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Suchtprävention am Arbeitsplatz

Der Sucht entgegenwirken

Konzentrationsmangel, Übermüdung, Aggressivität – Anzeichen wie diese können Hinweise auf Suchtprobleme sein. Was Sie tun können, wenn es in Ihrem Betrieb entsprechende Indikatoren gibt, lesen Sie hier.

Ein Bier nach Feierabend ist an sich nichts Schlimmes. Doch manche Menschen greifen schon während der Arbeitszeit zur Flasche und gestehen sich selbst nicht ein, dass sie ein Problem haben: Ein Suchtproblem. Doch was tut man als Kollege oder Chef, wenn ein Mitarbeiter ein Suchtproblem hat? Peter Raiser von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen informiert darüber, zu welchen Mitteln häufig gegriffen wird und wie man bei Suchtproblemen vorgehen sollte.

Alkohol und leistungssteigernde Medikamente sind die häufigsten Suchtmittel
„Mit großem Abstand ist Alkohol das Suchtmittel Nummer eins“, sagt Peter Raiser. Kein Wunder, denn Alkohol ist ein „legales Suchtmittel“. Es sei nicht schwierig, an Alkohol zu gelangen, gemäßigter Konsum führe erst einmal nicht sichtbar zu Schäden und zudem werde Alkohol meist überall in Deutschland akzeptiert und toleriert. Neu in den letzten Jahren ist laut Raiser jedoch der ansteigende Konsum von leistungssteigernden Medikamenten. Hohe Anforderungen im Berufsalltag führten dazu, dass manche sich für den Job fitter machen wollen und deshalb zu solchen Medikamenten greifen würden. Dabei unterschätzen viele die gesundheitlichen Risiken und die Gefahr, abhängig davon zu werden.

Woran erkennt man Suchtprobleme?
Problematischer Alkoholkonsum lässt sich häufig leicht erkennen: Anzeichen dafür können Alkoholfahnen oder eine nachlässige Arbeitsweise sein. Schwieriger wird es jedoch, Suchtprobleme bei leistungssteigernden Medikamenten zu erkennen. „Die Anzeichen dafür machen sich prinzipiell schwer bemerkbar, da der Mitarbeiter trotzdem gute Arbeit leistet“, erklärt Peter Raiser. Deshalb sollten Arbeitgeber und Mitarbeiter auf weitere Signale achten: Verhält sich der betroffene Mitarbeiter anders als gewöhnlich? Kommuniziert er mit seinem sozialen Umfeld anders als sonst? Reagiert er gereizter als normalerweise? Das können Anzeichen für eine Medikamentenabhängigkeit sein.

Wie man bei einem Suchtverdacht vorgehen sollte, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Sofort handeln!

Meist erkennen die Mitarbeiter, bevor der Chef etwas bemerkt, dass etwas mit dem Kollegen nicht stimmt. Prinzipiell gilt: Sofort handeln! Dem betreffenden Mitarbeiter ist nicht geholfen, wenn man ihn deckt und die Beobachtungen verheimlicht. „Dadurch wird das Problem nur unterstützt“, warnt Peter Raiser. Doch wie gehe ich als Arbeitgeber oder Mitarbeiter auf eine Person zu, die unter Verdacht steht, ein Suchtproblem zu haben? Erst einmal kommt es als Mitarbeiter darauf an, in was für einem Verhältnis man zu dem Kollegen steht. Ist das Verhältnis eher auf freundschaftlicher Basis, dann kann man sich dem Problem vorsichtig nähern, indem man fragt „Ich mache mir Sorgen. Ist alles in Ordnung?“ Bei einem kollegialen Verhältnis sollte man den Kollegen behutsam auf etwaige Fehler oder Fehlstunden hinweisen. Zudem sollte man das unter dem betreffenden Kollegen leidende Arbeitsklima ansprechen. Wichtig ist zudem auch, Konsequenzen aufzuzeigen. Denn oftmals ändert sich ohne Konsequenzen nichts. Eine mögliche Konsequenz wäre eine Kündigung.  

Sucht erkannt – und dann?
Wenn die Sucht erkannt wurde und der Mitarbeiter diese akzeptiert hat, ist es wichtig, gegen die Sucht die notwendigen Schritte einzuleiten. In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Beratungsstellen und Selbsthilfeorganisationen wie das Blaue Kreuz. Informationen zum Thema Sucht und Suchtprobleme am Arbeitsplatz findet man auf der Website der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Wichtig ist es, stets gesprächsbereit zu sein. Dies gilt sowohl für den Mitarbeiter als auch für den Chef. Insbesondere nach der Suchtbehandlung sollte die Sucht nicht in Vergessenheit geraten und von Zeit zu Zeit Gespräche geführt werden.

Prävention ist wichtig. Welche Möglichkeiten es gibt und wo man weitere Informationen findet, erfahren Sie auf Seite 3.

Prävention ist wichtig

Suchtprävention sollte in jedem Unternehmen betrieben werden. Wichtig sei in erster Linie ein gutes Arbeitsklima, denn nicht nur private Probleme können zur Droge führen. „Auch der Arbeitsplatz kann Anlass für den Konsum von Suchtmitteln sein“, sagt Raiser. Der Abbau von Leistungs- und Termindruck und auch Gesundheitsförderung sind zentrale Elemente, um den Missbrauch von leistungssteigernden Medikamenten vorzubeugen. Zudem sollte der Arbeitgeber informieren, welche Beratungsstellen es gibt. Eine weitere Präventionsmöglichkeit ist, dass sowohl der Chef als auch die Mitarbeiter aufmerksam sind und ein verändertes Verhalten des Kollegen ansprechen. Führungskräfte müssen sich zudem an sogenannte „Interventionsleitfäden“ orientieren. Diese schreiben den Führungskräften vor, wie sie zu handeln haben, welche Abfolge von Gesprächen es geben muss und wie mögliche Konsequenzen aussehen würden. Die Leitfäden kann man sich auf der Website der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen runterladen. Auch bei den Interventionsleitfäden wird deutlich: Kommunikation ist eine wichtige Maßnahme, um Süchten vorzubeugen.

Broschüre informiert
Eine aktuelle Broschüre des Fachverbandes Sucht e.V. informiert über Suchtprävention und Gesundheitsförderung in Kleinunternehmen. Anhand von Beispielen aus dem Betriebsalltag werden Früherkennungsmöglichkeiten von Suchtproblemen und deren Angehensweise aufgezeigt. Der Leitfaden enthält darüber hinaus eine Auflistung von Symptomen bei Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenabhängigkeit. Wer die Broschüre kostenlos erhalten möchte, kann diese auf www.sucht.de herunterladen oder sie beim Handwerker-Fonds Suchtkrankheit per E-Mail (info@handwerker-fonds.de) beziehen.

(akb)

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