Auf einen Blick:
- Die Kündigung eines wichtigen Mitarbeiters verärgert Sie. Aber lassen Sie sich nicht von Emotionen leiten.
- In den allermeisten Fällen kündigt der Kollege nicht, um Sie zu ärgern, sondern aus ganz anderen Gründen.
- Suchen Sie ein sachliches Gespräch, um die Kündigungsgründe zu erfahren und daraus lernen zu können.
- Halten Sie die Tür für eine Rückkehr offen, denn vielleicht ist im neuen Job auch nicht alles Gold, was glänzt.
Es ist mehr als ärgerlich: Ein wichtiger Mitarbeiter reicht seine Kündigung ein. Sie müssen jetzt Arbeit und Zeit investieren, um die erfahrene Fachkraft zu ersetzen. Kein Wunder also, wenn Sie am liebsten aus der Haut fahren würden. Doch lassen Sie sich nicht von Ihren Emotionen leiten. Handwerkscoach Andrea Eigel erklärt, warum Mitarbeiter kündigen und warum Sie diese Entscheidung besser nicht zu persönlich nehmen.
Reagieren Sie besonnen auf eine Kündigung.
Wenn Mitarbeiter ihren Betrieb verlassen wollen, fühlen sich Handwerksunternehmer schnell persönlich verletzt: „Gerade, wenn der Kollege in die Industrie wechselt, empfinden das manche Chefs im Handwerk als eine Art Verrat – und reagieren entsprechend“, sagt Andrea Eigel.
Allerdings sollten Sie besser Ihre Emotionen im Griff behalten. Denn Gründe für die Kündigung Ihres Mitarbeiters kann es viele geben. Und wahrscheinlich hat keiner davon mit persönlichem Verrat an Ihnen zu tun.
Darum kündigen Mitarbeiter
„Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum Mitarbeiter einen Betrieb verlassen“, sagt Beraterin Andrea Eigel. „Sie müssen nicht zwingend etwas mit dem Chef zu tun haben.“
Vor allem jüngere Mitarbeiter binden sich nach Eigels Erfahrung nicht mehr so fest an einen Betrieb, wie dies früher der Fall gewesen ist. „Außerdem wollen gerade Jüngere, die vielleicht schon als Azubi im Betrieb gestartet sind, sich auch einmal woanders ausprobieren“, so Eigel.
Weitere häufige Gründe sind ihrer Erfahrung nach:
- Der Mitarbeiter erlebt nicht genügend Wertschätzung.
- Es gibt Probleme mit der Führungskraft oder im Team.
- Der Mitarbeiter sucht eine neue Perspektive, will vielleicht noch studieren.
- Der neue Betrieb bietet andere Aufgaben.
- Woanders verdient Ihr Mitarbeiter mehr Geld.
- Der neue Job liegt dichter am Wohnort des Mitarbeiters.
- Aus familiären Gründen zieht der Mitarbeiter um.
Brauche ich ein Exit-Gespräch?
Seit einiger Zeit ist viel von „Exit-Gesprächen“ die Rede, wenn es um Kündigungen von Mitarbeitern geht. Doch was ist das? „Im klassische Exit-Gespräch in größeren Unternehmen spricht der Mitarbeiter nicht mit der direkten Führungskraft, sondern mit der Personalabteilung oder einem anderen Vorgesetzten“, erläutert Coach Andrea Eigel. Ziel sei, durch möglichst viele standardisierte Gespräche Kündigungsgründe zu identifizieren. „Für den klassischen Handwerksbetrieb eignet sich dieses Instrument also eher nicht“, so Eigel.
Trotzdem rät die Expertin dazu, das Gespräch zu suchen. „Es kann wichtig sein, die Gründe für die Kündigung zu erfahren.“ Denn nur, wer die wahren Wechselgründe kennt, kann etwas dagegen tun. Also fragen Sie ganz konkret: „Gibt es etwas, dass Du mir mit auf den Weg geben möchtest? Was hätte Dir weitergeholfen? Gibt es etwas Grundsätzliches im Unternehmen, das wir verbessern sollten?“
Aber Achtung: Solche Gespräche sollten erst geführt werden, wenn der Mitarbeiter keinerlei negative Konsequenzen mehr befürchten muss. Alle Formalitäten inklusive Arbeitszeugnis sollten also vorher erledigt sein.
Halten Sie die Tür für eine Rückkehr offen
Ihr Mitarbeiter geht, weil er neue Erfahrungen sucht oder der Liebe wegen in eine andere Stadt zieht? „Halten Sie die Tür für eine mögliche Rückkehr unbedingt offen“, rät Andrea Eigel. „Seien Sie sich darüber im Klaren, dass sich im Leben des Mitarbeiters noch vieles ändern kann.“
Vielleicht ist das Studium doch nicht das Richtige, vielleicht platzt die große Liebe oder im neuen Betrieb ist auch nicht alles Gold, was glänzt? „Dann ist es gut, wenn sich Ihr Ex-Mitarbeiter positiv an den alten Betrieb erinnert und nicht zu stolz ist, um sich wieder bei Ihnen zu melden“, so Eigel.
Sie rät Handwerksunternehmern, dem Mitarbeiter ausdrücklich zu sagen, dass er sich jederzeit wieder melden kann, falls sich der neu eingeschlagene Weg als Enttäuschung erweist. „Und selbst, wenn dieser Mitarbeiter nicht zurückkehrt, bleibt er doch ein wichtiger Multiplikator für Ihren Betrieb.“
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