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Eine Perle im Handwerk

Eine Perle im Handwerk

Ob Kraftfahrzeug-Mechanik oder Wandmalerei – Frauen im Handwerk sind gefragt. Das beweist die Erfolgsstory einer Handwerkerinnenagentur.

Ob Kraftfahrzeug-Mechanik

oder Wandmalerei #8211; Frauen

im Handwerk sind gefragt.

Das beweist die Erfolgsstory

einer Handwerkerinnenagentur.

Unaufhörlich klingelt das Telefon in dem kleinen Büro an der Gaußstraße in Hamburg. Das Faxgerät läuft rund um die Uhr und ein großer Poststapel türmt sich auf dem Bürotisch. #8222;Handwerkerinnen-Agentur ,Perle #8217;, was kann ich für Sie tun?", fragt Astrid Bah den Anrufer. #8222;Sie brauchen ab Dezember eine Bodenlegerin? Lassen sie mich schnell nachschauen, ob das möglich ist", spricht Annette Albinus in den anderen Telefonhörer. Mit der #8222;Perle" haben sich die beiden Frauen vor fast zwei Jahren eine neue Existenz aufgebaut und vielen anderen Frauen die Chance gegeben, sich in der Handwerksbranche zu etablieren.

Die Handwerkerinnen-Agentur ist die erste und bisher einzige in Deutschland. Von der Bau- und Möbeltischlerin über die Heizungsbauerin und Klempnerin bis hin zur

Wand- und Möbelmalerin #8211; diese breite Dienstleistungspalette bietet die #8222;Perle". Anfragen aus Hamburg,

Bremen und Gütersloh beweisen: Der Bedarf an Frauen im

Handwerk ist da. Die Idee, eine Handwerkerinnen-Agentur zu gründen, hatten die zwei gelernten Tischlerinnen vor rund vier Jahren. Astrid Bah und Annette Albinus bemerkten nach ihrem Erziehungsurlaub, dass es im Handwerk zu wenige Strukturen für Frauen mit Kindern gab.

,Frauen nehmen wir nicht #8217;, sei die häufige Reaktionen in den Betrieben gewesen, erzählt Albinus. #8222;Wenn es dann noch um Teilzeitarbeit ging, war die Chance gleich Null." Was man den beiden Hamburgerinnen anbot, waren Arbeiten auf Abruf. #8222;Doch das ist nur schlecht machbar mit Kind", berichtet Bah. #8222;Uns ging es mit der ,Perle #8217; darum, Frauen in handwerklichen Berufen zu stärken, zu unterstützen und mit Aufträgen zu versorgen", betont Albinus. #8222;Wir wollten zeigen, dass es viele Frauen in handwerklichen Berufen gibt."

Kooperationsverträge mit 50 Betrieben

Mit ihrer Arbeit startete die #8222;Perle" im Dezember 1999. #8222;Ich kann mich noch an unseren ersten Auftrag erinnern", sagt Albinus und lächelt. #8222;Es war eine Reparatur. Die Provision betrug 7,50 Mark." Mittlerweile haben 50 Betriebe einen Kooperationsvertrag mit der Agentur abgeschlossen. In ihrer Kartei befinden sich 34 Gewerke. Dazu gehören Partner vom Ein-Frau-Betrieb bis hin zu kleineren Unternehmen.

Zehn Aufträge erhält die #8222;Perle" im Durchschnitt pro Tag. Von der kleinen Reparatur bis zum kompletten Hausaus- und umbau ist alles dabei. #8222;Wir sprechen die gewünschte Leistung am Telefon genau ab", erklärt Bah. #8222;So wissen wir, an welche Agenturpartnerin der Auftrag weitergeleitet werden kann." Auch stehen Präsentationsmappen ihrer Kooperationsbetriebe zur Verfügung. So kann sich der Kunde auf Wunsch über den entsprechenden Handwerksbetrieb informieren. Die Partnerinnen der Agentur bekommen die Arbeiten vermittelt, die sie nach ihrer Gewerbeanmeldung ausführen dürfen. Doch besonders in drei Berufen fehlt es der #8222;Perle" immer noch an Mitarbeiterinnen: #8222;Elektrikermeisterinnen, Fliesenlegerinnen und Handwerkerinnen im Trockenbau suchen wir noch dringend", berichtet Albinus.

