Zwischen Kleinwagen und Minivan, zwischen Kombi und Transporter, da geht die Post ab: In nur fünf Jahren legten Lieferwagen in Westeuropa um 50 Prozent auf rund 450.000 Neuzulassungen zu. Lieferwagen sind erwachsen geworden, sind akzeptiert und arriviert. Gut 600 Kilogramm stemmt der neue Fiat Doblò in seiner Erstausgabe. Überdies ist Verstärkung in Sicht: Fiat hat eine aufgelastete Variante mit knapp 800 Kilo Tragkraft in Vorbereitung. In den Laderaum passen 3,2 Kubikmeter hinein - der stämmig gebaute Fiat ist Rekordhalter seiner Klasse. Im Sommer startet überdies der Doblò mit Hochdach. Er misst knapp 2,10 Meter in der Höhe, trägt ein Blechdach und offeriert ein Volumen von stolzen 3,8 Kubikmetern, dass durch erhöhte Heckflügeltüren gut zugänglich sein wird.
Daten von Bedeutung
Je kleiner die Autos, desto wichtiger die Details: Der Doblò bietet die größte Hecktür, die breiteste Schiebetür und den größten Abstand zwischen den Radkästen seiner Kategorie. Es dreht sich jeweils nur um ein paar Zentimeter oder gar Millimeter, doch in der Klasse der Bonsai-Laster haben diese Daten Bedeutung.
Für Praxisnähe sprechen die kräftigen Stoßfänger, sie halten Püffe bis zu 5 km/h ohne bleibende Schäden aus - eine ebenso angenehme Versicherung wie die Seitenschutzleisten und die Einfassung der Heckleuchten in Kunststoff. Ergebnis sind günstige Einstufungen bei der Versicherung: Wer den Doblò als Pkw ordert, kann sich beim Diesel über die Vollkaskoklasse 13, beim Benziner gar über die extrem billige Klasse 11 freuen - das spart enorm viel Geld.
Die Einstiegsmotorisierung entspricht dem kraftvollen Bild des Doblò nicht so recht: 65 PS aus 1,2 Liter Hubraum beim Benziner, 63 PS als Diesel mit 1,9 Liter Hubraum, das erfüllt alle Grundbedürfnisse, aber nicht mehr. Fiat schickt den kleinen Macho zum Bodybuilder: Ab Herbst starten ein Benziner mit 103 PS und ein Diesel mit 100 PS - fast schon zuviel des Guten und wieder Rekordwerte.
Etwas großer Wendekreis
Rund 80 Prozent Anteil vermutet Fiat in Deutschland für den Dieselmotor des Doblò Cargo in der ersten Welle. Der 1,9er ist ein braver Bursche: Nach alter Väter Sitte arbeitet er als Saugmotor mit Wirbelkammereinspritzung, gut für das recht dezente Geräuschniveau, jedoch nicht gut für den Verbrauch. Die milde Motorleistung bereitet dem Fahrwerk keine Probleme. Vorn McPherson-Federbeine, hinten eine "ungeteilte", also starre Achse an Parabelfedern, das ist soweit in Ordnung. Der Mini-Laster ist unbeladen keine Sänfte, benimmt sich aber umgänglich. Großen Anteil daran hat die Lenkung. In allen Varianten gehört eine sehr direkt ausgelegte Servolenkung zur Serienausstattung. Der Wendekreis ist allzu groß geraten: 11,7 Meter sind für ein Fahrzeug dieses Zuschnitts deutlich zu viel. Hinderlich beim Rangieren: Das Blickfeld des rechten Außenspiegels ist klein geraten.
