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Foto: handwerk.com

Oldenburger Windmühle

Des Müllers Lust

Im ersten Moment klingt es verrückt: Die Firma Frerking aus Rodewald bei Hannover baut und restauriert Windmühlen nach historischem Vorbild. Damit hat der Handwerksbetrieb eine attraktive Marktnische besetzt. Beim Neubau der Oldenburger Korn- und Senfmühle zeigt das Unternehmen sein Können.

Milimeterarbeit mit einem 30-Tonner

Sachte hebt sich die gewichtige Holzkonstruktion empor. Die umstehenden Arbeiter verfolgen ihren Weg am Kranhaken. Eine kurze Drehbewegung des langen Kranauslegers. Nun schwebt der über 30 Tonnen schwere Mühlenturm unmittelbar über seinem Bestimmungsort: Dem Neubau der Oldenburger Korn- und Senfmühle. Genau im Mittelpunkt des über Eck gebauten Gebäudes soll der gewaltige Galerieholländer seinen Platz finden. Millimetergenau rückt der Autokran die schwere Holzkonstruktion zurecht. Ein letzter Blick. Dann senkt sich die tonnenschwere Last unter dem Beifall der Schaulustigen auf den gemauerten Turmsockel des neu entstandenen Gebäudekomplexes.

Sichtlich erleichtert verfolgt Hermann Frerking das Geschehen: Jetzt müssen wir nur noch die Kappe auf den Turm montieren. Frerking ist der Chef des gleichnamigen Baugeschäfts aus Rodewald, das für die gesamte Holzkonstruktion des Mühlenneubaus verantwortlich zeichnet. Nachdem der Mühlenturm fest auf dem dafür vorgesehenen Sockel verankert ist, hellt sich Frerkings Miene weiter auf. Er ist zuversichtlich. Denn die Oldenburger Mühle schreitet nun endlich mit großen Schritten ihrer Vollendung entgegen. Damit bekommt Oldenburg ein neues Wahrzeichen, hoffen auch die Betreiber des Mühlenteams um Wilfried Frey. Sie wollen in dem kompletten Neubau Erlebnis-Gastronomie der besonderen Art bieten. Der Clou: Die Mühle werde dabei keineswegs nur als Blickfang dienen. Hier soll tatsächlich Korn und Senf gemahlen werden und das ausschließlich mit der Kraft des Windes.

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Mühlen sind gefragt

Was sich hier wie der Traum eines Mühlenliebhabers anhört, ist für Hermann Frerking Tagesgeschäft. Schon seit vielen Jahren zählt der Neubau und die Restaurierung der verschiedensten Mühlen fest zum Angebotsumfang seines Handwerksbetriebes. Dabei geht es nur selten um die Umgestaltung alter Mühlen in Wohnräume, wie man zunächst vermuten könnte. Das ist schon aus Gründen des Denkmalschutzes vielfach gar nicht möglich, erklärt Frerking. Im Mittelpunkt steht bei den meisten Projekten vor allem die Aufarbeitung der alten Technik. Um hier so dicht wie möglich am Original zu sein, arbeitet Frerking bereits seit Anfang der 80-er Jahre mit Johann Peter Fritz, einem auf Mechanik spezialisierten Restaurator zusammen mit Erfolg. Denn die Nachfrage sei beständig. Aktuell verhandelt Frerking über ein neues Projekt, bei dem eine Mühle in die USA geliefert werden soll.

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Präzisionsarbeit in luftiger Höhe

In Oldenburg haben unterdessen die mit dem Aufbau beschäftigten Handwerker das Dach der Mühle am Haken des gelben Krans befestigt. Der nächste Drahtseilakt kann beginnen. Millimeterarbeit in gewaltigen Dimensionen: Denn auch die so genannte Kappe, also das Dach der Mühle, wiegt gut zwölf Tonnen. Es ist eines der aufwändigsten Teile des Neubaus beinhaltet die Kappe doch später große Teile der Mechanik der Mühle. Doch alles läuft reibungslos. Mit vereinten Kräften zirkeln die Handwerker mit Hilfe des Krans auch das Dach in die richtige Position. Selbst der Wind spielt mit wie schon beim Aufsetzen des Turmes. Ein entscheidender Faktor. Schließlich ist der Mühlenturm nicht nur sehr schwer. Er bietet dem Wind mit einer Gesamthöhe von mehr als zehn Metern auch noch reichlich Angriffsfläche. Nicht zuletzt wegen des Windes musste schon ein erster Aufbauversuch der Mühle Ende Februar kurzfristig abgebrochen werden. Doch dieses Mal klappt alles wie am Schnürchen. Die Kappe senkt sich wiederum unter dem Beifall der Schaulustigen punktgenau auf den Mühlenturm. Alles passt zusammen. Präzisionsarbeit in luftiger Höhe.

