Schwimmendes Apartment:
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Er ist umgezogen, mit seinen beiden Katzen, und lebt jetzt auf dem Wasser. Im Winter auf dem Tegeler See und im Sommer im Altstadthafen Spandau. Seekrank wird er nicht, denn das Boot liegt ganz ruhig. Und er muss sich des Nachts auch nicht in einer schmalen Koje durch den Schlaf manövrieren, denn es gibt auf dem Boot ein breites Bett.
Der Mann ist Berliner und hat sich seinen großen Traum erfüllt – den Traum vom eigenen Hausboot mit allem Drum und Dran: Es hat 60 Quadratmeter Wohnfläche und eine noch größere Dachterrasse, verfügt über einen Pelletkamin, eine offene Küche mit Theke und Barhockern davor, ein komfortabel ausgestattetes Bad und mehrere Katzenklappen für seine vierpfötigen Mitbewohner.
Gebaut haben dieses schwimmende Eigenheim zwei Magdeburger: Andre Becker und Robert Naumann. Becker ist Boots- und Schiffbaumeister, Naumann ist gelernter Installateur und Caravan-Techniker. Die beiden arbeiteten als Kollegen im selben Unternehmen, bevor sie im Juli 2013 gemeinsam die „Haus amp; Boot Manufaktur“ gründeten.
Seite 2: Stabile Lage durch Katamaran-Bauweise. Und zum Fahren reicht ein Sportbootführerschein.
Begeisterte Hausbootbauer im Magdeburger Hafen:
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Ruhiges Gefährt für Flussreisende
Der Betrieb befindet sich im früheren Handelshafen von Magdeburg. Im Büro hängt ein Foto vom Hausboot des Berliners. Es wird von zwei Schwimmkörpern (Pontons) getragen – wie ein Katamaran. „Durch diese Bauweise habe ich eine sehr stabile Lage auf dem Wasser“, erklärt Robert Naumann. „Und bei einem Tiefgang von etwa 60 Zentimetern kann ich damit auch relativ flache Gewässer befahren“, ergänzt Andre Becker. Sie fertigen in ihrer Manufaktur Boote bis zu einer Länge von 14,99 Metern, weil die Besitzer sie mit einem normalen Sportbootführerschein fahren können. Ab 15 Metern Schiffslänge ist dann ein kleines Kapitänspatent erforderlich. Die fahrenden Häuser sind für Binnengewässer zertifiziert und bringen es je nach Motorisierung auf eine Geschwindigkeit von bis zu 12 Knoten.
In der Halle der Manufaktur fällt sogleich die 15 Meter lange Form für die Produktion der Schwimmkörper ins Auge. Ebenso wie die Außenwände bestehen die Schwimmkörper aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Becker und Naumann stellen das Material von Hand her, indem sie im Laminierverfahren Glasfasermatten, Glasfasergewebe und Harz übereinanderschichten. Es sei leicht und trotzdem robust, sagen sie zu den Vorteilen. Die Oberfläche bekommt die Farbe, die sich die Kunden zuvor ausgesucht haben. „Das sind die härtesten Tage, weil wir das alles mit Atemmasken und Schutzkleidung machen müssen“, erzählt Andre Becker.
Seite 3: Jede Menge Technik, Stauraum und Komfort.
Wie das Hausboot Gestalt annimmt
Die Schwimmkörper sind innen hohl und durch Luken begehbar, so dass die Kunden sie als Stauraum nutzen können. Nachdem sie die Spanten eingebaut haben, verbinden die Magdeburger die Pontons durch einen Überleger miteinander. Im Montagezelt gleich neben der Halle stellen sie das vorgefertigte Holzrahmengestell für die Wände auf. Dann geht es ans Isolieren und Verkleiden. Außerdem installieren sie die Heizung, die Leitungen und Wassertanks, das WC mit Fäkaltank und auf Wunsch auch eine voll ausgestattete Küche. Hinzu kommt die nautische Ausstattung: Antriebstechnik, Navigation, Beleuchtung, die Reling, Rettungsringe, Fender und vieles mehr.
Auf diese Weise können die beiden Chefs und ihr bislang noch einziger Geselle Hausboote aller Art produzieren. Ob Party-, Restaurant-, Sauna- oder Hotelboote – viele Spielarten sind denkbar. Eine Kundin habe sich zum Beispiel ein zweigeschossiges Hausboot für einen Liegeplatz am Berliner Wannsee gewünscht, erzählen die Unternehmer. Da es 5,20 Meter hoch sein sollte, passte es aber nicht mehr unter den gängigen Brücken hindurch. Deshalb konnten sie das Obergeschoss erst am Wannsee montieren.
Seite 4: Exotische Kombination aus Wohnmobil und Boot, weil ein Kunde es so wollte.
Erinnerungen hinübergerettet
„Ein anderer Kunde wollte, dass wir sein 20 Jahre altes Wohnmobil zu einem Boot umbauen“, sagt Robert Naumann. Weil mit dem Fahrzeug so viele schöne Erinnerungen an die Camping-Urlaube mit der Familie verbunden waren, habe er diese Erinnerungen mit aufs Wasser hinüberretten wollen. Was mit Hilfe der Magdeburger Hausbootspezialisten auch gelang: Sie trennten die Karosserie vom Chassis ab, um sie dann mit der neuen Schwimmplattform zu verheiraten. Die Verbindung hält, und der Kunde ist seither mit seinem Camper auf den europäischen Wasserwegen statt auf der Straße unterwegs.
Aber was kostet eigentlich die gängigere Variante, nämlich ein vollständig neu gebautes, eingeschossiges Hausboot? Zwischen 80.000 und 120.000 Euro – je nach Größe, schätzen Becker und Naumann. Diese Angabe beziehe sich auf ein technisch komplett ausgestattetes, schlüsselfertiges Hausboot. Vorlaufzeit für die Planung: etwa ein halbes Jahr. Fertigungszeitraum: etwa fünf Monate.
Und irgendwann ist es dann auch fertig eingerichtet – das Flussschiff der Träume. „Ich kann von der Terrasse springen und baden oder beim Frühstücken Schwäne füttern“, sagt Bootsbaumeister Andre Becker. „Etwas Schöneres gibt es nicht.“
(afu)
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