Geeignet für Fahrer mit Gardemaß
Nicht nur im vergleichsweise großen Laderaum, auch im Fahrerhaus macht sich die eckig gestaltete Karosserie positiv bemerkbar. Die geraden Seitenwände wie auch die steil stehende Frontscheibe führen zu einem angenehmen Raumgefühl. Die Kopffreiheit ist riesig; Fahrer mit Gardemaß bringen ihre Extremitäten gut unter. Frisch und frech ist das Umfeld des Fahrers gestaltet: Die Bedienungselemente sind blau eingefärbt; besonders pfiffig wirkt die Schalterkombination in der Mittelkonsole zwischen den sportlich geformten Rosetten der Belüftung. Zu den praktischen Details zählt auch die geräumige Dachgalerie.
Mager in der Grundausstattung, aber viele Extras
Wichtig beim Doblò ist die Wahl der richtigen Ausstattung. So wirkt die Grundversion mager ausgerüstet, obwohl wesentliche Elemente wie Servolenkung und Fahrerairbag an Bord sind. Doch es fehlt ein Türfach, die Instrumente fallen spärlich aus und die Türverkleidung erinnert an Presspappe. Zudem streicht Fiat die Sitzhöhenverstellung die vor allem groß gewachsene Fahrer benötigen: Ihre Stirn nähert sich verdächtig der Dachgalerie.
Wer kein Brett vor dem Kopf haben will, wählt die gehobene Variante Doblò Cargo SX. Sie entpuppt sich als echter Tipp: Neben einer wohnlichen Verkleidung, Drehzahlmesser und einer zusätzlichen Steckdose neben dem obligatorischen Zigarettenanzünder zählen hier bereits die Schiebetür auf der rechten Seite, Nebelscheinwerfer, elektrisch betätigte Fensterheber und Zentralverriegelung zur Serienausstattung. Alles zusammen ist mehr wert als den SX-Aufpreis von 1.000 Mark.
Fiat Doblò Cargo: Technische Daten
Modell
Doblò Cargo 1.2
Doblo Cargo 1.9 D
Zylinder/Hubraum cm3
4 Reihe/1242
4 Reihe/1910
Bohrung/Hub, mm
70,8/78,9
82,0/90,4
Leistung (kW/PS)/min
48 (65)/5500
46 (63)/4500
Max. Drehmoment, Nm/min
102/3500
118/2500
Steuerung
Oben liegende Nockenwelle, zwei Ventile pro Zylinder
Kraftübertragung
Antrieb auf die Vorderräder, mechanisches Fünfganggetriebe, Übersetzungen 4,27-0,95 (Diesel 4,27-0,77), Achsübersetzung 4,4
Fahrwerk
Vorn Einzelradaufhängung an McPherson-Federbeinen, Stabilisator. Hinten Starrachse mit Parabelfedern. Vorn Scheiben-, hinten Trommelbremsen. ABS auf Wunsch. Reifengröße 175/70 R 14
Batterie
40 Ah
60 Ah
Lichtmaschine
65 A
Länge/Breite/Höhe
4159/1714/1822 (2092 Hochdach) mm
Radstand
2566 mm
Spurweite vorn/hinten
1490/1496 mm
Wendekreis
11,7 m
Laderaum, Länge/Breite/Höhe
1680/1470/1305 (1575 Hochdach) mm
Breite zwischen den Radkästen
1200 mm
Ladekante
535 mm
Volumen Laderaum
3,2/3,8 (Hochdach) m3
Hecktür, Breite/Höhe
1210/1200 mm
Schiebetür, Breite/Höhe
685/1142 mm
Leergewicht
1225 kg
1295 kg
Nutzlast
610 kg
Zul. Gesamtgewicht
1835 kg
1905 kg
Zul. Achslast vorn/hinten
900/1060 kg
970/1060 kg
Zul. Anhängelast gebremst/ungebremst
1100/400 kg
1100/500 kg
Max. Zuggewicht
2875 kg
-
Dachlast
100 kg
Tankinhalt
60 l
Höchstgeschwindigkeit
142 km/h
141 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h
18,9 s
20,9 s
Normverbrauch Stadt/Überland/gesamt
9,8/6,5/7,7 L/100 km
9,9/6,5/7,7 L/100 km
Ölwechsel alle
20.000 km/18 Monate
10.000 km/18 Monate