Lieferengpass wird zur Geldfalle: Weil es von der Bestellung bis zur Lieferung neuer E-Autos extrem lange dauert, werden viele Betriebe beim Umweltbonus 2023 leer ausgehen.
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Lieferengpass wird zur Geldfalle: Weil es von der Bestellung bis zur Lieferung neuer E-Autos extrem lange dauert, werden viele Betriebe beim Umweltbonus 2023 leer ausgehen.

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Energiekosten

9.000 Euro weg: Zuschuss für E-Autos gestrichen

Die Bundesregierung streicht die Förderung von Elektro-Fahrzeugen für Betriebe komplett.  Wer zahlt am Ende die Zeche?

Auf einen Blick:

  • Die einen sprechen vom Umweltbonus, andere von einer Prämie, einem Zuschuss oder von Förderung. Doch egal, wie Sie es nennen: Es geht um Geld vom Staat beim Kauf eines Elektroautos –  und davon gibt es ab 2023 deutlich weniger. 
  • Am stärksten trifft es Handwerksbetriebe und andere Unternehmen: Sie erhalten ab September 2023 überhaupt keine Zuschüsse  mehr für neue E-Autos. Damit wird die Anschaffung bis zu 9.000 Euro teurer.
  • Ein Hauptproblem: Beantragen können Autokäufer den Zuschuss nicht nach der Bestellung, sondern erst nach der Zulassung. Daran will das Bundeswirtschaftsministerium weiterhin festhalten.

 „Die Lage ist dramatisch“

Unkalkulierbare Lieferfristen und drastisch sinkende Zuschüsse: Die Bestellung eines neuen E-Autos gleicht derzeit einem Glücksspiel: Niemand weiß, was am Ende dabei herauskommt. „Die Lage ist dramatisch“, sagt Marion Zander, Chefin der Autohaus Hopp GmbH im niedersächsischen Steyerberg. Viele ihrer Kunden wollen dringend auf ein E-Auto umsteigen. Doch die Liefertermine der Hersteller verschieben sich immer weiter nach hinten, während die Preise immer weiter steigen. „Wir bekommen jede zweite Woche neue Preislisten, da sich die produzierbaren Modelle und deren Ausstattungen ständig ändern“, sagt Zander. Und nun hat die Bundesregierung noch die Kürzung des Umweltbonus für Elektro-Fahrzeuge ab dem kommenden Jahr angekündigt. Außer für Gewerbekunden – für sie soll es ab September 2023 überhaupt keine Zuschüsse mehr geben.

„Die Lage ist dramatisch“, berichtet Monika Zander: Die Kunden wollen E-Autos und die Prämie. Doch zusagen kann die Chefin eines Autohauses derzeit beides nicht.
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„Die Lage ist dramatisch“, berichtet Monika Zander: Die Kunden wollen E-Autos und die Prämie. Doch zusagen kann die Chefin eines Autohauses derzeit beides nicht.

Zander berichtet von einem Geschäftskunden, der mit etwas Glück zumindest noch den deutlich reduzierten Umweltbonus bekommen wird. „Geplant war die Lieferung für Juli 2022, bestellt hat der Kunde das Auto im Juni 2021“, sagt die Unternehmerin. Gerade habe sie ihn über den neuen voraussichtlichen Liefertermin für seinen Firmenwagen informiert: Mai 2023.

Noch schlimmer sei die Lage für Geschäftskunden, die jetzt einen Neuwagen bestellen wollen. Zander: „Die Kunden wollen natürlich die Prämie und wir können ihnen oft nicht sagen, ob das zeitlich klappt. Diese Situation ist extrem belastend und sehr frustrierend.“

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Was ändert sich beim Umweltbonus ab 2023?

Noch bis Ende 2022 gibt es je nach Fahrzeugtyp eine Kaufprämie zwischen 5.625 und 9000 Euro für jeden zugelassenen Neuwagen. Zwei Drittel zahlt der Staat, ein Drittel die Hersteller. Diese Beträge will die Regierung 2023 und 2024 deutlich senken:

  • Zuschüsse gibt es nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) nur noch für batterie- und brennstoffzellenbetriebe Fahrzeuge. Plug-In-Hybridfahrzeuge fallen aus der Förderung heraus.
  • Ab 1. Januar 2023 gibt es 4.500 Euro für Fahrzeuge mit einem Netto-Listenpreis bis 40.000 Euro. 3.000 Euro sind es für Fahrzeuge mit einem Listenpreis bis 65.000 Euro. Für teurere Autos entfällt die Förderung.
  • Ab 1. September 2023 entfällt der Umweltbonus für Unternehmen.
  • Ab 1. Januar 2024 gibt es den Zuschuss nur noch für Fahrzeuge mit einem Listepreis bis maximal 45.000 Euro. Er beträgt dann noch 3.000 Euro.
  • Steigen könnte der Zuschuss, wenn ihn die Hersteller wie bisher um 50 Prozent erhöhen: auf 4.500 bis 6.750 Euro in 2023 und auf 4.500 Euro in 2024. Über den Hersteller-Zuschuss befindet sich das BMWK nach eigenen Angaben „im Austausch“ mit der Autoindustrie.

Der Förderstopp trifft das gesamte Handwerk: Die Streichung des Umweltbonus drohe „die Mobilität der Handwerksbetriebe gerade in den Innenstädten jäh auszubremsen“, warnt Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH).

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Kritik an bürokratischer Hürde

Hauptgrund für die Sorgen des Handwerks und seiner Kfz-Betriebe: Den Förderantrag für den Umweltbonus können Autokäufer erst nach der Zulassung stellen. Ein Ausweg wäre die Bewilligung nach dem Bestelldatum, wie es der Zentralverband deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) fordert. Das lehne das BMWK jedoch wegen des höheren Verwaltungsaufwands ab, berichtet ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn.

„Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Antragssteller und auch für das gesamte Kfz-Gewerbe“, so Peckruhn. „Die Arbeitserleichterung für Behörden darf nicht auf Kosten der Bürger und Unternehmen erfolgen.“

Werden Handwerksleistungen noch teurer?

Die „Wut und Enttäuschung“ der Kunden würden nun die Autohäuser massiv zu spüren bekommen, sagt Peckruhn. Die Zeche würden am Ende jedoch die Handwerkskunden oder die Umwelt zahlen, warnt der Kfz-Meister aus Sangerhausen: „Wenn sich die Anschaffung eines E-Fahrzeuges demnächst um bis zu 9.000 Euro verteuert, droht die weitere Verteuerung von Handwerksleistungen. Oder die Betriebe greifen wieder auf reine Verbrennerfahrzeuge zurück.“

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