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Foto: handwerk.com

Extreme Vorwürfe

Eine Staatsanwaltschaft ist erwacht!

In das Thema Gewerbeauskunft-Zentrale kommt Bewegung: Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf geht dem „Anfangsverdacht wegen Betrugs“ nach.

Dass die Staatsanwaltschaft Düsseldorf dem „Hintermann“ der GWE-Wirtschaftsinformations GmbH einen Besuch abgestattet hat, berichtet Spiegel Online. Die Ermittler seien aber nicht nur in den Büroräumen von Thomas K. in Frechen (nahe Köln) mit einem Durchsuchungsbefehl aufgeschlagen. 100 Fahnder sollen „Büros, Kanzleien und Wohnungen im Rheinland“ gefilzt haben.

Ein interessanter Aspekt der Aktion: Endlich einmal werden Zahlen genannt. Beobachter fragen sich schon lange, wie erfolgreich eines der GWE-Geschäftsmodelle ist. Wie viel Geld wird mit Gewerbeauskunft-zentrale.de umgesetzt?

Ein zweistelliger Millionenbetrag ist im Gespräch – lesen Sie Seite 2.

100.000 Schreiben verschickt

Der Verdacht, dem die Staatsanwaltschaft Düsseldorf nachgeht, ist krass. Mehr als 100.000 der GWE-Schreiben seien verschickt worden. Die Staatsanwaltschaft geht "von einem mutmaßlichen Schaden im zweistelligen Millionenbereich aus", sagt Oberstaatsanwalt Ralf Möllmann auf Nachfrage von handwerk.com.

Über das Geschäftsmodell hat handwerk.com diverse Male berichtet. Spiegel Online fasst die GWE-Taktik jetzt so zusammen: „Simpel und funktioniert ganz analog per Brief oder Fax.“ Die „Trickser“ verschicken „wahllos […] amtlich wirkende Formulare an Unternehmen“. Getäuscht vom „grauen Amtspapier“ würden vor allem Selbstständige die Formulare ausfüllen und unterschreiben. Die „böse Überraschung“ folgt: Rechnungen zwischen 500 und 600 Euro.

Danach hagele es Mahnungen, Inkasso-Schreiben, es werde mit dem Gerichtsvollzieher gedroht. „Derart zermürbt oder eingeschüchtert überweisen die Opfer dann oft jeweils hunderte Euro.“ Auf diese Weise, vermutet spiegel-online.de, könnten die GWE-Geschäftsleute in vier Jahren 30 Millionen Euro eingetrieben haben.

Nächste Seite: Die unglaublichen Zahlen des Adressbuchschwindels – es geht noch krasser.

Maximale Umsätze, minimaler Aufwand

Der Deutsche Schutzverband gegen Wirtschaftskriminalität (DSW) überprüft regelmäßig seine Schadenseinschätzung für den Bereich der – um es mal vorsichtig auszudrücken – auffälligen Online-Branchenverzeichnisse. Die Parameter: Zahl der Anbieter, Zahl der Einträge, Gestaltung der Seiten, die Kosten im Kleingedruckten. DSW-Geschäftsführer Peter Solf: „Mittlerweile gehen wir von 728 Millionen Euro aus.“

Dabei sei der Aufwand, mit dem sich das Geschäftsmodell umsetzen lasse, erstaunlich gering, schreibt spiegel-online.de: „Eine Portokasse, Drucker und die von einschlägigen Anwälten unterschriebenen Zahlungsaufforderungen reichen im Grunde aus.“ Und speziell im Fall GWE sei eine Rechtsprechung hilfreich, die „nicht immer eindeutig“ ist: „So gibt es Gerichte, die insbesondere das von der GWE aktuell verwendete Formular für zulässig erachten.“

Aktuell ermittele die Abteilung für Wirtschaftskriminalität der Staatsanwaltschaft Düsseldorf wegen gewerbsmäßigen Betrugs. Die Abteilung befasse sich normalerweise mit größeren Verfahren. Aber „rund 4500 Anzeigen“ hätten auch die Top-Fahnder nicht mehr ignorieren können.

Eine handwerk.com-Presseanfrage zu den Vorwürfen hat die GWE-Wirtschaftsinformations GmbH bis zum Redaktionsschluss nicht beantwortet.


(sfk)

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