Benzin oder Erdgas der Fiat Doblò Natural Power mag beides. Verträgt das Handwerk diesen Antrieb? Ein Test.
Von Manfred Fischer
Feuer und Flamme ist er nicht gerade.Über Erdgasautos habe ich mir bis jetzt keine Gedanken gemacht, sagt Lutz Kiel (48).Und der rote Italiener scheint ihm anfangs nicht ganz geheuer. Jedenfalls wirft der Radio- und Fernsehtechnikermeister sicherheitshalber erst mal einen Blick in die Preisliste. Das Auto kostet ja 1500 Euro mehr als das Dieselmodell, moniert er und klappt sie wieder zu. Diese Zahlen dagegen gefallen ihm: 80 Cent für das Kilogramm Erdgas, sechs bis acht Kilogramm Verbrauch auf 100 Kilometer, unter dem Strich 30 Prozent weniger Kraftstoffkosten als mit Diesel. Das muss ich für meinen Betrieb genau durchrechnen, sinniert er.
Wie aus der Pistole geschossen kommt die Antwort auf die Frage nach der nächsten Erdgastankstelle. Gleich hier in Garbsen. Ein halbes Dutzend gibt es wenige Kilometer weiter in Hannover. Kiel hat alle seine Kunden in der Gegend, Durststrecken bräuchte er also nicht befürchten. Den 30-Liter-Benzintank des Doblò müsste er nur beim Anlassen anzapfen das verlangt die Technik. Sonst herrscht freie Wahl. Eine Versuchung: Mit Benzin leistet der Motor elf PS mehr. Der Tribut: Neun bis zwölf Liter gönnt er sich in dem Fall.
Brennend interessiert den Handwerker natürlich der Laderaum. So ein Hochdach könnten wir für die Satellitenschüsseln gut gebrauchen, lobt er das Testauto. Wie ihm überhaupt die fast vier Kubikmeter Ladervolumen zupass kommen würden. Allein was ihn stört, ist der Ersatzreifen. Wegen der Gasflaschen unter der Ladefläche haben ihn die Ingenieure ins Auto gepackt. Ein Dichtmittel für Reifen wäre sinnvoller als der Pneu, sagt Kiel. Abgesehen davon ist ihm das Doblò-Hinterteil so noch zu nackt. Es fehlen ein ebener Boden (Gerätefüße reißen leicht ab), eine Seitenwand aus Holz (für Flachbildschirme) und Verzurrösen. Eine Branchenlösung? Zu teuer für uns.
Großen Wert legt der Chef auf das Äußere. Das Auto ist ein Imageträger, betont er. Der Italiener würde sich offenbar gut machen. Pfiffig, urteilt der Meister, nicht ohne die praktische Seite im Auge zu behalten: Bei dem kommen die Bürsten in der Waschstraße gut hin. Mit einer Stelle allerdings kann er sich nicht anfreunden. Der Einfüllstutzen fürs Gas sitzt ihm zu weit in Bodennähe. Da spritzt bei Schmuddelwetter der Dreck hoch.
Im Cockpit fühlt sich der Handwerker auf Anhieb wohl. Sitze, Schaltknauf, Hebel, Anzeigen das alles sagt ihm zu. Dass die Beinfreiheit für Menschen seiner Größe eher knapp bemessen, kennt er von seinem Kleinlieferwagen. Und nachdem auch die Ablagen den Test bestanden haben (die unter dem Dach ist super), bleibt eine Frage: Das nächste Auto? Es riecht nach Gas, sagt Kiel, dreht den Zündschlüssel rum und braust mit einem verschmitzten Grinsen los.
Eine Marktübersicht über das aktuelle Angebot an Lieferwagen mit Erdgas-Antrieb können Sie sich hier herunterladen.
Alternative Erdgas
In einem Kilo H-Gas steckt so viel Kraft wie in 1,5 Litern Benzin. Und der Preis ist halb so hoch.
Je nach Energiegehalt ist Erdgas an Tankstellen als H-(high) und L-Gas (low) ausgezeichnet. L-Gas ist vor allem in Norddeutschland verfügbar. Beide Sorten gibt es in gasförmiger (Compressed Natural Gas, CNG) und flüssiger (Liquid Natural Gas, LNG) Form. Ihre Kleinlieferwagen rüsten Autohersteller ab Werk für CNG aus. Der Gaspreis liegt ja nach Qualität etwa zwischen 75 und 88 Cent pro Kilo. Bis 2020 gilt ein verringerter Mineralölsteuersatz. Zudem unterstützen Energieversorger die Anschaffung und Umrüstung von Autos. Kackpunkt: Der Eingriff am Fahrzeug ist kostspielig. Bundesweit kann Erdgas zurzeit an fast 700 Tankstellen gezapft werden.
Alternative Autogas
Ein Liter Autogas kostet 65 Cent und birgt so viel Energie wie ein Dreiviertel Liter Benzin.
Autogas, auch Flüssiggas (Liquefied Petroleum Gas, LPG) genannt, entsteht als Nebenprodukt bei der Erdöl- und Erdgasgewinnung und Raffinerierung. Im Gegensatz zu Erdgas, das zu 80 bis 99 Prozent aus Methan besteht, handelt es sich um ein Gemisch aus Propan und Butan. Der Kraftstoffqualität ist per DIN-Norm geregelt. Steuerlich begünstig wird LPG bis 2009. Die höhere spezifische Energiedichte bei der Flüssiggasspeicherung sorgt dafür, dass die Autos nicht so große Tanks brauchen wie Erdgasmodelle und trotzdem weiter kommen. Entscheidender Vorteil: Die Nachrüstung der Technik ist vergleichsweise kostengünstig. Rund 1000 Tankstellen bieten zurzeit LPG.
Links:
www.erdgasfahrzeuge.de
www.dvfg.de