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Private Handynutzung während der Arbeitszeit

Die versteckten Kosten der Erreichbarkeit

Mitarbeiter verbringen viel Arbeitszeit mit ihren privaten Smartphones. Zu viel, sagt Handwerksmeister Benno Tamsen. Ihn kostet das private Treiben 2.000 Euro pro Mann und Jahr! Doch warum verbietet er das nicht einfach?

Der Vorteil von Handys: Mitarbeiter sind für den Chef jederzeit zu erreichen. Der Nachteil: Sie sind auch für alle anderen erreichbar. Hier ein kurzer Anruf von der Ehefrau, dort eine Verabredung per SMS, eben schnell mit Freunden per WhatsApp die Wochenendpläne abstimmen oder das Kinoprogramm checken.

Jeden Monat: bis zu 12 Stunden am Handy!
Da kommt eine Menge Zeit zusammen. Im Schnitt ungefähr eine halbe Stunde pro Mitarbeiter und Arbeitstag, schätzt Zimmermeister Benno Tamsen aus Stuhr. „Bei dem einen ist es mehr, bei dem anderen weniger, aber im Schnitt sind das 11 bis 12 Stunden im Monat.“ Je nach Stundenverrechnungssatz komme da einiges zusammen.

Zugegeben: Die Zeiten sind geschätzt. Doch Tamsen verlässt sich nicht nur auf sein Bauchgefühl. Sein Führungsteam sieht das Problem ebenfalls. Andere Betriebe berichten von ähnlichen Erfahrungen.

Die Arbeit stockt, Kollegen sind genervt
Selbst einige Gesellen seien mittlerweile genervt, wenn die Kollegen zu viel Zeit mit dem Smartphone verbringen. Denn jede Unterbrechung lenkt ab und kostet zusätzlich Zeit, um sich wieder hineinzudenken. Manchmal sind es nur ein paar Sekunden, manchmal auch mehr. Zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter Material aus dem Auto holt und ein Teil vergisst, weil das Handy klingelt. Also muss er noch einmal los. Während alle anderen warten.

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Kosten: Rund 2000 Euro pro Mitarbeiter pro Jahr

Eine halbe Stunde private Handynutzung am Tag – das klingt nicht nach viel. Doch je nach Stundenverrechnungssatz kommt dabei einiges zusammen. Wenn man es auf den Monat hochrechnet und auf das Jahr.

Zimmermeister Benno Tamsen hat 14 Mitarbeiter. Die monatlichen Gesamtkosten schätzt er auf 4.000 bis 5.000 Euro. Bezahlte Freizeit am Smartphone sozusagen.

Die Gegenrechnung: Vorteile nicht unterschätzen
Ganz so einfach lässt sich das allerdings nicht kalkulieren. „Man muss auch die Vorteile gegenrechnen“, sagt der Unternehmer. „Wenn ich früher etwas zu einem Bauprojekt klären wollte, musste ich dafür extra losfahren. Heute rufe ich einen Mitarbeiter vor Ort an.“ Den finanziellen Vorteil durch diese Zeitersparnis veranschlagt er mit 1500 Euro im Monat.

Also zahlt die Firma jeden Monat immer noch 2500 bis 3000 Euro für die private Handynutzung drauf.  „Vorsichtig geschätzt kommen wir auf 25.000 bis 30.000 Euro im Jahr.“ Aufs Jahr gerechnet sind das durchschnittlich 2000 Euro pro Mitarbeiter.

Nächste Seite: Warum will Benno Tamsen das nicht einfach verbieten?

Handyverbot am Arbeitsplatz funktioniert nicht

Über Abhilfe diskutiert Benno Tamsen schon einige Zeit mit seinem Führungsteam. Ein Verbot war im Gespräch. Es gab auch Überlegungen, morgens alle privaten Geräte einzusammeln.

Tamsen hat sich gegen diese Lösungen entschieden. „Das würde nicht funktionieren, weil wir unsere Mitarbeiter nicht ständig auf den Baustellen kontrollieren können. Und wir wollen das auch nicht, wir brauchen eine Vertrauensbasis.“

Die privaten Geräte einzusammeln, wäre auch nicht wirklich praktisch. „Die Erreichbarkeit muss auf den Baustellen ja gegeben sein. Dann müssten wir jeden mit einem Diensthandy ausstatten und das wären dann auch wieder Kosten.“

Die Alternative: Gemeinsam mit dem Team nach einer Lösung suchen
Also keine Verbote. Tamsen setzt auf Einsicht: „Wir werden das jetzt gemeinsam mit allen offen diskutieren.“ Dafür will sich der Chef Zeit nehmen, „das machen wir während der Arbeitszeit, denn das Thema ist wichtig.“ Sein Ziel: „Wir wollen das Bewusstsein schärfen und gemeinsam eine Lösung finden, die alle akzeptieren.“

Ob es klappt? Das berichten wir nach dem Gespräch.

Wie sind Ihre Erfahrungen?
Wie viel Zeit verbringen Ihre Mitarbeiter während der Arbeit privat mit dem Handy? Und wie lösen Sie das Problem? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.


(jw)

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