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Foto: handwerk.com

Ein sauberer Wechsel

Deutsche im Ausland: Ein sauberer Wechsel

Immer mehr Deutsche machen sich im Ausland selbstständig. Jens Kell aus Celle ist einer von ihnen. Er hat einen Gebäudereiniger-Betrieb auf Mallorca aufgebaut. Auch für andere Handwerksberufe bieten sich Chancen, im Ausland eine Existenz zu gründen.

Neuanfang im Mittelmeer: Jens Kell aus Celle hat sich einen Gebäudereiniger-Betrieb auf Mallorca aufgebaut.

Auf den ersten Anruf eines Kunden musste Jens Kell einen geschlagenen Monat lang warten. Als dieser erfolgreich abgewickelt war, dauerte es weitere zwölf Monate, bis er einen so großen Kundenstamm aufgebaut hatte, dass der Betrieb einigermaßen rentabel lief. Trotzdem hat es der Meister des Gebäudereinigerhandwerks bisher noch nicht bereut, dass er vor vier Jahren an seinen bisherigen Urlaubsort übergesiedelt ist: Der auf die Reinigung von Marmor- und Terrakotta-Böden spezialisierte Betrieb läuft inzwischen gut, Kell beschäftigt ein bis zwei Mitarbeiter.

"Es war eine spontane Idee", erinnert sich der 36-Jährige an den August 1998, als es ihm und seiner Frau am Ende eines Mallorca-Urlaubs plötzlich in den Sinn kam, im Süden bleiben zu wollen: "Nach drei schlaflosen Nächten haben wir uns entschlossen, es hier probehalber zu versuchen." Ein Klassenkamerad der Meisterschule erklärte sich bereit, Kell in dessen Betrieb im niedersächsischen Celle zunächst für ein Jahr zu vertreten.

Der Steuerberater half bei der Unternehmensgründung

"Da es in Spanien keine Handwerksordnung gibt, bedarf es keinerlei Nachweises, eine Firma zu gründen. Obwohl ich diese ja gehabt hätte", berichtet Kell. Er suchte sich vor Ort einen "Gestoria", einen Steuerberater, der auch sonstige Dienstleistungen anbietet. Dieser half ihm bei den Formalitäten und den oft langwierigen Behördengängen, so dass bereits einen Monat später die Firma Jens Kell Gebäudereinigung gegründet werden konnte. Kell schaltete eine Anzeige im Mallorca-Magazin, der deutschsprachigen Zeitung vor Ort und wartete auf die ersten Aufträge.

Noch heute besteht Kells Kundschaft fast ausschließlich aus Deutschen, die auf der Insel eine Immobilie besitzen. Der Markt für die einheimischen Kunden sei fest in Hand der Mallorquiner. Sie betreuten auch die meisten Hotels und Gewerbebetriebe. "Wir beschränken uns auf die Privathaushalte. An öffentliche Aufträge kommen wir nicht. Das ist für uns auch nicht interessant." Da die meisten Aufträge nur auf Empfehlung früherer Kunden zustande kommen, gehe auch auf Mallorca nichts über einen guten Namen.

Bessere Konjunktur auf Mallorca

Finanziell gesehen bleibe unter dem Strich etwas mehr über als in Deutschland, meint Kell. "Wenn ich höre, was konjunkturell in Deutschland los ist, bin ich froh, dass ich hier auf Mallorca inzwischen ein festes Standbein habe."

Mittlerweile hat Kell seinen einst vom Vater aufgebauten Betrieb in Celle verkauft. Trotzdem schließt er nicht völlig aus, dass er irgendwann einmal wieder zurück geht nach Deutschland auch wenn sich die Familie längst eingelebt hat auf Mallorca und die beiden Töchter ebenso gut Spanisch und Katalan sprechen wie Deutsch: "So lange meine Arbeit hier gefragt ist und wir davon unseren Lebensunterhalt bestreiten können, werden wir auf Mallorca bleiben." (lo)

Weitere Informationen zu diesem Thema:

Kontakt: Jens Kell, Marmor Terracotta, Calvia/Mallorca, Telefon (00 34) 610 33 64 79, E-Mail: jenskell@terra.es, Internet: www.jenskell.com

Entdecke die Möglichkeiten

Chancen für Flexible: Meister und Gesellen aus Deutschland sind im Ausland gern gesehen. Gerade die duale Ausbildung findet als Qualifikationsmerkmal internationale Anerkennung.

