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Detektiveinsätze im Handwerk

Die Kunst der diskreten Beobachtung

Detektive sammeln Beweise, wenn Mitarbeiter blaumachen, Kunden abwerben oder Dinge mitgehen lassen. Doch nicht alle Methoden sind erlaubt. Wie Sie einen seriösen Privatermittler finden, erfahren Sie hier.

Detektive sind naturgemäß diskret und verschwiegen. Sie plaudern nicht gerne allzu detailliert darüber, wie sie im Einzelfall vorgehen und schon gar nicht in wessen Auftrag. Wer gibt schon gerne sein Know-how preis? Und welcher Auftraggeber möchte, dass sein Fall in die Öffentlichkeit gelangt?

Andreas Simon ist Präsident des Bundesverbandes Deutscher Detektive, Inhaber einer Detektei in Siegburg und gelernter Kfz-Mechaniker. Zu seinen Unternehmenskunden zählen auch Handwerksbetriebe, und ein großer Teil seiner Arbeit für diese Kunden besteht ihm zufolge darin, bei der Aufklärung von Mitarbeiterdelikten zu helfen.

Einsatzfeld Mitarbeiterdelikte
Angestellte, die Kupferkabel, Autoersatzteile oder ganze Heizkörper mitgehen lassen – die Beispiele sprudeln nur so aus ihm heraus. Oder andere, die Kundendaten abzapfen, die blaumachen, um derweil einer anderen Arbeit nachzugehen, oder die sich mit gefälschten Unterlagen bewerben. Wenn Chef oder Chefin eine Ahnung oder einen Verdacht hat, kommen Detektive als Profis ins Spiel, um die nötigen Beweise zu beschaffen.

Was Andreas Simon bei einem Einsatz für eine Dachdeckerfirma aufgedeckt hat, erfahren Sie auf Seite 2.

Auf den Spuren der abtrünnigen Dachdecker

Seit über 30 Jahren ist Andreas Simon als Detektiv unterwegs, er hat viele Geschichten auf Lager. Einmal beauftragte ihn eine Dachdeckerfirma damit, der Frage nachzugehen, warum die Zahl der Reparaturaufträge immer weiter zurückging. Die Unternehmensleitung hatte den Verdacht, dass zwei Mitarbeiter ihnen die Kunden abspenstig machten. „Wir haben von der Firma eine Liste von Personen mit älteren, reparaturbedürftigen Dächern bekommen“, erzählt der 51-Jährige.

Seine Leute hätten diese Kunden dann unter einem Vorwand aufgesucht. Ein möglicher Vorwand sei zum Beispiel, sich als Interessent für ein zum Verkauf stehendes Haus in der Nachbarschaft auszugeben. Sie hätten die Kunden daraufhin in Gespräche verwickelt und sie nach empfehlenswerten Dachdeckern gefragt. Daraufhin fielen die Namen der beiden verdächtigen Mitarbeiter. Durch die Ermittlungen stellte sich heraus, dass diese sich mit der Zeit einen eigenen Kundenkreis aufgebaut hatten, für den sie schwarz und auf Zuruf arbeiteten.

Tarnung will gelernt sein
Detektive sind Meister der Tarnung, der unentdeckten Beobachtung, und wenn sie unter falschem Namen in einen Betrieb eingeschleust werden, müssen sie gekonnt ihre Rolle spielen. Ein im parkenden Auto sitzender Mann mit dunkler Sonnenbrille und hellem Trechcoat – das ist Krimi-Klischee. Professionelle Detektive täuschen zum Beispiel eine Reifenpanne vor und machen sich an ihrem Wagen zu schaffen, um sich in Ruhe umzusehen. Oder sie tarnen sich als Landvermesser.

Detektive haben nicht die gleichen Rechte wie die Polizei. Lesen Sie auf Seite 3, was erlaubt ist und was nicht.

Die Grenzen des Erlaubten

„Für unsere Aufgaben müssen wir psychologisch geschult sein, damit das echt wirkt“, sagt Andreas Simon. „Und wir müssen genau wissen, was rechtlich erlaubt ist und was nicht.“ Im Unterschied zur Polizei, die als staatliches Organ über Sonderrechte verfügt, dürfen Detekteien nur dann tätig werden, wenn ein berechtigtes Interesse der Auftraggeber vorliegt, sie also einen konkreten Verdacht haben.

