Auf einen Blick:
- Für Malermeister Jochen Renfordt steht fest: "Ich schalte meinen Facebook-Auftritt nicht ab."
- Website und Social Media-Kanäle sind für ihn wichtige Werbeplattformen. Deshalb versucht er, allen Datenschutzauflagen nachzukommen.
- Mit Humor begegnet er den Vorgaben, die sein Betrieb erfüllen muss. „Damit wird man wenigstens gehört“, glaubt er. Und schreibt dazu einen Blog- und Facebook-Beitrag.
Werbung ist ein wichtiger Baustein seiner Unternehmensstrategie, betont Jochen Renfordt. Der Malermeister aus Iserlohn akquiriert aktuell den Großteil seiner Aufträge über das Internet. Website und Social Media-Kanäle sind das Kernstück seiner aktuellen Werbestrategie.
Dem Risiko zum Trotz: Handwerker auf Online-Werbung angewiesen
Nach dem Inkrafttreten der neuen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat der Handwerksunternehmer seinem Ärger über die Datenschutzregeln in einem Blogartikel und bei Facebook Luft gemacht.
Renfordts Kritikpunkte: Die DSGVO nervt, weil sie Wirtschaftskraft vernichtet, Ressourcen verschwendet und einfach nicht sein Job sei. „Ich bin eben kein Verwaltungsfachangestellter, sondern Handwerksmeister. Ich bin kein Jurist, sondern Fachmann für die Gestaltung von Wänden und Fassaden. Ich bin kein Internetspezialist, sondern Experte für Farben“, schreibt der Malermeister.
Er wendet sich an die „Erfinder der Kontaktverhinderungsverordnung“: „Ich weigere mich, eine Rechtsabteilung und eine IT-Sicherheitsabteilung in meinem Unternehmen schaffen zu müssen, um vor drohenden Bußgeldern gefeit zu sein.“ Damit spielt er darauf an, dass der Europäische Gerichtshof Betreiber von Facebook-Seiten für die Verarbeitung personenbezogener Daten der Nutzer ihrer Seite mitverantwortlich sieht.
Abschalten will er seine Seite aber trotz der strengeren Auflagen und eines gewissen Risikos nicht. „Ich möchte mir nicht mein wichtigstes Werbemittel kaputtmachen lassen“, betont er.
"Aufregen bringt nichts"
Jochen Renfordt bringt seine Kritik mit einem Augenzwinkern rüber. Begründung: „Sich aufregen bringt nichts und kommt bei den richtigen Leuten nicht an“, sagt der Chef von 26 Mitarbeitern. Eine gewisse Dosis Humor komme besser an, meint der Unternehmer.
So schreibt er beispielsweise in seinem Beitrag, dass er seit Tagen versucht habe, seinen Facebook-Freund Mark Zuckerberg anzurufen, um ihn zu fragen, was er mit den Daten so macht. Sein Fazit: „Er ruft einfach nicht zurück!“
Ein Gesetz, das eigentlich Internetriesen und Konzerne betrifft und nun den Mittelstand verunsichert, schade auch dem Handwerk. Als Maler komme er gar nicht drum herum, seinen Mitarbeitern die Adresse und die Telefonnummer seiner Kunden mitzuteilen. Weil „meine Mitarbeiter sonst nicht den Ort finden, an dem sie tapezieren sollen“, schreibt Renfordt nüchtern. Viele Regeln rund um den Datenschutz seien im Handwerksalltag einfach nicht praktikabel.
Er wolle lieber seiner schönen Arbeit nachgehen, „nämlich die Welt meiner Kunden mit Farbe ein wenig freundlicher zu gestalten“. Und nicht versuchen, „fiesen Abmahnanwälten oder der Datenschutzbehörde aus dem Weg zu gehen“.
Widerspruch: Digitalisierung vs. Datenschutzverordnung
Als eine Farce bezeichnet Renfordt die Anforderungen an Handwerksunternehmer, sie sollen ihre Betriebe digitalisieren. Dazu fehle es in vielen Teilen des Landes an der entsprechenden Infrastruktur, beispielsweise Glasfaserkabel. „Alle sprechen von Handwerk 4.0 und nun sollen wir unsere Facebook-Seiten abschalten und nicht mehr online werben?“ Das sei ein Widerspruch in sich.
Seine Alternative zum datenschutzkonformen Internetauftritt: „Ich lasse im Moment Trommler und Rauchzeichen-Spezialisten ausbilden, um meinen kleinen Malerbetrieb in den Zeiten von Deutschland 4.0 den potenziellen Kunden vorzustellen ...“, schreibt er auf Facebook.
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