Vage Schätzungen gehen davon aus, dass in jedem Jahr mehrere hundert Handwerker Deutschland verlassen, um ihr berufliches Glück in den Urlaubsgebieten am Mittelmeer zu suchen. Aber nicht nur der Wunsch nach einer anderen Kultur oder nach mehr Sonne zieht die Meister und Gesellen in die Ferne es können auch ganz handfeste Gründe sein.

Chancen im Ausland

Gerade in der hier zu Lande arg gebeutelten Baubranche tun sich für gut ausgebildete Kräfte im Ausland Chancen auf. So suchen die Niederlande ebenso händeringend nach Fachkräften für den Bau- und Ausbaubereich wie die skandinavischen Länder, allen voran Norwegen.

"Deutsche Handwerker werden in Europa eigentlich überall gesucht", weiß Claudia Silvestroni. Sie ist bei der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZVA) des Arbeitsamtes für die Vermittlung von Arbeitskräften nach Südeuropa zuständig. Verantwortlich für den guten Ruf, den das deutsche Handwerk im Ausland genießt, sei vor allem die duale Ausbildung: "Gerade in Südeuropa ist die Ausbildung sehr theoretisch."

Deutsches Handwerk hat Potenzial

Vom Potenzial des deutschen Handwerks, sich auf ausländischen Märkten erfolgreich behaupten zu können, ist auch Helge Freyer überzeugt. Sie ist zuständig für den Bereich Handwerk bei der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai). Als Servicestelle des Bundeswirtschaftsministeriums unterstützt die Agentur deutsche Unternehmer auf ihrem Weg ins Auslandsgeschäft.

"Grundsätzlich ist jedes Produkt und jede Dienstleistung überall einsetzbar", sagt Freyer. Entscheidend sei dabei allerdings der richtige Zeitpunkt: "An das Ausland als Absatzmarkt erst dann zu denken, wenn es mit dem Betrieb im Heimatland längst bergab geht, ist sicherlich der falsche Zeitpunkt", warnt sie. (lo)

Weitere Informationen zu diesem Thema:

www.zva.de

www.bfai.de

Deutscher Fleischer gesucht

Es war einmal: Die Geschichte von Dierk und Brigitte Rengstorf hat ein bisschen etwas von einem Märchen an sich. Also: Es waren einmal ein Augenoptiker und eine Lehrerin in ungekündigten Stellungen, die eines Tages feststellten, dass Arbeit und materieller Erfolg doch nicht alles gewesen sein könnten. Sie träumten von einem sinnerfüllten Leben, in dem neben der Arbeit auch noch Zeit für Herz und Seele, Naturbegegnung und Schönheit bleibt.

"Ausstieg" in Norwegen

Nach 30-jähriger Tätigkeit als Augenoptiker planten der damals 46-jährige Dierk Rengstorf und seine Ehefrau Brigitte den Ausstieg aus ihrem bisherigen Leben in Deutschland. Ihre Wahl fiel auf Norwegen. Zwar hätten sie hier auch in ihren alten Berufen weiterarbeiten können, denn Fachleute sind gefragt. Aber Dierk und Brigitte Rengstorf entschieden sich, ein Kurszentrum aufzubauen, in dem Menschen abschalten und sich erholen können.

Aus einem ehemaligen Bauernhof entstand in sechs Jahren ein vielseitiger Betrieb. Der Hof Fossum liegt in Südnorwegen, in 365 Meter Höhe direkt neben einem See und einem Wasserfall, umgeben von riesigen Waldgebieten. Die Gäste können in 14 gemütlichen Hütten übernachten. In der alten, roten Scheune kann getöpfert und gewebt werden, hier finden auch Konzerte und Ausstellungen statt.

Zur Versorgung der Seminargruppen wurde auch eine Küche gebaut. Es entstand ein gastronomischer Betrieb, der sich mittlerweile im weiten Umkreis zum Geheimtipp entwickelt hat. Nun brauchen die Rengstorfs dringend Unterstützung: Ein deutscher Fleischer muss her! Kompetent und einsatzfreudig sollte er sein und Unternehmungslust sowie Experimentierfreude mitbringen. Dann sei ihm der Erfolg quasi garantiert, ist sich das Ehepaar sicher.

