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Der wilde Wolf (sburger)

Doppelter Praxistest VW Amarok

Premiere auf handwerk.com: Gleich zwei Tests für ein Fahrzeug. VW verspricht, dass der kühne Pick-Up locker zwischen Boulevard und Baustelle pendeln kann. Darum haben wir den Wagen mit Handwerkern und auf High-Heels getestet. Wir sind gespannt, in welcher Umgebung Ihnen der Amarok am besten gefällt.

Der braucht doch bestimmt 15 Liter. Sobald der Amarok zum Gesprächsthema wird, geht es um den Verbrauch. Kein Wunder: So amerikanisch, wie der in Argentinien gebaute Volkswagen daher kommt, hat noch kein deutscher Automobilbauer Blech in Formen gepresst.
Dominic Karg passt genau in den Amarok. Der Experte für Schonstrahltechnik besitzt nicht nur ebenfalls XXL-Ausmaß, sondern hat auch ein Faible für amerikanische Motoren. Und er kennt die Sand- und Kiesgruben seiner Umgebung wie seine Westentasche. Beste Voraussetzungen, um dem Pick-Up sowohl in Sachen Alltagstauglichkeit als auch Unvernunft auf den Zahn zu fühlen.
Doch zunächst nimmt Klaus-Peter Karg das weiße Test-Mobil unter die Lupe. Karg Senior bildet nicht nur beim Schonstrahlen ein Team mit seinem Sohn.

Passt perfekt
Der gelernte Maschinenschlosser teilt mit seinem Sohn auch die Leidenschaft für alles, was Motoren hat. Und brummt: „Sieht ja super aus. Wie für uns gemacht.“ Dass die Farbe des Amarok genau zum Hänger der in ganz Deutschland tätigen Handwerker passt, ist Zufall. Die Kargs bringen grinsend die eigens gefertigten Magnet-Tafeln ihrer Firma an die Türen des mächtigen Zugfahrzeugs an. Das ist natürlich kein Zufall, die ausgefuchsten Handwerker haben mitgedacht. Und ein klein wenig Werbung darf doch sein ...
Erste Herausforderung: Der mehr als fünf Meter lange Amarok muss einen engen Wendehammer mitsamt der angehängten mobilen Werkstatt meistern. Kein Problem für den Allradler. In der Testvariante ist er mit zuschaltbarem Allrad ausgestattet. Im Alltag genügt der Hinterradantrieb vollkommen und spart zudem kostbaren Diesel.

Zieht mächtig
Sohn Dominic drängelt sich hinters Lenkrad. „Wow, hier ist ja richtig Platz.“ Richtig, der Innenraum hat Golf-Format, auch mit 190 Zentimetern sitzt man selbst in der zweiten Reihe bequem. Selbst wenn ein Hüne wie der "große" Karg vor einem Platz nimmt. Doch die erste Begeisterung entfährt Karg Junior beim Anfahren an der Ampel. „Das ist ja geil, man spürt den 1,5- Tonnen-Hänger überhaupt nicht!“ Das kennt der Schonstrahler selbst von seinem 7,5-Tonner nicht. Der kommt bei den Kargs vor allem für größere Aufträge zum Einsatz, denn dort findet der mehr als 800 kg wiegende Kompressor auf der Ladefläche ausreichend Platz. Doch wie die Kargs schnell feststellen: "Der passt genau auf die Ladefläche des Amarok." Kein Wunder, schließlich will VW den größten Laderaum in der Pick-Up-Klasse hierzulande bieten. Eine Euro-Palette passt, quer gestellt, auf das Hinterteil des Allradlers.

Euphorisch im Gelände
Rund um Wolfsburg wird am Mittellandkanal gebaut. Reichlich Platz, Kies und Sand. Und genügend Möglichkeiten, automobilen Unsinn zu treiben. Etwa mit dem schweren Anhänger einen Sandhügel zu erklimmen. Allrad an, Untersetzung und Differenzialsperre einlegen – los geht‘s. Die Möglichkeiten, die der zuschaltbare Allradantrieb bietet, reichen für eine Himalayaquerung. Für uns Flachlandtiroler schon längst: Der Amarok schnaubt nur einmal kurz, dann wird der Hang vernascht. Baustellen in unerschlossenen Neubaugebieten: kein Problem. Lediglich in tiefem, losem Sand müssen die Straßenreifen die weiße Fahne hissen. Da müsste der Amarok grobere Socken verpasst bekommen. Doch wir sind ja nicht auf der Rallye Paris-Dakar, sondern am Mittellandkanal. Bevor wir also die rollende Werkstatt im Sand versenken, gönnen wir dem Hänger eine Pause.
Wir koppeln den Anhänger ab. Und erklimmen Steigungen, die selbst einem Traktorfahrer Schweißperlen auf die Stirn zaubern würden. Der Bug zeigt gen Himmel, nur noch Wolken bei der Bergauffahrt zu sehen. Der Amarok brummt ein wenig, nimmt sofort Gas an und macht aus dem steilen Hügel wieder eine Gerade. Spätestens bei der Berg-ab-Fahrt erneut Juchzer: „Nimm mal die Füße von den Pedalen.“ Der elektronische Bergabfahr-Assistent übernimmt, der Amarok krabbelt ganz vorsichtig den steilen Hang herunter. Grenze der Möglichkeiten: der eigene Mut. Der Wagen hat noch reichlich Reserven.

