Auf einen Blick:
- Maler- und Lackierermeister Oliver Gimber räumt im Sat1-Frühstücksfernsehen mit manchem Vorurteil gegen das Handwerk auf.
- Seiner Meinung nach müssten Handwerker jedoch Berufsehre und Stolz wieder erlernen. So würde das Handwerk auch wieder anders wahrgenommen.
- An einer anderen öffentlichen Wahrnehmung arbeitet auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks – etwa mit seiner aktuellen Imagekampagne. Der Verband sieht bereits eine Trendwende.
Lehre, Meister, Selbstständigkeit. Das ist der typische Karriereweg im Handwerk. Auch der Maler- und Lackierermeister Oliver Gimber ist ihn gegangen – nach einem holprigen Start, wie er im Sat1-Frühstücksfernsehen erzählt: „Ich hab mit Mühe und Not meinen Hauptschulabschluss geschafft.“ Deutschlandweit bekannt geworden ist Gimber mit seinem Youtube-Kanal „Witz vom Olli“. In Sat1 erklärt er, warum das Handwerk wieder attraktiv werden muss.
Imageprobleme selbst verschuldet?
Das Problem laut Gimber: Handwerk ist nicht sexy. Da ginge es ums schmutzig werden. Und wenn Eltern wollen, dass aus ihren Kindern etwas wird, raten sie folgerichtig eher zum Studium als zu einem Handwerksberuf.
Sein Imageproblem habe das Handwerk ein Stück weit selbst verschuldet, weil es sich zu lange unter Wert verkauft habe. „Aufrechter Gang, Berufsehre, Stolz – das sind so Dinge, die müssen Handwerker einfach wieder lernen und nach außen tragen“, sagt Gimber. Dann werde der Beruf auch anders wahrgenommen.
Er selbst geht im Interview mit gutem Beispiel voran. Angesprochen auf seine Handwerkerkarriere sagt er lachend: „Ich will es mal so sagen: Ich kann auskömmlich davon leben.“ Gute Verdienstmöglichkeiten hätten auch die Angestellten im Handwerk. Als Paradebeispiel nennt der Malermeister seinen Projektleiter. Türkische Herkunft, Lehre und Gesellenprüfung, dazu Weiterbildungen gemacht, „der liegt so brutto bei 4.000 Euro“, sagt der Pforzheimer. Oben drauf: Fitnessstudio, Arbeitskleidung, Firmenfahrzeug.
Vorurteile gibt es gewerkeübergreifend
Dass das Handwerk kein tadelloses Image hat, sieht nicht nur mancher Betrieb so. „Mit dem Klischee – körperlich anstrengend, schmutzig und schlecht bezahlt – kämpft das Handwerk im Grunde gewerkeübergreifend“, sagt auch Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH).
Der Verband greift das Thema in seiner aktuellen Imagekampagne gezielt auf, in der er provokativ fragt: Ist das noch Handwerk? Ziel: „Wir wollen die veraltete und verzerrte Wahrnehmung bei den Menschen aufbrechen und ihnen stattdessen zeigen, welche vielfältigen und guten Karriere- und Verdienstmöglichkeiten es gibt“, sagt Schwannecke.
Positive Entwicklung
Inzwischen gebe es aber eine positive Entwicklung: Nach zehn Jahren Imagekampagne beobachtet der ZDH inzwischen, dass sich bei der öffentlichen Wahrnehmung des Handwerks eine Trendwende abzeichnet. „Der beste Beweis dafür ist, dass unsere Azubi-Zahlen in den letzten Jahren wieder steigen. Und das sogar trotz des demographischen Wandels und des Trends zum Abitur“, sagt Schwannecke.
Wenn das Handwerk mit einer Stimme spricht, könne es gelingen, seine gesellschaftliche Anerkennung wieder zu steigern. Dabei begrüßt der ZDH auch Schützenhilfe aus den Betrieben, die ihren Berufsstand mit Stolz in der Öffentlichkeit vertreten und mit einigen Vorurteilen aufräumen. „Wenn wir nicht ansprechen, dass öffentliche Wahrnehmung und Realität offenbar weit auseinanderklaffen, wird sich auch nichts ändern“, sagt Holger Schwannecke.
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