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"Das hat richtig wehgetan"

Neuigkeiten zur Abmahnwelle von der Ostseeküste: Der Chef des Kieler Heizungsmarktes hat 50 bis 60 Ebay-Händler abgemahnt – und mindestens fünf Handwerksmeister getroffen. Die Kieler SHK-Innung zieht „keine personellen Konsequenzen“.

Neuigkeiten zur Abmahnwelle von der Ostseeküste: Der Chef des Kieler Heizungsmarktes hat 50 bis 60 Ebay-Händler abgemahnt und mindestens fünf Handwerksmeister getroffen. Die Kieler SHK-Innung zieht keine personellen Konsequenzen.

Seinen Anwälten beschert er eine Menge Arbeit. Wie berichtet hat Heizungsmarkt-Chef Tim Rehder in Ebay-Verkäufen von Artikeln aus dem SHK-Bereich erfolgreich nach Fehlern gesucht. Die Folgen der Abmahnungen, die er anschließend versenden ließ: Die Empfänger mussten mehrere hundert Euro an Anwaltsgebühren zahlen und eine strafbewehrte Unterlassungserklärung unterschreiben.

Mittlerweile verrät Rehder auch die Gesamtzahl der Ebay-Händler, die einen Brief mit dem Kieler Poststempel bekommen haben: 50 bis 60. Allein 26 Verkäufer haben sich an die Redaktionen der Internetportale haustechnik-dialog und handwerk.com gewandt. 17 Händler haben die Abmahn-Dokumente gleich mitgeschickt, darunter sind mindestens fünf SHK-Meisterbetriebe.

Der Betrieb von Hans-Uwe Krüger gehört dazu. Bei einem seiner Ebay-Verkäufe, sagt der SHK-Meister, habe sich versehentlich ein Haken unter Versand ins Ausland eingeschlichen. Dementsprechend fehlten dann die Angaben für die grenzüberschreitenden Versandkosten. Die Abmahn-Gebühren, die er für diese Ungenauigkeit berappen musste, habe er von knapp 860 auf 650 Euro drücken können. Wie das? Weil der Artikel, auf den sich die Abmahnung bezieht, einen eher geringen Wert hat, antwortet Krüger. Die Ersatzkerze für Wasserfilter habe er für ganze 10,15 Euro angeboten.

Morddrohungen anonymer Anrufer

Die Kosten, die mit der Abmahnung verbunden sind, haben ihm dennoch richtig weh getan. Kein Wunder, immerhin muss der Hamelner Einzelkämpfer mit seiner Arbeit eine vierköpfige Familie ernähren. Ein Sohn ist 14, der andere 16. Nicht gerade ein kostengünstiges Alter, schmunzelt Krüger. Das Schmunzeln ist allerdings nicht von Dauer, denn im nächsten Augenblick regt es ihn auf, dass sich Kollegen einer Branche, die noch nicht einmal im gleichen Versorgungsgebiet agieren, so anschwärzen. Ein normales Gespräch unter Betriebsinhabern scheine nicht möglich zu sein.

Ich habe niemals als Handwerksmeister andere Handwerksmeister attackiert, sondern ausschließlich als Geschäftsführer eines Einzelhandelsbetriebes Leute abgemahnt, die bei Ebay unter einem Alias Einzelhandel betreiben, entgegnet Rehder. Dass er von dem Online-Auktionshaus nicht all zu viel hält, ist ihm anzumerken. Was als gute Idee für Verkäufe zwischen Endverbrauchern begonnen habe, sei mittlerweile zur Handelsplattform für den schnellen Euro verkommen. Und wer dort als gewerblicher Verkäufer auftrete, müsse sich eben an die Regeln halten.

Dass Rehder Vorstandsmitglied der Kieler SHK-Innung ist, sorgt in der Szene weiter für Diskussionen. Nicht nur Handwerker, die abgemahnt worden sind, empfinden sein Vorgehen als unkollegial. Die Innung hat sich jetzt auf einer außerordentlichen Vorstandssitzung mit dem Thema beschäftigt. Die Pressemitteilung, die danach verschickt worden ist, enthält ein Paradox. Einerseits bedauert der Vorstand, dass Kollegen durch Abmahnungen betroffen sind. Andererseits sitzt Tim Rehder ja selbst im Vorstand der Innung und daran wird sich auch nichts ändern. Nach einer Erklärung des Heizungsmarkt-Chefs und mangels Detailwissen sieht die Innung keinen Anlass für personelle Konsequenzen.

Dass die Emotionen in diesem Fall förmlich überkochen, zeigt sicht in Reaktionen, die jede Vernunft ausblenden. Rehder bläst nicht nur inhaltlicher Gegenwind entgegen, sondern er hat sogar Morddrohungen erhalten: Selbst meine Mitarbeiter und meine Eltern sind angerufen worden. Und die stecken das nicht so leicht weg wie ich.

Weitere Abmahnungen will Rehder übrigens nicht verschicken: Das bringt mir nichts außer Arbeit. Und Ärger.

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(sfk)

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