Auf einen Blick:
- Am 26. Mai wählen die Europäer ein neues Europa-Parlament.
- Sieben Handwerker aus unterschiedlichen Gewerken erklären hier, warum sie wählen gehen.
- Sie erklären auch, was sich in Europa zugunsten des Handwerks ändern muss.
In Europa soll sich etwas bewegen
"Ich finde, Europa ist eine gute Sache. Denn gemeinsam können wir mehr erreichen, als wenn jedes Land sein eigenes Süppchen kocht. Natürlich läuft nicht immer alles rund – das liegt nach meiner Meinung auch daran, dass nicht immer alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Ich gehe auf jeden Fall wählen. Die Gründe sind vielfältig: Ich möchte meine Stimme jemandem geben, der in Europa etwas bewegen kann und damit auch dazu beitragen, dass dem Extremismus die Stirn geboten wird. Was ich am kritischsten für die kleinen Betriebe im Handwerk sehe, ist das Thema Bürokratie. Ich sehe täglich, was bei meinem Chef an Aufgaben dadurch anfallen. Das ist schade. Anstatt dessen sollten wir dafür sorgen, dass das Handwerk wieder attraktiver wird und mehr junge Leute Lust haben, im Handwerk zu arbeiten." Lisa Plinke, Auszubildende Anlagenmechanikerin, eks Elektrotechnik, Hameln
"Hygienestandards sollten kontrolliert werden"
"Ich gehe zur Europawahl, weil ich mich für einheitliche Regelungen in unserem Gewerk einsetzen will. Standards, beispielsweise die Deklaration von Lebensmitteln als Transparenz für den Verbraucher, sollten überall gelten. Zusatzstoffe sollte jeder Bäcker veröffentlichen müssen und Hygienestandards einhalten – nicht nur in Deutschland. Was auf EU-Ebene beschlossen wird, ist für uns Handwerksbetriebe nicht immer umsetzbar. Ich denke an das Thema Datenschutz. Denn wir haben keine Marketing- oder Kommunikationsabteilung, die diese Arbeit macht. Wenn ich nach 14 Stunden körperlicher Arbeit noch den Computer anschalten muss, um den Büroberg abzuarbeiten, schlaucht das sehr. Ich denke, viele Gesetze und Beschlüsse sind für die Anwendung in der Praxis nicht zu Ende gedacht." Marcus Ostendorf, Bäckerei Möhring, Magdeburg
Europa als Austausch-Plattform nutzen
"Aus meiner Sicht sind Wahlen die einfachste und gleichzeitig wirkungsvollste Art der politischen Teilhabe. Sie geben uns die Möglichkeit, die eigenen politischen Wünsche, Gedanken und Forderungen an andere zu delegieren. Deshalb werde ich auf jeden Fall wählen gehen und mit meiner Stimme ein Signal geben. Denn ich kann mir schwer vorstellen, wie es ohne die Europäische Union wäre. Ich finde, je einfacher es ist, Grenzen zu überschreiten und sich auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, desto besser. Positive Effekte hat das für alle: Man lernt andere Menschen, Materialien und Herangehensweisen kennen. Da ich selbst in andere Länder gereist bin, habe ich viel über andere Kulturen und Arbeitsweisen gelernt. Das habe ich für mich persönlich und meine Arbeit sehr positiv erlebt." Johanna Röh, Tischlermeisterin, Alfhausen
Mehr Wähler durch verständliche Parteiprogramme
"Für das Handwerk ist es besonders wichtig, wählen zu gehen. Wir sollten mit unserer Stimme den Zusammenhalt in Europa und damit stabile Löhne und das Unternehmertum stärken. Mit dem Wahlrecht ist aber auch die Verantwortung verbunden, sich anhand der Wahlwerbung der Parteien zu informieren. Das kann mühsam sein, weswegen aus meiner Sicht noch zu wenige Menschen an der Europawahl teilnehmen. Hier sehe ich auch die Parteien in der Pflicht, verständliche Informationsmaterialen anzubieten. Das Handwerk und besonders auch die Kfz-Branche profitiert vom grenzüberschreitenden Austausch und dem dazugehörigen Wirtschaftsraum. Wir vernetzen uns über die Grenzen Deutschlands hinaus und versuchen somit auch, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken." Oliver Schatta, Autohaus Schatta, Braunschweig