Jagend auf Asphalt
Nach Sand und Kies der Ausflug auf normalem Asphalt. Gemächlich schnurrt der Amarok dahin, bei 140 km/h liegen gerade einmal 2500 U/min. an. Dabei begnügt sich die Maschine im Test mehrfach mit weniger als neun Litern Diesel pro 100 km. Allerdings nur mit eiserner Selbstbeherrschung: Die 400 Newtonmeter Drehmoment helfen nicht nur am Berg und im Gelände. Nur allzu begierig vernascht der Wolf alles mit Spitznamen „GTi“ und „RS“. Bis deren Asphaltcowboys realisiert haben, was sich da haushoch neben ihnen aufgebaut hat, ist der Zweitonner über alle Berge. Und auch auf der Autobahn scheint es dem Amarok diebischen Spaß zu machen, die typischen Vertreter-TDi der linken Fahrspur zu erschrecken. Während die armen Vorausfahrenden noch zweifelnd an ihrem Rückspiegel fummeln, scheint der Amarok sich zu überlegen, ob er jetzt nur lässig vorbeizieht oder einfach über Passat und Konsorten drüber rumpelt.

Fazit
Die Kargs sind sich sicher: „Der Amarok bringt das Kind im Manne zum Vorschein. Und lässt sich trotzdem mit gutem Gewissen im beruflichen Alltag nutzen.“ Perfekte Zugeigenschaften und Winter- und Geländetauglichkeit, gesitteter Spritverbrauch und eine realistische Preisgestaltung sind Pluspunkte. Nur beim Besuch von Waschstraßen ist Vorsicht geboten, denn Überbreite und offene Ladefläche können schneller zu bleibenden blechernen Eindrücken führen, als dem Rudelführer mit Autoschlüssel lieb sein kann.

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Der Test in Highheels: Der Amarok zwischen Baustelle und Boulevard gt; gt;

Die mit dem Wolf tanzt

von Kira Susann Schütze

Groß, kraftvoll, faszinierend – aber auch ein guter Tänzer? Getreu dem Motto „Erst die Arbeit und dann das Vergnügen“ muss der VW Amarok heute seine Qualitäten als Arbeitstier und als Lifestyle-Kutsche unter Beweis stellen. Wie schlägt sich der Edel-Pickup von VW beim Schuften und Shoppen?
Die Sonne scheint, optimale Bedingungen also für den Starken aus Argentinien. Der Amarok tritt heute zum Praxistest unter meiner Regie an – unter erschwerten Bedingungen: Nicht nur seine Funktionalität, sondern auch sein Glamourfaktor werden bewertet.

Aufwärmübung
Dafür muss der Amarok zuerst auf dem Land beweisen, wie ihm ein einfacher Volkstanz gelingt. In einem Neubaugebiet nehme ich seine Körperhaltung unter die Lupe. Sowohl in der Kabine, als auch auf der Ladefläche ist das Platzangebot gut. Die mit Kunststoff beschichtete Pritsche verfügt über eine abschließbare Cargobox aus demselben Material und vier Verzurrösen. Mit dieser Ausstattung hält der Amarok Passagiere und Beladung fest in seinen Armen.
Und schon hier entfaltet mein Tanzpartner seinen Zauber: Die Anwohner gehen langsam vorbei und schauen, so einen eleganten „Bauwagen“ haben sie noch nicht gesehen. Aber wir wollen ja zum Tanz. Meine Aufwärmübung besteht aus dem Beladen des Amarok. Klein und zierlich wie ich bin, habe ich mit großer Anstrengung gerechnet. Aber falsch! Auch ohne viel Kraft ist das schnell bewältigt, denn die Ladekante ist nur 78 cm hoch. Die Kunststoffbeschichtung verzeiht dabei mein unsanftes Vorgehen, aber nicht den Dreck, der sich in ihrer Struktur festsetzt. Was soll’s, später gehen wir noch unter die Dusche. Aber vorher noch eine kleine Verschnaufpause. Und ich muss sagen: Auf der Ladefläche sitzt es sich auch nicht schlecht.

