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In der Praxis

Elektromobilität - was geht 2012 wirklich?

Elektromobilität ist in aller Munde. Schaut man allerdings auf die Straßen, bleiben Elektro-Autos und vor allem -Lieferwagen die große Ausnahme. Dabei funktioniert die leise Antriebstechnik wirklich!

„Wir haben unseren Elektrolieferwagen seit gut zweieinhalb Jahren täglich im Einsatz.“ Benno Tamsen war als einer der Ersten im Bremer Umland mit einem Elektroauto unterwegs, einem EcoCarrier. „Nachdem ich darüber einen Bericht in der Zeitung Norddeutschen Handwerk gelesen habe, hat mich das Thema gar nicht mehr losgelassen“, erinnert sich der Zimmer- und Dachdeckermeister.

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Keinen Hehl macht der Chef von 18 Mitarbeitern daraus, dass die Liebe zum Elektromobil nach der ersten Freude über das wenig später auf dem Hof stehende Fahrzeug erst wachsen musste. „Denn wir hatten gerade in der Anfangszeit auch Probleme“, stellt der Unternehmer klar. Vor allem was die Akzeptanz des Elektrowagens bei den Mitarbeitern anging. Der EcoCarrier schalte in den Kriechgang, wenn die Batteriespannung unter 30 Prozent fällt. „Dann fährt der Wagen nur noch mit 30 Stundenkilometern“, berichtet Tamsen. Das helfe zwar zurück auf den Hof, sei aber auf der Landstraße nicht ohne. Außerdem befürchteten mehrere Kollegen, dass am „Neuen“ schon was kaputt ist. „Wir mussten alle erst lernen mit dem Elektrowagen zu fahren.“ Da auch noch ein paar technische Kinderkrankheiten hinzukamen, habe das unter dem Strich fast ein Dreivierteljahr gedauert.

Seitdem läuft der Wagen ganz regulär im Fuhrpark des Zimmereibetriebes mit. „Was mich selbst immer wieder überrascht: Bei den meisten ,tanken‘ wir kostenlos.“ Tamsen schreibt Kunden, die mit dem EcoCarrier angesteuert werden, regelmäßig an und bittet um einen freien Steckdosenplatz – „selbstverständlich biete ich auch an, den Strom zu vergüten. Doch die meisten wollen das gar nicht. Viel öfter fragen unsere Kunden nach Probefahrten oder sprechen mit uns über unsere Erfahrungen mit dem Elektroauto. Wenn ich allein bei Google sehe, wie viel positive Berichterstattung über uns durch den Wagen ausgelöst wurde, hat sich das Auto schon doppelt bezahlt gemacht.“

Obgleich viel für die Elektromobilität spricht, führt sie auf den Straßen ein Schattendasein. „Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 2500 Elektroautos verkauft. Und davon gerade mal 200 an Privatpersonen“, weiß Beres Seelbach, einer der drei Geschäftsführer von „Lautlos durch Deutschland“. Das Unternehmen hat sich bundesweit auf den Vertrieb von tatsächlich bereits verfügbarer Elektromobilität spezialisiert. Dass es am Hauptsitz an der Wilhelmstraße in Berlin trotz dieser fast homöopathisch zu nennenden Verkaufszahlen – zum Vergleich: 2011 wurden in Deutschland über eine Million Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verkauft – selten ruhig zugeht, liegt vor allem an den Elektrofahrrädern. „Bei den Pedelecs ist Deutschland in Europa führend“, sagt Seelbach. Was alle Händler freue: Die Kunden kaufen lieber qualitativ hochwertige Produkte.

Warum die Reichweitendiskussion eigentlich kein Hemmschuh ist, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Pionierarbeit

Als Pionier der Elektromobilität sieht sich das Autohaus Hermann in Northeim. „Das Interesse unserer Kunden ist groß, seitdem wir unsere Elektrotankstelle eingerichtet und Fahrzeuge von Renault, Peugeot und Nissan im Angebot haben“, sagt Michael Zimbal. Dass die Elektromobilität in Deutschland bisher nur in kleinen Nischen rangiert, hat nach Einschätzung des Geschäftsführers vor allem zwei Gründe: „Wir haben zum einen das große Problem, dass die großen heimischen Hersteller die Entwicklung bisher weitgehend verschlafen haben.“ Zum anderen fehlten hierzulande die staatlichen Anreize. „In anderen Ländern Europas wird Elektromobilität mit bis zu 6500 Euro gefördert. Hier entfällt gerade mal die Kfz-Steuer für die ersten fünf Jahre“, weiß Zimbal.

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Die Diskussion um die vermeintlich zu geringe Reichweite kann der Fachmann nicht nachvollziehen. Er verweist auf Statistiken, nach denen mehr als 80 Prozent aller täglichen Autofahrten unter 50 Kilometer lang sind. „Und das decken die Fahrzeuge locker ab. Und sollte es tatsächlich unterwegs mal knapp werden: Bei Renault gehört ein kostenloser Abschleppservice zum Angebot dazu – egal wie oft unsere Kunden den in Anspruch nehmen.“

Was Zimbal selbst am meisten an der Elektromobilität fasziniert: „Fahren Sie hier bei uns auf dem platten Land mal mit einem Elektroauto und öffnen Sie das Fenster. Die Autos sind so leise, dass Sie die Vögel zwitschern hören. Da wird man selbst beim Fahren automatisch ruhiger.

(ha)

Weitere Informationen zum Thema Elektromobilität finden Sie auf folgenden Seiten:

www.lautlos-durch-deutschland.de

/www.autohaus-hermann.de/

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