Foto:

Inhaltsverzeichnis

Strategie

Die goldene Flex: Wenn fehlende Kompetenz zur Kostenfalle wird

Wer seine Mitarbeiter nicht mit allen nötigen Kompetenzen ausstattet, läuft schnell in Kostenfallen. handwerk.com-Autor Klaus Steinseifer hat damit so seine Erfahrungen gemacht, Stichwort: „goldene Flex“.

Auf einen Blick:

  • Unselbstständigkeit erzeugt enorme Kosten in einem Unternehmen: Wenn der Chef alles entscheiden und organisieren muss, steht immer erst einmal alles still, bis er soweit ist.
  • Wer daran etwas ändern will, muss seinen Mitarbeitern Verantwortung übergeben (Du bist dafür zuständig, dass das klappt), Entscheidungskompetenz einräumen (Du entscheidest, was zu tun ist) und Mittel zur Verfügung stellen, also auch Geld für Einkäufe.

Übernehmen Ihre Mitarbeiter Verantwortung – und haben sie auch die notwendigen Entscheidungskompetenzen dafür? Oder sind Sie der Herrscher und Entscheider über alle Dinge in Ihrem Unternehmen? Wenn Sie Ihre Mitarbeiter nicht mit allen notwendigen Kompetenzen ausstatten, laufen Sie in eine Kostenfalle, die Sie vermeiden können.

So lief ich in die Kostenfalle: die goldene Flex!

Eine kleine Geschichte dazu, von mir als Handwerksunternehmer und Chef eines Maler- und Sanierungsunternehmens in Südwestfalen, noch in einer Zeit ohne mobile Telefone.

Ein Sommertag, geeignet für Korrosionsschutzarbeiten an Stahlteilen im Außenbereich. Drei Mitarbeiter machten sich auf den Weg, um diese Aufgabe zu erledigen. Zur Entrostung kleiner, unzugänglicher Bereiche hatten sie eine Flex dabei. Beim Einladen war diese Flex noch in Ordnung. Nach fast 3 Stunden stand der verantwortliche Mitarbeiter für dieses Projekt vor mir, legte die Flex auf meinem Schreibtisch: "Klaus, die Flex ist kaputt! Was sollen wir jetzt machen?" Ausgerechnet die Flex, ohne die nichts ging, weil sie gleich beim ersten Arbeitsschritt benötigt wurde! In meinem Kopf ratterte meine Rechenmaschine:

  • Feststellung, dass Flex defekt: ca. 30 Minuten bis zur Entscheidung, was jetzt zu tun ist?
  • Rückfahrt des Mitarbeiters zur Werkstatt: ca. 70 Minuten
  • Anfahrt des Mitarbeiters zur Baustelle, mit ausgetauschter Flex: ca. 70 Minuten

Ausfallzeit aller Mitarbeiter, einschließlich der zwei Mitarbeiter vor Ort, bis zum erneuten Einsatz: ca. 3 Stunden x 3 Mitarbeiter = 9 Stunden! Das war die teuerste Flex meines Lebens. Die hätte ich mit 24-karätigem Blattgold belegen können.

Mobiltelefone lösen nicht alle Kompetenzprobleme!

Aber wer war schuld an dieser Situation? Ich selbst! Danach habe ich sofort meine Mitarbeiter mit den nötigen Entscheidungskompetenzen ausgestattet und ihnen das nötige Geld zur Verfügung gestellt, um diese Entscheidung in Zukunft vor Ort alleine zu treffen. Ein Baumarkt wäre in allernächster Nähe gewesen, um ganz schnell mit einer neuen Flex das Problem zu lösen.

Heute ist es sicher einfacher: Es gibt Mobiltelefone für Ihre Mitarbeiter, um schnelle Entscheidungen herbeizuführen. Das alleine genügt aber nicht. Sonst meldet sich der Mitarbeiter so: „Klaus, ich habe nicht genug Geld und auch keine EC- oder Kreditkarte in der Tasche, um eine Flex zu kaufen!" Auch hier müssen Sie Ihren Mitarbeitern das Vertrauen schenken und sie mit Geld (Geldkarten, Kreditkarten, o. ä.) ausstatten.

An diesem kleinen Beispiel sehen Sie, in welche Kostenfalle Sie geraten können, wenn Sie Ihre Mitarbeiter nicht mit Kompetenzen und Verantwortlichkeiten ausstatten. Und Beispiele gibt es ganz sicher genug, auch in Ihrem Unternehmen. Deshalb schauen Sie sich Ihre Unternehmensorganisation und die Betriebsabläufe einmal sehr kritisch an.

Sie kennen ähnliche Geschichten? Wollen Sie sie uns hier erzählen? Wir sind gespannt! Schreiben Sie uns an redaktion@handwerk.com

Über Klaus Steinseifer: Zuerst Bankkaufmann und danach Maler- und Lackierermeister. Er übernahm das väterliche Unternehmen. 1989 startete sein Qualifizierungsunternehmen im Handwerk "Die Steinseifer-Seminare". Heute ist er als Seminarleiter, Referent, Berater und Autor im Handwerk und für Ihren unternehmerischen Erfolg zuständig. Seine Leidenschaft ist das Handwerk und als Praktiker weiß er genau, wo Sie der Schuh drückt und wie Sie mit ihm zusammen Ihre Veränderungswünsche Realität werden lassen. Mehr Infos unter www.steinseifer.com

Weitere Artikel zum Thema:

Nicht alles ist Chefsache: Lassen Sie sich helfen!

Alles wächst Ihnen über den Kopf, aber trotzdem glauben Sie, als Chef alles selbst machen zu müssen? Falsch! Hier die besten 7 Tipps, was Sie alles delegieren können – und an wen!
Artikel lesen

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.

Strategie

Mobiler Betrieb: Flexibilität braucht gute Planung

Melanie Roithner profitiert von den Vorteilen ihrer mobilen Werkstatt. Doch die Flexibilität bringt die Meisterin auch an Grenzen. Ihre Praxistipps für Handwerkskollegen.

    • Strategie
Von der Werkhalle auf die Baustelle: Vorfertigung im Bauhandwerk soll Bauzeit und Kosten senken. 

Strategie

Effizienz mit Vorfertigung: Output hoch, Kosten runter

Mit den jetzigen Ressourcen könnten hierzulande 15 Prozent mehr Gebäude errichtet und Baukosten reduziert werden, meint eine Studie. Was wäre dazu nötig?

    • Strategie
Mitarbeitergespräche trauen Sie sich nicht zu? Nur Mut – Gesprächsführung kann man lernen!

Personalführung

5 falsche Vorurteile gegen Mitarbeitergespräche

Keine Zeit, keine Ahnung, nicht zuständig – unsere Expertin trifft in Handwerksbetrieben immer wieder auf die gleichen Vorbehalte gegen Mitarbeitergespräche. Stichhaltig sind sie alle nicht.

    • Personal, Personalführung
Vorsichtig, mutig oder risikofreudig: Die 3 Typen haben unterschiedliche Präferenzen, wenn sie investieren und eine Finanzierung benötigen.

Unternehmensfinanzierung

Investitionen im Betrieb: Welcher Finanzierungstyp sind Sie?

Bei Investitionen ist oft ein Kredit nötig. Welchen Zins Sie wählen und welche Sicherheiten Sie stellen, hängt davon ab, wie risikofreudig Sie sind.

    • Unternehmensfinanzierung