Dem Interesse des Auftraggebers stehen die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen gegenüber. Was erlaubt ist und was nicht, sei oft vom Einzelfall abhängig, sagt Simon. „Deshalb empfiehlt es sich, von vornherein einen Rechtsanwalt mit hinzuzuziehen, der sagt, welche Beweise erforderlich sind, um damit vor Gericht gehen zu können.“ Einige Methoden sind aber auch eindeutig illegal. Unter anderem dürfen Detektive nicht gewaltsam in fremde Wohnungen eindringen oder Personen in ihren Privatwohnungen abhören, indem sie dort Wanzen installieren oder Handys liegenlassen.

Es sind allerdings etliche Fälle bekannt, in denen sich Detektive nicht an diese gesetzlich vorgegebenen Spielregeln gehalten und in den Betrieben eine Menge Porzellan zerschlagen haben. Dass es so viele schwarze Schafe in der Branche gibt, liegt daran, dass der Beruf des Detektivs in Deutschland - anders als in anderen europäischen Ländern - nicht geschützt ist. Das heißt, es gibt keine Zugangsvoraussetzungen, jeder der sich dazu berufen fühlt, kann hierzulande ein Gewerbe als Detektiv anmelden und einfach loslegen.

Tipps für die Suche nach einem seriösen Detektiv finden Sie auf Seite 4.

Wie finden Sie einen professionellen Ermittler?

Bei der Vielzahl der Anbieter, die sich auf dem Markt der unbemerkten Beobachtung tummeln, die Spreu vom Weizen zu trennen, ist nicht ganz einfach. Hier einige Kriterien:

1. Verbandsmitgliedschaft:
Wer auf der Suche nach einer seriösen Detektei ist, kann zunächst  prüfen, ob sie einem nationalen oder internationalen Detektivverband angehört. Der Bundesverband Deutscher Detektive (BDD) mit Andreas Simon als Präsidenten hat zurzeit etwa 160 Mitglieder. Um aufgenommen zu werden, dürfen die Anwärter ihm zufolge weder Vorstrafen noch Steuerschulden haben. Sie müssen mindestens 24 Jahre alt und seit zwei Jahren selbstständig sein, eine schriftliche Aufnahmeprüfung bestehen, ein Aufnahmegespräch führen, sich an die Satzung binden und einmal im Jahr eine Fortbildung absolvieren. So will der Verband für Qualität sorgen.

2. Ausbildung:
Ein weiterer Anhaltspunkt ist die Ausbildung des Detektivs: Seit 1989 bietet die Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe (ZAD) ein zweijähriges Fernstudium zum geprüften Detektiv an. Durch eine Kooperation der ZAD mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg können die Teilnehmer ihre Ausbildung zusätzlich mit einem IHK-Zertifikat abschließen.

3. Empfehlungen:
Weitere Orientierung bieten Empfehlungen von anderen Unternehmen oder Privatpersonen, die gute Erfahrungen mit einem Detektiv gesammelt haben. Da Rechtsanwälte zum Teil mit Detekteien zusammenarbeiten, um untreuen Mitarbeitern auf die Spur zu kommen und vor Gericht verwertbare Beweise zu beschaffen, können auch sie entsprechende Hinweise geben und Kontakte vermitteln. „Wir werden überwiegend im Rahmen von Empfehlungsmanagement tätig“, sagt zum Beispiel der Detektiv Christian Kölle aus Hannover.

Was aber kostet ein Detektiveinsatz? Informationen dazu auf Seite 5.

Wie rechnen Detekteien ihre Leistungen ab?

Nach Angaben von BDD-Präsident Andreas Simon rechnen die Anbieter ihre Einsätze vor Ort nach Zeitaufwand ab, der Stundensatz liege grob geschätzt zwischen 50 und 90 Euro. Hinzu kämen Nacht-, Wochenend- und Feiertagszuschläge, Pauschalen für die Planung und Vorbereitung der Einsätze, Kilometergeld und Spesen.

Die Rechnung für den Detektiveinsatz bleibt jedoch nicht unbedingt an Ihnen als Auftraggeber hängen: War der Einsatz unbedingt erforderlich, um den untreuen Mitarbeiter zu überführen, so muss jener auch die Kosten dafür tragen.

(afu)

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