Argentinisches Feuer im Blut
Auf der Autobahn bricht die Wildheit aus dem Amarok heraus und er wechselt in einen euphorischen Salsa. Damit macht er seinem Namen alle Ehre: Wahrscheinlich hatten die Macher von VW genau diesen Energieausbruch im Kopf, als sie ihn „Wolf“ tauften. Mit schnellen Schritten holt er jeden Kleinwagen ein, tänzelt geschickt um ihn herum und versprüht dabei pure Lebensfreude. Schon wenn er bedrohlich im Rückspiegel auftaucht, geben viele freiwillig die Überholspur frei, denn seine Ausmaße von über fünf Metern Länge und fast zwei Metern Breite verraten eindrucksvoll seine maskulinen Muskelpakete. Dennoch zeigt er sich als guter Tanzpartner: Sicher führt er und macht die gesamte Arbeit, sodass ich beim Überholen in einem hohem Gang bleiben kann. Was für eine Abenteuerlust!
Da jedoch keine Offroad-Strecke in Sicht ist, sondern der Verkehr immer dichter wird, muss ich den Amarok etwas zügeln und fordere ihn zum Langsamen Walzer auf. Und siehe da, mein starker Begleiter wird zum sanften Riesen. Dabei ist er aber nicht weniger zuvorkommend. Schaltfaul rollen wir dahin. Nur beim Einlegen des sechsten Ganges kommt er gelegentlich aus dem Takt, hier ist etwas Nachdruck von Nöten. Und auch die Kupplung braucht etwas Eingewöhnungszeit, schließlich wollen 167 PS im Zaum gehalten werden.

Der Verkehr stockt inzwischen, mit dem Überholen ist es jetzt endgültig vorbei. Präzise setzt der Amarok jeden Schritt und sonnt sich in Bewunderung. Im Interieur findet sich die äußere Eleganz jedoch nicht unbedingt wieder. Die Verkleidung des Basis-Amarok ist zwar einwandfrei verarbeitet und robust, aber eben nur aus Kunststoffen. Das gibt Abzüge in der B-Note. Der Amarok verrät hier auch seine Tanzschule, das Design ist typisch VW. Mein Blick gleitet über das Radio, dessen Sound unsere Tanzprobe begleitet, und bleibt an den Armaturen hängen. Trotz des Gewichtes von etwa zwei Tonnen zeigt das Kombiinstrument einen durchschnittlichen Verbrauch von unter neun Litern an.

Star der Straße
Auf den Boulevards der Innenstadt fühlt sich der weiße Riese sichtlich wohl. Stolz wie ein Hahn präsentiert er sich und mich und erntet mal wieder neidische Blicke. Ihm fehlt nur noch eine Rose im Motorhauben-Mund!
Aber findet man auch eine Parklücke vor der Boutique? Immerhin handelt es sich beim Wolf nicht um eine schlanke Ballerina. Da kann sich die Suche schon etwas hinziehen. Der strahlende Sonnenschein tut sein übriges und mir wird ganz schön heiß. Meinem Tanzspezialisten fehlt eine Klimaanlage. Dafür habe ich dank der hohen Sitzposition ganz ohne Hebefigur den nötigen Überblick über die anderen Tanzpaare, um freie Parkplätze zu entdecken. Doch mithilfe der Spiegel und einem Chachacha-Wechselschritt lässt sich ganz akzeptabel rangieren. Apropos: Hat die Wärme dem Make-up geschadet? Der Kontrollblick in den in der Sonnenblende integrierten Spiegel verrät, dass alles noch an seinem Platz ist. Für den Weg zu einer Abendveranstaltung vermisse ich an dieser Stelle jedoch eine Lampe.
Jetzt kann es endlich losgehen mit meinem Part – dem Shopping-Vergnügen. Der Auftritt des Autos ist gelungen, meiner wird jedoch eher peinlich. Das Aussteigen mit einem kurzen Rock will gelernt sein. Genau wie das Umklappen der Rücksitzbank einige Zeit später: In der getesteten Ausführung wird die Bank in einem Stück umgeklappt – ein nahezu unmögliches Unterfangen für eine einzelne Person. Hat man es aber erst soweit geschafft, verfügt der Amarok über ausreichend Stauraum für alle Einkaufstüten.

Leg die Ohren an!
Nach diesem anstrengenden Tag hat der Amarok sich sein Wellnessprogramm verdient: Es geht in die Waschanlage. Mein gewandter Partner stößt hier an seine Grenzen: Ein schneller Tango liegt ihm eher als das gezwungene Stillstehen, und er wird sichtlich nervös. Leg die Ohren an, mein Freund, und zieh deine Extremitäten ein! Sonst sind sie eventuell ab, denn einige Waschanlagen funktionieren nicht nur mit Lichtschranken, sondern auch über Wasserdruckmesser. Dann kann es schon passieren, dass die Automatik die Höhe der Ladefläche und Spiegel falsch einschätzt. Letztlich ist aller Dreck vom Vormittag abgewaschen, so können wir strahlend im gemütlichen Blues dem Sonnenuntergang entgegentanzen.

Daten im Überblick:
VW Amarok
Motor: 2,0-l-Bi-TDi mit 120 kW / 163 PS und 400 Nm
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe mit zuschaltbarem Allrad
Höchstgeschwindigkeit: 182 km/h
Verbrauch: 7,7 l/100 km (laut Werk)
CO2-Werte: 203 g/km (Euro 5)
Zuladung: bis 1147 kg (mit Heavy-Duty-Blattfedern)
Anhängerlast gebremst: bis 2800 kg
Preis: ab 26 203,80 € (inkl. MwSt.)

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