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Energieberatung für Werkstatt und Hallen lohnt sich

Energieeffiziente Planung für den Betrieb

Steht die Anschaffung einer neuen Mehrzweckhalle oder Werkstatt an, verschenken viele Handwerksbetriebe tausende Euro und können dann nicht mehr zurück. Schuld ist die fehlende Planung.

Mit einem maßgeschneiderten Energiekonzept kann eine neue Betriebshalle langfristig die Kosten senken – häufig ohne Mehrausgaben im Bau.

Nur wenn Wärmetechnik, Dämmung und Lüftung genau auf die Bedürfnisse des Betriebs zugeschnitten sind, kann er langfristig Geld sparen, weiß Dr. Frank-Peter Ahlers, Energie- und Betriebsberater bei der Handwerkskammer Hannover.

„Wenn ich einen Bauherrn berate, muss er genau beschreiben, welche Wärme und Kälte der Betrieb wann und wo, flächendeckend oder punktuell benötigt. Das Gespräch ist erst vorbei, wenn der Bauherr haargenau weiß, was er braucht und was nicht“, sagt Ahlers.

Nur so lasse sich das Optimum zwischen den einmaligen Investitionskosten und den langfristigen Betriebskosten erreichen.

Die Planungsphase entscheidet über die Kosten der nächsten 20 Jahre
Beim Neubau trifft man eine Entscheidung über die Betriebskosten der nächsten 20 Jahre. „Nur in der Planungsphase hat man die Chance, die Kosten unten festzuschrauben – oder aber mit den Energiepreisen nach oben schnellen zu lassen“, betont Ahlers.

Er empfiehlt daher, die Gebäude mit einer besseren Energiebilanz auszustatten, als die gesetzliche Energieeinsparverordnung ENEV verlangt. Die Mehrkosten können sich schnell amortisieren – wenn überhaupt welche entstehen.

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Zusatzkosten vermeiden


Die Firma Hettich, Hersteller von Möbelbeschlägen aus Kirchlengern, hat diese Mehrkosten vermieden. Das Unternehmen sagt selbstbewusst: Gebäude, die lediglich rechtskonform zur ENEV geplant werden, entwickeln sich zur finanziellen Altlast für den Bauherrn. Die neuen Fertigungshallen und Büros der Gruppe unterschreiten die ENEV-Vorgaben um bis zu 73 Prozent.

Zu geringem Investitionsaufwand: Bei der energieeffizienten Fertigungshalle C2 betrugen die Bauwerks-Kosten pro Quadratmeter etwa 700 Euro. „Bei konventioneller Bauweise hätte der Durchschnittspreis für die gleiche Halle bei 900 bis 1200 Euro gelegen – mit einer deutlich schlechteren Primärenergiebilanz“, erläutert Sven Oßenbrink, Leiter Facility Management bei Hettich.

Die gut 12 500 Quadratmeter große Halle besteht aus einer hochwärmegedämmten Holzleichtbaukonstruktion für die Dach und Wandbauteile. Die Heizenergie der Halle C2 kommt vollständig aus der Prozesswärme der Maschinen – eine zusätzliche Heizung entfällt.

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Nutzungsart und Gebäudetyp sind entscheidend!

„Bei vielen Betrieben strahlen die Produktionsanlagen so viel Wärme ab, dass häufig nicht mehr viel für die Beheizung nötig ist. Eine Kombination aus einer guten Dämmung, einem Lüftungssystem und einer kleinen Strahlungsheizung genügen da schnell“, sagt Energieexperte Ahlers.

Ein ganz anderes System bräuchten beispielsweise Kfz-Werkstätten. Wenn die Fahrzeuge im Winter mit einer Temperatur von minus zehn Grad in die Halle kommen, sei es eher sinnvoll, gezielt die einzelnen Arbeitsplätze mit Wärme zu versorgen, anstatt zentral die Luft der gesamten Halle aufzuwärmen.

Welches Energiekonzept das richtige für ein Unternehmen ist, entscheiden Faktoren wie Nutzungsart und Gebäudetyp, sagt Ulrich Goedecke, Energieberater für Unternehmen bei der Energieagentur NRW. Ein Standardkonzept zum optimalen Neubau gebe es daher nicht.

„Die wichtigste Frage, die sich der Bauherr stellen muss, ist: Was muss ich tun, um das Optimum zwischen einmaligen Investitionen und jährlichen Betriebskosten zu finden?“, sagt Goedecke.

Energieberatung nutzen!
Als ersten Schritt empfiehlt er, die Energieberatung Mittelstand, eine Initiative der staatlichen Förderbank KfW im Auftrag der Bundesregierung, in Anspruch zu nehmen.

Die energetische Erstberatung wird zu 80 Prozent staatlich gefördert, die Detailberatung noch zu 60 Prozent. Der richtige Berater lässt sich unter beraterboerse.kfw.de finden.

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Investitionskosten und Vorschriften im Blick


David Wienecke ist Energieberater vom Unternehmen Wienecke, Hillebrecht amp; Partner aus Wolfenbüttel. „Wenn ein Unternehmen unsere Beratung anfordert, fahren wir zunächst hin und lassen uns das Projekt beschreiben. Auf dieser Basis geben wir dann ein Angebot ab.“

Wieneckes Erfahrung: Meist achten die Kunden stark auf ihre Investitionskosten und versuchen, nur nach Vorschrift der Energieeinsparverordnung zu bauen.

Das macht nach seiner Sicht auch Sinn: „Ab einer gewissen Grenze nimmt der Energiespareffekt gegenüber den Investitionskosten stark ab. Übermäßige Investitionen in die Wärmedämmung amortisieren sich zum Beispiel relativ schlecht.“

Besser sehe die Amortisation bei der Anlagentechnik wie Heizung, Lüftung und Beleuchtung aus. „Häufig hängt die Wahl auch vom Unternehmer ab. Wer lieber eine Heizung will, um die er sich nicht weiter sorgen muss, wird auf Öl oder Gas zurückgreifen. Geld sparen lässt sich mit einer Pelletheizung, die muss aber häufiger gewartet werden“, sagt Wienecke.

Gegenüber anderen Holzfeuerungen sind Pelletkessel eine sehr unproblematische Alternative, erläutert Ulrich Goedecke von der Energieagentur NRW. Sie eignen sich vor allem auch für Unternehmen mit beschränkten Lagerungsmöglichkeiten: Die kleinen Presslinge aus Sägespänen haben mit nur zehn Prozent Wasseranteil die höchste Energiedichte, sparen deswegen Platz und sind unkompliziert in der Handhabung. Der Ofen ist allerdings nur ein Glied in der Energieeffizienzkette, stellt Goedecke abschließend klar.

Einen interaktiven Eindruck über die Einsparmöglichkeiten im Neu- und Bestandsbau vermittelt das virtuelle Unternehmen der Energieagentur NRW unter www.energie-im-unternehmen.de.

(deg)


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