#8222;Ohne die ,Perle #8217; hätte ich für unser Unternehmen viel mehr Werbung machen müssen", sagt Petra Rockhoff, Bodenlegerin aus Norderstedt. Die 34-Jährige führt seit 1993 gemeinsam mit ihrem Mann ein eigenes Unternehmen. #8222;Auf einer Haus- und Gartenmesse lernte ich die Agentur kennen", erzählt die Handwerkerin. #8222;Bah und Albinus #8217; Konzept klang spannend, und so entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit." Seit April arbeitet die Bodenlegerin für die Handwerkerinnen-Agentur #8211; mit großem Erfolg. Viele Aufträge hat sie in der Zwischenzeit durch die #8222;Perle" bekommen: Büroräume und auch komplett verlegte Wohnungen gehören dazu. #8222;Die Agentur hat mein vollstes Vertrauen."

Genug Zeit für die Kinder

Alle Kontakte, die die ,Perle #8217; bisher für die Handwerkerin hergestellt hat, hätten sich in konkreten Aufträgen niedergeschlagen, sagt Rockhoff. Auch die gut funktionierende Kommunikation zwischen den Handwerkerinnen weiß die Bodenlegerin zu schätzen. Besonders auf Baustellen, auf denen unterschiedliche Gewerke arbeiten, seien Absprachen sehr wichtig, betont Rockhoff. #8222;So entstehen aber auch persönliche Kontakte unter den Frauen". Vor allem der Stammtisch und die von der Agentur #8222;Perle" organisierten Weiterbildungen würden die Handwerkerinnen zusammenschweißen. #8222;Die Agentur hat mir Mut zum Weitermachen gegeben."

Auch Glasermeisterin Christina Scholze ist es sehr wichtig, Mitglied bei der #8222;Perle" zu sein. #8222;Die Agentur zeigt, das es ganz normal ist, als Frau im Handwerk präsent zu sein." Auch die Gespräche der Handwerkerinnen untereinander seien für sie sehr wertvoll #8211; beruflich wie auch privat. Seit eineinhalb Jahren arbeitet Scholze bereits für die Handwerkerinnen-Agentur. #8222;Ich bin damals von Astrid und Annette zwecks einer Zusammenarbeit angesprochen wurden", berichtet die nach eigenen Angaben einzige selbstständige Glasermeisterin in und um Hamburg. #8222;Die Idee und der Teamgeist der beiden Frauen haben mich schnell überzeugt." Bereut hat sie es bis heute nicht. Im Gegenteil: #8222;Die Arbeit macht Spaß, für die Kinder bleibt trotzdem genug Zeit und die Kunden sind freundlich und zufrieden."

Jeder vierte Auftraggeber ist ein Mann

Denn besonders wichtig ist den zwei Agenturleiterinnen: #8222;Garantierte, qualifizierte Facharbeit, genau auf die Wünsche der Kunden zugeschnitten". Erhält die Agentur einen Auftrag, muss der Anrufer nicht lange warten. Innerhalb von 24 Stunden werden die Kunden von einer entsprechenden Handwerkerin zurückgerufen und ein Termin vereinbart. #8222;Pünkliches Erscheinen, termingerechtes Arbeiten und sauberes Hinterlassen der Arbeitsstelle haben für uns oberste Priorität", sagt Albinus.

Ganz besonders viel Wert legt die Agentur auf die Nachbetreuung. Telefonisch wird beim Kunden nachgefragt, ob alles zu seiner Zufriedenheit erledigt wurde. #8222;Doch oft bedarf es erst gar nicht einer Nachfrage", erzählt Albinus. #8222;Die Kunden rufen meist vor uns an, um sich für die gute Arbeit zu bedanken."

Dieser gute Service hat auch zur Zunahme und zu Veränderungen des Kundenkreises geführt. Waren es anfangs nur Kundinnen, die eine Handwerkerin suchten, sind es mittlerweile auch viele Kunden geworden. Nach Angaben Bahs ist fast jeder vierte Auftraggeber ein Mann.

Für ihre Idee und die gute Umsetzung der Agenturarbeit erhielten die zwei Handwerkerinnen auf der Hamburger Frauenmesse #8222;herbizz" im vergangenen Jahr eine Auszeichnung.

Nicht zuletzt hat der Erfolg der beiden Frauen sie auch neue Pläne schmieden lassen. #8222;Wir stehen momentan mit vielen Frauen in anderen Bundesländern in Kontakt, die in ihrer Region eine ähnliche Agentur aufbauen wollen", berichtet Bah. #8222;Wir möchten ihnen intensiv bei der Förderung und Vernetzung von Handwerkerinnen helfen." Das Ziel wird bald bundesweit in Erfüllung gehen. Für die beiden Hamburger Agenturgründerinnen bleibt der kleine private Wunsch #8222;...irgendwann einmal einen eigenen Laden, in denen sich die Gewerke präsentieren können, samt Büro für die Handwerkerinnen-Agentur zu haben".

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