"Die Vorteile, die wir durch die EU haben, überwiegen"
"Für mich steht Europa für Frieden, Wohlstand, Stabilität, Sicherheit und Freiheit. Als Personen und Betrieb geht es uns gut und dafür sollten wir dankbar sein. Der Blick in andere Länder und über den Tellerrand tut gut – wir sollten Europa und die Verdienste der Staatengemeinschaft mehr wertschätzen. Diese positive Einstellung gegenüber der EU möchte ich mit meiner Stimme zur Europawahl unterstreichen. Nicht alles, was die Politik beschließt, schadet uns Betrieben. Oft wird gemeckert, aber die Vorteile überwiegen. Das sind für mich beispielsweise die Suche nach Fachkräften aus dem Ausland oder die einheitliche Währung, der Euro. Oder auch das Sepa-Lastschriftmandat. Es hat zwar einige Zeit für die Umstellung gebraucht. Aber wir nutzen das täglich und sind froh über diese Erleichterung." Tina Lienemann, Vorsitzende UFH AK Aurich-Emden, Aurich
"Nachhaltigkeit und Umweltschutz geht alle an"
"Wer nicht wählen geht, kann sich auch nicht über das beschweren, was die EU-Politiker beschließen. Wir haben alle ein Mitbestimmungsrecht und sollten das auch nutzen. Ich persönlich finde das sehr wichtig, was die EU in Sachen Umweltschutz beschließt. Das Verbot von Plastikgeschirr und Strohhalmen beispielsweise. Wir sollten uns überlegen, wie viel Natur wir für unsere Kinder noch übriglassen wollen. Da können die Regeln meiner Meinung nach ruhig noch strenger sein – auch für Wirtschaftsunternehmen. Bei dem Neubau meines Salons habe ich deshalb auch einen Niedrigenergiebau gewählt und auf dem Dach eine Solaranlage, die uns bei der Gewinnung von Warmwasser unterstützt. Weniger glücklich bin ich mit den Regeln zum Datenschutz. Da hatte ich bei der Einführung einer neuen elektronischen Kasse viel bürokratischen Aufwand: Ich musste meine gesamte Kundenkartei neu anlegen und mir alle Daten erneut schriftlich absegnen lassen." Jan Ebbecke, Jan Ebbecke & Friseure, Northeim
"Die Zoll- und Währungsunion sind wichtige Verdienste der EU"
"Ob als Unternehmerin oder Privatperson: Ich finde wählen gehen wichtig. Jeder sollte das Recht nutzen, seine Meinung zu äußern und mit seiner Stimme etwas zu bewegen. Wenn man grenzübergreifende Geschäfte macht, ist man sich der Errungenschaften der EU-Politik sehr bewusst: Ich denke da beispielsweise an den Wegfall von Zöllen und der Währungsunion. Das erleichtert uns das tägliche Geschäft enorm. Wir haben bereits mehrfach von Auslandsaufenthalten unserer Azubis profitiert: In jedem Land gibt es andere Denk- und Herangehensweisen. Das bereichert den Arbeitsalltag enorm. Ich bin außerdem dafür, dass sich die Politik für einheitliche qualitative Standards einsetzt: Denn wenn wir hier beispielsweise Prototypen produzieren, können wir manchmal mit den Preisen aus dem europäischen Ausland nicht mithalten. In anderen Ländern wird oft günstiger produziert. Wer denkt dann zum Beispiel an die Verantwortung in puncto Umweltschutz und Nachhaltigkeit? Darauf sollte in allen Ländern geachtet werden." Helma Hartgen, Hartgen Maschinen- und Mühlenbau, Hude
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