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Foto: handwerk.com

Meisterhaft experimentiert

Die Entdeckung der Grünkohl-Praline

Grünkohl und Schokolade – ob das wohl schmeckt? Konditormeister Christian Klinge hat monatelang experimentiert. Nun ist seine „Grüne Praline“ eine echte Kohltouristen-Attraktion.

Christian Klinge ist für ausgefallene Ideen zu haben. Für einen Hersteller von Oregano-Öl hat er zum Beispiel eine Tafelschokolade mit Oregano-Cranberry-Geschmack erfunden. „Ich kann mir so manches vorstellen, aber das hat natürlich auch Grenzen“, sagt der Konditormeister und Inhaber des Café Klinge in Oldenburg. Bei einer Fischpraline zum Beispiel, da sei diese Grenze erreicht.
Irgendwann kam die Oldenburger Tourismus und Marketing GmbH auf ihn zu. Sie hatte die Stadt zur „Kohltourhauptstadt“ ernannt und wollte den Kohltouristen noch weitere Attraktionen bieten. Deshalb die Frage an Klinge, ob er sich vorstellen könne, irgendetwas mit Grünkohl und Schokolade zu machen. Klinge sagte ja.

Konditormeister trifft auf Grünkohlforscher
Er fing an, Grünkohl zu kochen und verschiedene Prototypen zu entwickeln, fand die Grünkohl-Schokoladentafeln aber „sehr unspektakulär“. Deshalb ging er nach kurzer Zeit dazu über, mit Pralinen zu experimentieren. Für die Füllung mischte er den Grünkohl mit kochender Sahne und löste darin Butter und weiße Schokolade auf. Dann ließ er Kunden, Freunde und Mitarbeiter probieren, doch so richtig mundete ihnen die neue Schöpfung noch nicht.

Lesen Sie auf Seite 2, was ein Grünkohlforscher zur Praline beitragen konnte.

Hilfe vom gut sortierten Grünkohlforscher

Christian Klinge gab aber nicht auf, sondern nahm Kontakt zu einem Grünkohlforscher auf. Der schickte ihm daraufhin ein ganzes Sortiment an verschiedenen Grünkohlpflanzen. Der Konditormeister testete und testete, bis schließlich eine alte italienische Grünkohlsorte an die Reihe kam: Sie hieß Palmizio und sie hatte den Geschmack, nach dem er suchte. „Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es die Sorte mit den wenigsten Bitterstoffen ist“, erzählt der Oldenburger.

Korn zum Konservieren
Nachdem dieses Problem gelöst war, überlegte Christian Klinge, wie er die Praline konservieren sollte. Mit Zucker? Oder besser mit Korn? Er entschied sich für einen Korn, der in Oldenburg hergestellt wird. Sechs Wochen sei die Praline dadurch haltbar. Was ihn allerdings noch störte, war die graugrüne Farbe der Füllmasse. Die Lösung dafür lieferte der Nudelmann auf dem Wochenmarkt: Spinatpulver, geschmacksneutral und farbintensiv. Es garantiert ein sattes Grünkohlgrün.

Wie die Praline zu einem "Renner" wurde, erfahren Sie auf Seite 3.

Immer wieder probiert und optimiert

So gewann die Praline allmählich an Geschmack, Haltbarkeit und Anmut. Der Weg dorthin dauerte mehrere Monate, in denen er unermüdlich kochte, rührte, probierte und kritisch das Gesicht verzog. Bis dass Klinge endlich ganz zufrieden war. Im Querschnitt sieht das Ergebnis nun so aus: außen eine Hülle aus Milchschokolade und innen zuerst dunkle Schokolade und darüber die Grünkohlfüllung mit weißer Schokolade. Das Ganze gedeckelt mit dunkler Schokolade und garniert mit mildem rosa Pfeffer.
Große Medienresonanz
Als die „Grüne Praline“ vor etwa zwei Jahren in den Verkauf kam, berichteten etliche Medien über seine Erfindung, darunter Fernsehsender, Tageszeitungen und Kochzeitschriften. „Seither ist die Praline ein Renner“, sagt der Unternehmer. Tütenweise essen die Kunden sie nach seiner Erfahrung allerdings nicht. „Wir verkaufen sie natürlich nicht zentnerweise, denn sie ist schon etwas sehr Spezielles.“ (afu)

Weitere Informationen:
www.kohltourhauptstadt.de
www.cafe-klinge.de

Einen Buchtipp zum Thema Kohl und Pinkel finden Sie auf Seite 4.

Buchtipp: Grünes für den Winter

Winterzeit ist Grünkohlzeit. Doch woher kommt der Kohl eigentlich? Welche Sorten gibt es? Und wie schmeckt er am besten? Das Kohl amp; Pinkel Buch von Helmut Weiss liefert darauf die Antworten. Neben Informationen rund um das Thema Kohl enthält das Buch auch eine Vielzahl von Rezept-Ideen. Ob traditionell oder modern: Mit Grünkohl lässt sich allerlei anstellen. Doch auch die Beilagen und die Getränke müssen richtig ausgewählt sein, damit der Kohl seinen Geschmack entfalten kann.

Grünkohl-Liebhaber kommen insbesondere bei Kohl- und Pinkelfahrten auf ihre Kosten. Helmut Weiss erzählt, wie man sich darauf vorbereitet, was ­alles zu einer solchen Fahrt gehört und wo die schönsten Routen in Deutschland zu finden sind. Apropos Deutschland: In dem Buch ist auch nachzulesen, dass der Kohl nicht nur hierzulande genossen wird: Bereits die alten Griechen sahen darin ein wirksames Mittel gegen Trunksucht, und auch in China hat das Kohl- und Pinkel-Essen inzwischen Fuß gefasst. (akb)

Helmut Weiss: Das Kohl amp; Pinkel Buch. Edition Temmen (2008), 208 Seiten, 9,90 Euro, ISBN 978-3-86108-299-6.

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