Finanzielle und technische Hilfe geboten

An erstklassigem Fleisch bestehe kein Mangel, an interessierter Kundschaft auch nicht, denn die Norweger feierten gern große Familienfeste, und einen Catering-Service gebe es weit und breit noch nicht. Die Gemeinde Fyresdal, zu der der Hof gehört, sei daher sogar bereit, finanzielle und technische Hilfe zu leisten, um den Fleischereibetrieb auf die Beine zu stellen. (sw)

Weitere Informationen zu diesem Thema:

Kontakt: Dierk und Brigitte Rengstorf, Fossum Kurs- og Feriesenter, Tel. (00 47) 35 04 25 14,

Fax (00 47) 35 04 25 64, E-Mail: fossum@fyresdal.online.no, Internet: www.fossumferie.com

Vorbereitungen für das Auswandern

Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, das berufliche Auswandern vorzubereiten: Entweder man arbeitet erst einmal als Angestellter bei Handwerksunternehmen vor Ort, um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen und den Markt zu sondieren. Oder man gründet sofort eine Niederlassung oder eine neue Firma vor Ort allein oder mit ortsansässigem Geschäftspartner.

In jedem Fall sollte man sich bereits im Heimatland über die Situation im Zielland informieren. Welche arbeitsrechtlichen Bestimmungen gelten dort? Welche Papiere werden für eine Firmengründung benötigt? Welche Marktchancen habe ich?

Bei Fragen wie diesen hilft unter anderem die Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) weiter. Sie bietet zum Beispiel Marktanalysen, Länderinformationen sowie Kontaktadressen bei der Geschäftspartnersuche. Hilfe bei einem geplanten Auslandsengagement gibt es zudem bei den Außenwirtschaftsberatungsstellen der Handwerkskammern. Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hilft weiter. (lo)

Weitere Informationen zu diesem Thema:

Bundesagentur für Außenwirtschaft

Zentralverband des Deutschen Handwerks

Weltweit Chancen für Handwerker

Ihnen steht der Sinn nach einem Ortswechsel? Sie wollten schon immer in Skandinavien die Möglichkeiten entdecken, in den USA Ihr Glück versuchen oder in der Karibik unter Palmen arbeiten? Dann nichts wie auf in die Ferne.

Bäcker in Norwegen

Die Kommune Fyresdal in Norwegen sucht nicht nur händeringend einen Fleischer, sondern auch einen Bäcker: Eine Bäckerei nebst kleinem Café steht dort bezugsfertig bereit. Besonders gern würde die Kommune, Eigentümerin des Gebäudes, einen deutschen Bäckermeister zu sich in den hohen Norden locken. Deutsche Bäcker mit ihrer enormen Sortimentvielfalt würden hier mit Sicherheit eine Nische finden für Produkte, die eben besser schmecken als die Einheitsware aus dem Supermarkt, sagt der Bürgermeister. Denn auch in Norwegen habe der Moloch der großen Einkaufsketten alles verschluckt. Qualität ist machbar und wird auch bezahlt, wenn sie nur angeboten würde, ist er sich sicher.

Konditor in den USA

Die Guglhupf Bakery amp; Patisserie in Chapel Hill im US-Staat North Carolina wurde 1998 von den beiden Münchnern Claudia Cooper und Hartmut Jahn gegründet. Mit ihrem Angebot an Backwaren nach deutschem Rezept treffen sie den Geschmack ihrer neuen Landsleute. Das Geschäft boomt enorm: Cooper und Jahn beschäftigen mittlerweile 20 Mitarbeiter. Und ihr international zusammengesetztes Team sucht noch immer Verstärkung an Bäcker- und Konditormeistern. Geboten werden laut Cooper erstklassige Konditionen und Entwicklungschancen in reizvollem Wachstumsgebiet.

Elektro- oder Kfz-Mechaniker in Belize

Gerade hat die Janus-Stiftung, die Sozial- und Umweltprojekte in Entwicklungsländern unterhält, einen Bäckermeister für einen Entwicklungshilfe-Einsatz in Mittelamerika eingestellt: Seit Ende September ist der 25-jährige Jens Münch in Belize, um dort seinen Anderen Dienst im Ausland zu absolvieren, der den Wehr- oder Zivildienst ersetzt. Für diesen einjährigen Einsatz sucht

Luis Peterson von der Janus-Stiftung nun noch Meister oder Gesellen des Elektro- sowie des Kfz-Mechaniker-Handwerks. Voraussetzung: Sprachkenntnisse in Englisch oder Spanisch.

Weitere Informationen zu diesem Thema:

Kontakt Norwegen: www.visitfyresdal.no, www.fyresdal.kommune.no;

E-Mail: fossum@fyresdal.online.no

Kontakt USA: www.guglhupf.com; E-Mail: guglhupf@intrex.net

Kontakt Belize: www.janusfoundation.org; l.peterson@janusfoundation.org

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