Es ist der Albtraum jedes Unternehmers: Die Hausbank kündigt die Kredite und will Geld sehen. Manche
Handwerker leben seit Jahren mit der Angst vor ihrer Bank. Für andere kommen solche Forderungen überraschend.
Dabei senden Kreditinstitute Signale aus lange bevor sie einen Kredit kündigen.
Einer, der diese Signale kennt, ist Heiko Nissen von der Handwerkskammer Lübeck. Bevor Nissen in Lübeck Leiter der
Betriebsberatung wurde, war er selbst jahrelang im Firmenkundengeschäft deutscher Banken tätig. Bankberater, die
plötzlich schwer zu erreichen sind, sind für Nissen ein offensichtliches Warnsignal.
Hinweise biete aber auch die Post von der Bank. Steht da plötzlich ein anderer Sachbearbeiter im Briefkopf oder ist
der Absender nur noch allgemein formuliert? Das könne ein Zeichen dafür sein, dass sich nun ein Mitarbeiter der
Sanierungsabteilung um den Kreditnehmer kümmert, weil er anders eingestuft wurde.
Hellhörig sollten Kreditkunden nach Nissens Einschätzung auch werden, wenn die Bank plötzlich regelmäßig eine
Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) sehen wolle, vielleicht sogar vom Steuerberater abgestempelt.
Es gibt auch schwerere Geschütze. Dazu zählen nach Nissens Angaben überdimensionale Anpassungen der
Kreditkonditionen und eine Erhöhung des Kontokorrent-Zinses entgegen der Marktzinsentwicklung. Dahinter verbirgt
sich ein Versuch, den Kunden zum Wechsel zu bewegen, meint Nissen.
Perfektionierte Kreditüberwachung
Man darf sich nicht wundern, wenn man Verträge nicht einhält und sein Konto unabgestimmt überzieht, sagt der
43-Jährige. Manche Handwerker dächten wohl, dass die Bank dieses Verhalten nicht bemerke. Aber die Banken
haben die Kreditüberwachung perfektioniert. Beim Sachbearbeiter sind die Arbeitsgeräte regelrecht blockiert, bevor sie
nicht die Überziehungen aufgearbeitet haben.
Manche Bedrohung kommt sogar recht freundlich daher. Vorsicht, wenn die Bank vorschlägt, sich einmal über die
hohen Überziehungszinsen Gedanken zu machen und den Kontokorrent in ein langfristiges Darlehen umzuwandeln,
warnt Jörg Hagemann von der Handwerkskammer Hannover. Denn was vordergründig vernünftig wirkt ein langfristiges
Darlehen kostet weniger Geld als ein überzogener kurzfristiger Kredit kann zu Problemen führen.
Weiterarbeiten kann das Unternehmen nur, wenn es anschließend einen neuen Kontokorrentkredit bekommt. Dafür
muss es aber frische Sicherheiten vorweisen", sagt Hagemann Problematisch wird das, wenn die vorhandenen
Sicherheiten das neue Darlehen absichern und für die kurzfristige Finanzierung nichts übrig bleibt.
Das Gespräch mit der Bank suchen
Enger wird der Spielraum für Unternehmer ebenfalls, wenn die Bank neue Sicherheiten verlangt. Diese Forderungen
sind oft völlig überzogen, berichtet Hagemann. In solchen Fällen empfiehlt er Unternehmern, ihre Immobilien und
Maschinen von einer neutralen Stelle selbst bewerten zu lassen. Das stärke zumindest die Verhandlungsposition des
Unternehmers.
Damit ist das Arsenal der Bank aber noch lange nicht erschöpft. Je kritischer sie ihr Kreditengagement beurteilt, desto
massiver werden die Maßnahmen. Nicht gedeckte Überweisungen werden blockiert, Stundungen oder Zinssenkungen
nicht akzeptiert, berichtet Hagemann. Kürzt die Bank schließlich die Kreditlinie, ist das nach Hagemanns Erfahrung ein
letztes und massives Zeichen. Die Bank versucht, eine Kündigung vorzubereiten.
In dieser Situation hilft nur eines: das Gespräch. Stures Verhalten des Handwerkers führt immer zu Komplikationen,
warnt Hagemann. Man sollte lieber nüchtern das Gespräch führen und das eigene Bemühen zeigen, statt eins zum
anderen kommen zu lassen. Vielleicht verschaffen diese Bemühungen sogar die Zeit, die für einen Bankwechsel
notwendig sind. Denn das wird nach einer Kreditkündigung schwierig.