Die Hälfte der handwerk.com-Leser hatte auf Alice Schwarzer getippt (und erstaunliche 10 Prozent auf sich selbst). Doch die richtige Antwort lautet: Freddy Quinn.
Der singende Zirkusartist mit dem Seefahrer-Image hatte zwischen 1956 und 1966 zehn Nummer-1-Hits in Deutschland – da dürfte so manche Mark geflossen sein. Im September 2001, schreibt Spiegel Online, habe er in einem Interview über seine „absolute Ehrlichkeit“ gesprochen – und sei drei Jahre später wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden. 900.000 Euro soll er hinterzogen haben (am Ende dieses Textes verlinken wir übrigens noch auf ein Freddy-Video, das sich gewaschen hat!).
Es geht hier wohlgemerkt nicht um eine moralische Bewertung. Es soll ja auch Leute geben, die in Steuerhinterziehung eine Sonderform zivilen Ungehorsams sehen. In Ordnung. Nein, es geht darum, wie tief öffentliche Menschen in der öffentlichen Wahrnehmung fallen, wenn sie sich öffentlich extrem weit aus dem Fenster lehnen und dazu noch alle drei Minuten Interviews geben.
Auch schön: „Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.“ Lesen Sie Seite 2.
Der Fall Uli H.
Die Quelle für die folgenden Zitate ist ebenfalls Spiegel Online. Die Redakteure haben sich durchs eigene Archiv und die Archive anderer Zeitungen gewühlt. Entstanden ist eine Sammlung der interessantesten Sprüche berühmter Steuersünder.
Noch so ein alter Interview-Fetzen, der heute eine gewisse Peinlichkeit entfaltet: „Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.“ FC-Bayern-Präsi und Würstchenfabrikant Uli H. habe diesen Spruch gegenüber der Bildzeitung 2005 zum Besten gegeben. Sein Prozess wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe steht im März an.
Das Wirtschaftsmagazin brand eins hat Uli H. im November 2011 übrigens so zitiert: "Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein. Den Status quo zu erhalten ist auch eine Herausforderung."
Die Legenden von Alice und Klaus – lesen Sie die nächste Seite.
Alice und Klaus
„Ich, Alice Schwarzer, kann Ihnen aus der Summe meiner gerüttelten Erfahrungen sagen: Es geht nicht darum, wie man es macht oder wie man aussieht, es geht darum, was man tut.“ Das Zitat stammt aus 2006 und einem Spiegel-Interview.
Im Februar 2014 schreibt die Feministin auf ihrer Homepage: „Ja, ich hatte ein Konto in der Schweiz. Seit Jahrzehnten, genauer: seit den 1980er Jahren. Und erst im vergangenen Jahr habe ich es bei meinem Finanzamt angezeigt. Ich habe die Steuer für die Zinsen nachgezahlt und das Konto aufgelöst.“ Und sie legt nach: „Ein Wort noch zu meinen Gründen für dieses Konto: Ich habe in Deutschland versteuerte Einnahmen darauf eingezahlt in einer Zeit, in der die Hatz gegen mich solche Ausmaße annahm, dass ich ernsthaft dachte: Vielleicht muss ich ins Ausland gehen.“
Alles klar. Lustig sind auch die Details der Klaus Zumwinkel-Story. Laut Spiegel Online wurde "an einem Mittwoch im Februar 2008" die Mitarbeiterzeitung "Premium Post" bundesweit verteilt. Damit konnte sich jeder Bundesbürger an folgendem Zumwinkel-Zitat erfreuen: "Führungskräfte sind Vorbilder." Der Mittwoch verging, der Donnerstag kam - und mit ihm die Steuerfahnder, die "Zumwinkels" Prachtvilla" durchsuchten. Das Ende vom Lied: Zwei Jahre auf Bewährung, eine Mio Geldbuße.
Nächste Seite: Theo Sommer und das einzigartige Freddy-Video.
Theo amp; Freddy
Theo Sommer ist Journalist und war früher Herausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit". Noch im September 2006, schreibt Spiegel Online, schwang er "die Moralkeule", und zwar in einem Vortrag: "Doch muss sich die Verantwortung der Managerklasse nicht nur bei den Einkommensansprüchen erweisen. Sie muss sich darüber hinaus in einer sauberen, ehrlichen Geschäftsmoral widerspiegeln, wenn Big Business nicht schlechthin mit organisierter Kriminalität in eins gesetzt werden soll." Applaus. Später gab's noch 1 Jahr und 7 Monate auf Bewährung sowie 20.000 Euro Geldbuße.
Und hier wie versprochen das Freddy-Video, in gewissener Weise die gesungene Moralkeule. „Wer hat den Mut, für Euch sich zu schämen? Wir!“