Äußerste Präzision ist beim Bau einer Mühle aber nicht erst jetzt gefragt, sagt Frerking wissend. Nicht ohne Stolz zeigt er dabei auf die Stellen des hölzernen Gerippes, an denen sich die Längst- und Querträger des Turmes berühren: Nicht eine einzige Schraube geschweige denn ein Nagel ist hier zu finden. Die schweren Holzbalken halten nur durch eine geschickte Anordnung der zimmermannsmäßigen Verbindungen zusammen.

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Ein schwieriges Geschäft

Der erste Aufbau der Oldenburger Mühle erfolgte schon im Sommer vergangenen Jahres am Firmensitz der Firma Frerking in der Lüneburger Heide. Nachdem die Planung der Mühle abgeschlossen und die Auftragsmodalitäten unter Dach und Fach waren, begann in der zum Baugeschäft gehörenden Zimmerei die eigentliche Arbeit. Zunächst galt es, den Plan, den Frerking in enger Zusammenarbeit mit Fritz erstellt hat, im Maßstab 1:1 auf das Baumaterial zu übertragen. Als Ausgangsmaterial verwenden wir vor allem Lerchen- und Eichenholz, schildert Frerking. Für die Kappe und die besonders stark belasteten Flügel- und Königswellen, die ebenfalls komplett aus Holz gefertigt werden, komme ebenfalls Eichen- und Lerchenholz zum Einsatz.

Nachdem die einzelnen Teile des Mühlenturms zurechtgeschnitten sind, geht es an den ersten Aufbau des Gebäudes. Das geschieht in den meisten Fällen auf dem Hof vor der Zimmerei. Würden die Teile nicht zusammengefügt, drohe die Gefahr, dass sich das liegend gelagerte Material im Laufe der Zeit verzieht und später am Bestimmungsort nicht mehr zusammenpasst. Es ist halt ein schwieriges und häufig auch langwieriges Geschäft, räumt Frerking ein. Gerade wenn es beispielsweise um die Sanierung von Mühlen im Bereich der Öffentlichen Hand geht, dauere es oft Jahre, bis die zuständigen Politiker grünes Licht für den Auftrag geben. Vor diesem Hintergrund ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass der Bau beziehungsweise die Sanierung von Mühlen nur ein Standbein im Hause Frerking ist. Weitere Geschäftsfelder sind die Bereiche Altbausanierung, normale Bautätigkeit und nicht zuletzt das Sägewerk.

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Museen und Vereine sind interessiert

Die Mühlen haben es Frerking aber besonders angetan. Entsprechend lang ist die Liste der Projekte, die der Handwerksbetrieb aus Rodewald schon geschultert hat. Damit ist Frerking kein Einzelfall, bestätigt Restaurator Fritz. So arbeite allein er noch mit drei weiteren Unternehmen zusammen.

Die Nachfrage nach alten Mühlen komme dabei aus verschiedenen Bereichen. Eher selten seien Projekte wie in Oldenburg, bei

denen durch eine Investorengruppe eine Mühle tatsächlich von Grund auf gebaut wird. Völlig neu sei hier vor allem der Ansatz, dass jemand eine Mühle aus rein wirtschaftlichen Gründen in Auftrag gegeben hat. Wesentlich häufiger seien hingegen Aufträge von Mühlenvereinen, die sich um den Erhalt alter Anlagen bemühen. Auch Freilicht-Museen zählten nicht selten zu den Auftraggebern, berichtet Fritz. Häufig gehe es in diesen Fällen um die Sanierung bestehender Anlagen. Ist das historische Material schon zu stark angegriffen, bleibe aber auch hier nur der Neubau.

Weitere Informationen zu diesem Thema:

www.oldenburger-muehle.de

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