiter eingrenzen lässt. Darüber hinaus können die Nutzer in den meisten Fällen zumindest die Volltexte, zum Teil aber auch die kompletten Auschreibungsunterlagen auf ihre Festplatte herunterladen. Das Versenden von dicken Aktenordnern wird dadurch überflüssig.
Ausschreibungen bald nur noch elektronisch?
ZDH-Experte Eggenberger geht davon aus, dass in fünf bis zehn Jahren nur noch elektronisch ausgeschrieben wird. Doch damit nicht genug: Auch die Angebotsabgabe via Internet ist mittlerweile möglich und könnte irgendwann zur Regel werden. Der VOB 2000 zufolge sind mit einer digitalen Signatur versehene und verschlüsselte Angebote rechtsverbindlich. Seit dem Inkrafttreten der neuen Vergabeverordnung am 1. Februar 2001 gilt diese Regelung auch für das öffentliche Auftragswesen.
Aus Sicht von Eggenberger gewinnen die Unternehmen durch den Online-Versand ihrer Angebote vor allem Zeit: "Sie können am Bildschirm ihre Werte in die Formulare einfügen und das Angebot auch eine Minute vor Abgabetermin noch über die Leitung laufen lassen." Diese Vorteile sieht auch Jörg Brinkmann von der Auftragsberatungsstelle Niedersachsen. "Von Unternehmerseite gibt es allerdings noch Zweifel an der Sicherheit der elektronischen Angebotsabgabe", fügt er hinzu. Häufig spürbar sei zum Beispiel die Furcht vor Spionageversuchen der Konkurrenz.
Daten im Hochsicherheitstrakt
Stefan Reuß, kaufmännischer Leiter der Avacomm GmbH in Holzkirchen, hält solcherlei Attacken jedoch "für ausgeschlossen". Um Online-Angebote vor fremden Zugriffen zu schützen, setzen die Betreiber der Ausschreibungsdatenbank avacomm.com modernste Technik ein: Wer die Plattform betreten will, benötigt zunächst eine Chipkarte mit PIN-Code sowie ein entsprechendes Lesegerät. Die sensiblen Ausschreibungsdaten werden digital verschlüsselt und auf Servern abgelegt, die in einem "Hochsicherheitstrakt" untergebracht sind. Nach Angaben von Stefan Reuß entsprechen diese Vorkehrungen den Anforderungen des Deutschen Signaturgesetzes. "Der Aufwand, um diese Sicherheitsbarrieren zu durchdringen, wäre so hoch, dass kein wirtschaftliches Interesse mehr daran bestehen kann", betont er.
Zu den Nutzern von avacomm.com gehören inzwischen auch das brandenburgische Autobahnamt und die Freie Hansestadt Hamburg. Der Großteil der öffentlichen Auftraggeber geht indessen noch sehr zurückhaltend mit der neuen Technik um. Im Rahmen von Pilotprojekten soll geprüft werden, wie praktikabel die neuen Verfahren sind. Das Bundeswirtschaftsministerium etwa hat jüngst das Projekt "E-Vergabe" gestartet, mit dem die elektronische Vergabe unterschiedlichster Aufträge durch die Bundesverwaltung #8211; vom Bleistift bis hin zur Autobahn #8211; erprobt werden soll. Fallen diese Tests positiv aus, so dürfte auch bei öffentlichen Ausschreibungen die Papierflut bald deutlich abebben.