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Handwerk knapp bei Kasse

Das Handwerk ist knapp bei Kasse

Die Finanzierungsbedingungen im Handwerk werden schlechter. Schuld sind unter anderem die Banken: Die Betriebe leiden unter Informationsmängeln, engen Kreditrahmen und Sicherheitsforderungen. Schreiben Sie an redaktion@handwerk.com, welche Erfahrungen Sie mit Ihrer Bank gemacht haben.

Schwache Nachfrage und Zahlungsmoral

Banken machen Druck

Alternative Finanzierungsinstrumente sind wenig beliebt

Ostdeutsche Betriebe greifen eher zu Alternativen

Bürgschaften sind im Bauhandwerk gefragt

Öffentliche Hilfe nutzen vor allem die Großen

Schleyer fordert Konsequenzen

Weitere Informationen zum Thema

Die Betriebe stecken in der Zwickmühle: Ertragslage, Zahlungsmoral und Forderungsausfälle schwächen die Möglichkeiten zur Eigenfinanzierung. Gleichzeitig erschwert eine zunehmend restriktive Kreditvergabe die Fremdfinanzierung. Zu diesem Ergebnis kommt der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in einer Sonderumfrage unter bundesweit 12 800 Handwerksbetrieben. Die Verlierer dieser Entwicklung sind laut Statistik das Bau- und das Kfz-Gewerbe, Kleinbetriebe und ostdeutsche Handwerker.

Schwache Nachfrage und Zahlungsmoral

Die Zahlungsmoral ihrer Kunden wie auch die schwache Ertragslage behindern in 48,3 Prozent der befragten Betriebe die Finanzierung. Eine zusätzliche Belastung stellen für fast ein Drittel Forderungsausfälle dar. Besonders betroffen sind die konjunkturell gebeutelten Bau- und Kfz-Gewerke. Zusätzliche Belastungen entstehen in der Baubranche zudem durch steigende Bürgschaftsanforderungen.

Daten: ZDH

Banken machen Druck

Parallel dazu haben sich die Möglichkeiten zur Fremdfinanzierung in den vergangenen fünf Jahren deutlich verschlechtert. Die Liste der Probleme wird hier von den Zinskosten (40,4 Prozent) angeführt. Darüber hinaus beklagt rund ein Viertel der Unternehmen Probleme mit den Banken. Dazu zählen mangelnde Informationen von den Kreditinstituten, starre Kreditrahmen, steigende Sicherheitsanforderungen und allgemeine Probleme bei der Bereitstellung von Kleinkrediten. Von gekürzten Kreditlinien sind zudem 15,6 Prozent der Unternehmen betroffen. Vor allem kleine Handwerksbetriebe haben dabei laut ZDH das Nachsehen. Je kleiner der Betrieb, desto belastender werden die vom Bankenverhalten abhängigen Finanzierungsverhältnisse eingestuft.

Alternative Finanzierungsinstrumente sind wenig beliebt

Trotz schlechterer Finanzierungsbedingungen hält sich das Handwerk hauptsächlich an klassische Finanzierungsinstrumente: 60 Prozent nutzen regelmäßig Kontokorrentkredite, 47,8 Prozent greifen auf mittel- bis langfristige Kredite zurück. Demgegenüber hält der ZDH die Nutzung anderer Instrumente noch für ausbaufähig. Erst ein Viertel der Unternehmen setze regelmäßig Bankbürgschaften, Leasing oder Lieferantenkredite ein. Kaum eine Rolle spielten hingegen Factoring und Beteiligungsfinanzierungen.

Daten: ZDH

Ostdeutsche Betriebe greifen eher zu Alternativen

Ein Schlaglicht auf die noch schlechtere Finanzierungssituation ostdeutscher Betriebe wirft deren Einsatz von Bankbürgschaften, Leasing und Lieferantenkrediten. Fast ein Drittel der Betriebe nutzt diese Instrumente regelmäßig, deutlich mehr als im Westen. Hier kommt laut ZDH die Notwendigkeit zum Ausdruck, alle existierenden Finanzierungsmöglichkeiten für die Betriebe ausschöpfen zu müssen.

Bürgschaften sind im Bauhandwerk gefragt

Eine besondere Rollen spielen Bankbürgschaften im Bauhandwerk (40,9 Prozent) und im Ausbauhandwerk (30,6 Prozent). Darin spiegelt sich laut ZDH-Studie die in der Vergangenheit stark gestiegenen Anforderungen zur Beibringung von Vertragserfüllungs- und Gewährleistungsbürgschaften im Baugewerbe wider.

Daten: ZDH

Öffentliche Hilfe nutzen vor allem die Großen

Nur zehn Prozent der Betriebe gaben an, öffentliche Finanzierungshilfen regelmäßig zu nutzen. Während allerdings nur 5,3 Prozent der Ein-Mann-Betriebe auf diese staatliche Hilfe zurückgreifen, sind es bei den Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern 18,9 Prozent. Kleinbetriebe nehmen dieses Finanzierungsinstrument nach Einschätzung des ZDH auf Grund der Vielfalt und Unübersichtlichkeit nur unzureichend in Anspruch.

Schleyer fordert Konsequenzen

Die Schlussfolgerungen aus der Umfrage sind für ZDH-Generalsekretär Hanns-Eberhard Schleyer klar:

Überarbeitungsbedarf sieht Schleyer beim Gesetz zur Beschleunigung der Zahlungsmoral. Unter anderem müsse klargestellt werden, dass Fertigstellungsbescheingungen im Bau auch dann auszustellen seien, wenn der Sachverständige unwesentliche Mängel feststellt.

Weiterhin müsse der Gesetzgeber die Bauwirtschaft bei der Übernahme von Bürgschaften entlasten: Bürgschaften sollten den Kreditrahmen eines Betriebes künftig nur noch mit 50 statt bisher 100 Prozent der Bürgschaftssumme belasten.

Nicht zuletzt sieht Schleyer erheblichen Informationsbedarf, um die Akzeptanz alternativer Finanzierungsinstrumente zu steigern.

Weitere Informationen zum Thema

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Die ZDH-Studie kann zudem im Internet auf den Seiten des ZDH herunter geladen werden.

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