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Foto: handwerk.com

Hybrid-Fahrzeug

Der Opel Ampera im Praxistest

Der Opel Ampera ist ein Hybrid-Fahrzeug. Sein Antrieb erfolgt elektrisch. Der verbaute Benziner sorgt für Reichweite. Klingt spannend. Doch wie schlägt sich der Rüsselsheimer in der Praxis? Wir waren mit einem Handwerksmeister unterwegs.

Im Praxistest:

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Unsere Selbsterfahrung begann mit einem Fehler. Denn den Opel Ampera, den wir zu diesem Test bemühten, holten wir direkt in Rüsselsheim im Opel-Stammwerk ab. Und fuhren direkt auf die Autobahn, zurück nach Hannover.

Erste Erfahrung: Autobahn
Der Ampera ist ein serieller Hybrid. Das heißt, er besitzt zwei Motoren. Der Elektromotor, ein 150 PS starker sportlicher Leisetreter, wird mithilfe eines zweiten Motors in die Lage versetzt, deutlich länger für Vorwärtsdrang zu sorgen. Denn der eingebaute Benziner, ein 1,4-Liter mit 63 kW, dient nicht etwa dem direkten Vortrieb. Seine Leistung sorgt für einen stets geladenen Akku, und nur dafür. Aus diesem Batteriepack zieht der Stromer seine Energie.

Bis 169 km/h macht die schnittige Karosse ihrer Windschlüpfrigkeit alle Ehre und saust sportwagenschnell davon. Darüber ist sie abgeregelt, was natürlich ein Zugeständnis an die Reichweite ist. Knapp 60 Kilometer nach Start ist die Batterie leer, der Benzinmotor springt an und speist die Batteriezellen. Das passiert übrigens unmerklich, also ohne Ruckeln. Angezeigt wird es im futuristischen Cockpit.

Und hier kann man dann auch den Verbrauch ablesen. Nach 200 gefahrenen Kilometern standen 6,4 Liter Durchschnitt auf dem Display. 6,4 Liter? Hallo? Für den ganzen technologischen Overkill? Das schafft ja jeder TDI besser, und dazu noch ohne Abregelung! Haben wir was falsch gemacht? Erst mal ran an die Steckdose unterm Carport.

Zweiter Tag, zweite lange Autobahnetappe. Aber gleiches Ergebnis: tolles Fahrgefühl, Platz ohne Ende für vier Passagiere, aber gleich hoher Verbrauch: 6,4 Liter. Die Fahrt zurück findet ohne Klima, ohne Tagfahrlicht und ohne Radio statt, dafür aber mit eisernen maximal 130 km/h. Was gar nicht so leicht ist, denn der Ampera macht Laune, auch und gerade beim Beschleunigen. Resulatat: 5,9 Liter. Und eiskalte Füße.

Zweite Erfahrung: Landstraße
Der dritte Tag, die normale Pendelei in die Redaktion. 80 Kilometer Landstraße, die Autobahn wird gemieden. Nachts durfte der Flitzer von Opel wieder nachladen. Das klappt übrigens in schnellen sechs Stunden an ganz normalen Steckdosen. Lautlos rollt der Ampera vom Hof, fegt sofort e-typisch los. Der Ampera macht einfach Spaß.

Aber macht er auch Sinn? Lesen Sie weiter auf Seite 2.

Das Missverständnis

Der Tag im Büro beginnt mit Sorgenfalten? Wieder rund sechs Liter, die sich unser Technik-Wunder genehmigte. Was sagen eigentlich die Opelaner über ihr Mobil der Zukunft? Und schon einer der ersten Sätze zu ihrem Ampera zeigt, wo das große Missverständnis liegt:

 „Rund 80 Prozent der täglichen Fahrstrecken in Deutschland liegen unter 50 Kilometern.“ Und so langsam dämmert es: Den Ampera muss man anders bewerten.

In der Regel gehen wir heute davon aus, dass ein Auto sowohl für die Fahrt zum Brötchenholen taugen muss als auch für Wochenendausflug oder Urlaubstripp. Doch so klappt E-Mobilität nicht. Der Ampera glänzt in rund 80 Prozent aller Fahrten mit enorm niedrigen Verbräuchen, er fährt nämlich rein elektrisch. Und nur in den deutlich selteneren Fällen von langen Überlandfahrten muss der Benzinmotor ran. Der fährt mit einer Tankfüllung immerhin noch 500 Kilometer und sorgt auch dann für Vortrieb, wenn keine Außensteckdose dem Stromer Flügel verleiht.

Der Einsatz des „Reichweitenverlängerers“, des Range Extender genannten Benzinmotors, ist also eher die Ausnahme. Extrempendler oder Außendienstler sind nicht Zielgruppe des Opel Ampera.

Und was sagt ein Handwerksunternehmer zum Hybrid-Fahrzeug? Lesen Sie weiter auf der letzten Seite.

Fachkundiger Tester

Begeistert:

Opel Ampera 079

Handwerksmeister Walter Heilemann kennt sich aus, der Mann ist schließlich Elektriker. Und er fährt gerne Auto. Sein Urteil nach einer knappen Woche Ampera: „Geniale Karre. Bis auf ein paar Kleinigkeiten war ich rundum zufrieden! Großartige Technik.“

Die tiefe Sitzposition machte dem 59-Jährigen nichts aus: „Die Sitze sind klasse, selbst mit meinen 190 Zentimetern hab ich genug Platz.“ Gefallen hat dem Mann der Ströme natürlich auch die futuristische Bedienung mit animierten Displays: „Das Handbuch brauchte ich nicht, alles selbsterklärend. Ein Cockpit wie im Flugzeug.“ Und die Lautlosigkeit des Antriebs. Zu kritisieren hatte er nur wenig: „Die Heckklappe ist Murks, wenn es geregnet hat. Da heißt es dann Wasser marsch.“ Einziger deutlicher Kritikpunkt: die Reichweite der reinen Batterieladung. „Wären da rund 100 Kilometer drin, hätt‘ ich jetzt ein neues Auto.“

Fazit
Wer sich auf den Ampera einlässt, bekommt ein ausgereiftes Auto, das vor allem im städtischen Alltag oder der Nahdistanz punktet. Dass die flache Karosse zudem Platz für vier bietet und dazu noch einen großen Kofferraum mit niedriger Ladekante hat, gefällt den Praktikern. Und da Opel den Preis deutlich gesenkt hat, wird der Ampera wirklich attraktiv. Unser testender Handwerker bringt es in typisch norddeutscher Schnörkellosigkeit auf den Punkt: „Haushaltsübliche Steckdosen hat jeder zuhause, Tanksäulen nur die wenigsten.“

(lb/lo)

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